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Hallen-Bundesliga: Bisher eine „Ja, aber...“-Mehrheit

07.10.2020 Umfrage der Task-Force Bundesliga brachte erst ein klares Ergebnis, nach einer Videokonferenz dann eine zweite Abstimmung

Soll die Hallenhockey-Bundesligasaison 2020/21 in der geplanten und gewohnten Form gespielt werden? Mit dieser Fragestellung ist die Task-Force Bundesliga vergangene Woche auf alle jene Vereine zugegangen, die in einer der drei Hallen-Bundesliga-Spielklassen (BL Damen, 1. BL Herren, 2. BL Herren) mit mindestens einer Mannschaft vertreten sind. Angesichts der längst noch nicht überstandenen Corona-Pandemie und bei wieder ansteigenden Infektionszahlen wollten sich die Mitglieder des DHB-Gremiums von den Clubs ein Meinungs- und Stimmungsbild abholen, um „damit alle Beteiligten aktiv mitzunehmen, um zu entscheiden, ob die Hallensaison 2020/2021 wie geplant gespielt werden soll oder ob es sinnvoller ist, diese bereits heute für ,abgesagt’ zu erklären“, wie es im Begleitschreiben hieß.

Die Umfrage brachte ein recht eindeutiges Ergebnis. Von den 72 Bundesliga-Teams haben sich 66 an der Abstimmung beteiligt. Knapp Dreiviertel davon (74,2 Prozent) beantworteten die Frage mit Ja; 25,8 Prozent gaben ein negatives Votum ab. Das Ergebnis wurde am Montag im Rahmen einer Videokonferenz vorgestellt. Das von DHB-Vizepräsident Henning Fastrich („Das war eine überraschend deutliche, sehr positive Aussage der Vereine, wie im Feld jetzt auch in der Halle spielen zu wollen“) als klare Zustimmung gewertete Ergebnis erhielt im Laufe der knapp eineinhalbstündigen Diskussion mit rund 70 Teilnehmern allerdings spürbare Risse. Denn wie sich herausstellte, war von vielen Clubvertretern kein überzeugtes „Ja“, sondern oftmals ein „Ja, aber...“ an die Task-Force zurückgeschickt worden. „Das ist einerseits nachvollziehbar, andererseits hilft es uns in dieser Situation nicht weiter. Denn wenn hinter ,aber’ wichtige Bedenken gegen eine Durchführung stehen, wäre eine Nein-Antwort ehrlicher gewesen“, verdeutlichte Task-Force-Mitglieder Hanns-Peter Windfeder (Mülheim) die Problematik.

Und diese Bedenken wurden während der Videokonferenz zuhauf geäußert. Da ging es zum Beispiel um den gravierenden Unterschied zwischen einem Freiluftevent (wie im konkreten Fall Feldhockey-Bundesligaspiele auf meist vereinseigenen Anlagen) und einer Indoor-Veranstaltung (zum Beispiel Hallenhockey in einer städtischen Sportstätte). Viele Clubvertreter bezweifeln ernsthaft, dass ihnen im kommenden Winter die öffentlichen Sportstätten in dem Umfang und mit der Nutzbarkeit zur Verfügung stehen werden wie in der Zeit vor Corona. „Da müssen jetzt zusätzliche Lüftungszeiten eingeplant und andere Infektionsschutzmaßnahmen vorgenommen werden“, ahnt Ulf Anders (Blau-Weiß Köln) neue Herausforderungen auf die Vereine zukommen. Was Carlos Navarette (SW Neuss) zur Erkenntnis kommen ließ: „Können wir in diesem Winter die Hallenstruktur überhaupt leisten? Das ist die entscheidende Frage und nicht, ob wir die Hallen-Bundesliga im gewohnten Format spielen wollen.“ Stefan Kermas (Münchner SC) sieht angesichts der aktuellen Hallenthematik, die sich in den einzelnen Bundesländern auch unterschiedlich gestalten würde, „keine Chancengleichheit“.

Diese Chancengleichheit, auch was andere Aspekte der Durchführung der Hallen-Bundesliga ist der bekannten Form angeht, sei „zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu garantieren. Das müssen wir ehrlich zugeben“, sagte Windfeder. Er spielte da genauso wie Vizepräsident Fastrich auf die Umstände an, dass angesichts des komprimierten Saisonplans ohne große zeitliche Puffer nach hinten ganz schnell sportliche Ungerechtigkeiten entstehen könnten. Denn kurzfristig ausfallende Spiele (Corona-Fälle in Teams, Hallensperrungen etc.) nachholen zu können, dürfte ungleich schwerer umzusetzen sein als jetzt im Feld. „Corona wird für uns in der Hallensaison komplizierter handzuhaben sein als im Feld, aber es ergibt keinen Sinn, alle Eventualitäten schon vorher lösen zu wollen“, gab Fastrich zu bedenken, wenngleich auch er auch noch einmal unmissverständlich betonte: „Die Gesundheit geht vor.“

Den Aspekt der Gesundheit hob Peter Lemmen (Mannheimer HC/Feudenheimer HC) hervor: „Wir haben mit Nein gestimmt, weil unseren Spielerinnen und Spielern das gesundheitliche Risiko zu groß ist.“ Außerdem wäre der organisatorische Aufwand bei der Umsetzung der Hygienekonzepte in der Halle noch deutlich größer als im Feld, was auch von Petra Daase (TuS Lichterfelde) bestätigt wurde: „Unsere Ehrenamtlichen gehen jetzt im Feld schon am Stock, weil derart viele Auflagen bei jedem Spieltag zu erfüllen sind. Das wird dann noch schwerer.“

Weil am Ende der Diskussion einzelne Clubvertreter tatsächlich der Windfeder-Empfehlung nachkamen und ihr Votum von „Ja, aber“ in „Nein“ abänderten und „weil erst jetzt die ganzen Probleme im Detail klargeworden sind“ (Thomas Draguhn/Neuss), kam man sehr einmütig zur Auffassung, dass es noch einmal eine Abstimmung geben sollte. Dort soll ein Verein dann auch für jede seiner Bundesligamannschaften eine einzelne Stimme abgeben können. Denn auch dies kam in der Diskussion heraus: Einheitlich ist das Meinungsbild innerhalb eines Clubs oftmals nicht. Beim einen Verein hat sich das Damenteam gegen die Hallensaison ausgesprochen und die Herrenmannschaft dafür, beim anderen war es genau umgekehrt.

Inzwischen hat die Task-Force diese zweite Runde der Umfrage auf den Weg gebracht. Bis diesen Donnerstag (8. 10.), um 12 Uhr können die Stimmen abgegeben werden. Diesmal gibt es nur noch Ja oder Nein, ohne aber. Schon am Freitag will der DHB informieren, um für eine gewisse Planungssicherheit zu sorgen.     

lim