DEUTSCHE
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Hockey geht außergewöhnliche Wege - schon wieder

13.10.2020 

Eine freiwillige Bundesligasaison? Keine Konsequenzen bei Nichtteilnahme? Aufsteiger ja, Absteiger nein? Individuelle Lösungen zur Durchführung des Spielbetriebs? – da wird sich draußen im Land bestimmt wieder mancher Zeitgenosse wundern, welche ungewöhnlichen Wege der Hockeysport in Deutschland im Umgang mit der Corona-Pandemie nun schon wieder beschreitet.

Anders als die meisten vergleichbaren Sportarten hatte Hockey schon seine laufende Saison 2019/20 im Feldhockey nicht abgebrochen, als der Lockdown alle Aktivitäten über Monate lahmlegte, sondern alle Meisterschaftsrunden im Erwachsenenbereich einfach bis 2021 verlängert. Und jetzt also eine Regelung für die Hallen-Bundesliga 2020/21, die alles bisher Bekannte in den Schatten stellt.

Kritiker werden einwerfen, dass sich der Deutsche Hockey-Bund aus seiner Verantwortung stiehlt, weil er keinen eindeutigen Kurs fährt. Also dass er nicht klipp und klar entscheidet: Ja, wir spielen ganz normal; oder Nein, wir sagen den kompletten Wettbewerb frühzeitig ab. Doch wäre solch eine Schwarz-oder-weiß-Festlegung in diesen außergewöhnlichen Zeiten, in denen wir uns seit über einem halben Jahr befinden, wirklich sinnvoll gewesen? Und ist die gefundene Lösung nicht tatsächlich ein tragfähiger Kompromiss, der viele Seiten und Interessen berücksichtigt und erst einmal niemanden im Regen stehen lässt?

Die Vereine, die in den Abstimmungen ihr „Ja“ abgegeben haben, werden sich freuen, dass ihnen nicht eine zweite mehrmonatige Wettkampfpause von vornherein verordnet wird. Und die anderen, die mit ihrem „Nein“ ihre Sorgen vor einem unkalkulierbaren Infektionsrisiko ausgedrückt haben, müssen sich nun keine Gedanken darüber machen, dass ihre Mannschaften eventuell zu einem Abstieg am Grünen Tisch verdonnert werden, wenn sie nicht mitspielen.

Tatsächlich darf man gespannt sein, wie konsequent alle ihre Linie weiterverfolgen werden, wenn es nun darum geht, die einerseits freiwillige, aber in der Konsequenz dann verbindliche Anmeldung bis diesen Freitag vorzunehmen - oder eben darauf zu verzichten. Und vielleicht wird ja sowohl dem Verband als auch den Vereinen die Entscheidung aus der Hand genommen, wenn sich die Pandemie-Situation in den nächsten Wochen drastisch verschlechtern sollte.

Uli Meyer