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Ein Paukenschlag, über den sich spekulieren lässt

30.06.2020 Das war ein Paukenschlag. Mit der fristlosen Abberufung von Heino Knuf als Vorstandsmitglied und Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes hat das DHB-Präsidium vorige Woche für Aufmerksamkeit gesorgt - außerhalb und auch in der eigenen Hockeyfamilie. Was mag da bloß vorgefallen sein, fragt man sich, dass auf so einer herausgehobenen Position eines Sportverbandes gut ein Jahr vor den Olympischen Spielen jemand aus dem System genommen werden muss? Der die vergangenen neun Jahre mit dazu beigetragen hat, dass deutsche Hockeyauswahlteams weiter Medaillen scheffeln konnten, und sportliche Rückschläge hat es auch zu früheren Zeiten schon immer mal gegeben.

Die vom DHB herausgegebene Pressemitteilung lässt nicht wirklich Einblick gewinnen. So zeigt sich die Süddeutsche Zeitung erstaunt über die „abrupte und nur recht allgemein begründete Trennung“ und mutmaßt, dass der DHB entgegen seiner sonstigen „durchdacht und professionell wirkenden“ Art diesmal „spontan und etwas amateurhaft“ vorgegangen sei. Dass die Beteiligten sich in Schweigen hüllen oder nur sehr bedachte Formulierungen wählen, ist einerseits verständlich, weil möglicherweise Gerichte über das jetzt zerrüttete Verhältnis werden befinden müssen. Andererseits geht das Spekulieren über Auslöser und Hintergründe des Vorgangs dann erst recht weiter.

Es darf als gesichert gelten, dass es keinen einzelnen, keinen zwingenden und keinen aktuellen Anlass gibt, ausgerechnet jetzt Heino Knuf vor die Türe zu setzen. Viel wahrscheinlicher ist, dass sich für die DHB-Spitze über einen längeren Zeitraum hinweg ein Bild verfestigt hat, das die Arbeit des bisherigen Sportdirektors nicht in bestem Licht erscheinen lässt. Es ist beispielsweise ein offenes Betriebsgeheimnis, dass Heino Knuf bei den Nationalmannschaften und deren Umfeld schon seit längerem keinen besonderen Rückhalt mehr genoss, die Zusammenarbeit der Kader mit dem Sportdirektor soll eher oberflächlich als innig gewesen sein. Und an anderen Ecken sollen es mehr offene als geschlossene Baustellen gewesen sein, die Knuf hinterlässt. Wenn vom Präsidium letztlich die Chance, mit einem Neuanfang für frischen Wind und mehr Dynamik zu sorgen, als größer angesehen wird als die Furcht, durch die Personalie erst einmal Sand ins Getriebe bei der Vorbereitung auf Tokio 2021 zu bekommen, dann ist das bezeichnend. Hoffen wir mal, dass die Rechnung aufgeht.

Uli Meyer