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Das Momentum zählt mehr als Potenzial und Vergangenheit

29.08.2023

Wenn es eine Lehre des sportlichen Geschehens der zehn EM-Tage im Sparkassenpark von Mönchengladbach gibt, dann die, dass das Momentum das Wichtigste ist. Im Hier und Jetzt optimal zu performen und sich damit in Vorteil zu bringen ist viel wichtiger als das grundsätzliche Potenzial und erst recht als die Vergangenheit, die eine Mannschaft aufweist. Niemand musste das bei der Europameisterschaft auf so harte Weise erfahren als Herren-Weltmeister Deutschland.

 

Der WM-Titel Ende Januar hat die Helden von Bhubaneswar verständlicherweise erstmal in ein gewisses Loch fallen lassen. Der Bundestrainer wählte einen, wie er selbst sagte, „humanistischen Ansatz“, um die Spieler nach ein, zwei Monaten des Freigangs wieder an die nötige Arbeit für die nächsten Aufgaben heranzuführen. Im Endeffekt standen - neben acht Pro-League-Spielen – nur neun Tage gemeinsames Training vor der EM an. Ungefähr ein Fünftel von dem, was die zentralisierten Systeme der Konkurrenten im gleichen Zeitraum absolvierten. Keine Entschuldigung, so André Henning, aber eine Erklärung sollte das sein, warum dem deutschen Spiel vor allem in der Endphase der EM die Schärfe und Präzision im Aufbau- und Offensivspiel fehlte, auch bei den Ecken. Null Tore in 120 Minuten K.O.-Spiele sind „ernüchternd“, wie nicht nur Sportdirektor Martin Schultze feststellte.

 

Die erste Heim-EM war für die deutschen Spielerinnen und Spieler eine Riesensache, auch wenn sich ihre sportlichen Ziele in Mönchengladbach eher nicht erfüllten.  Foto: Uijlenbroek

Ein Spieler wie Niklas Wellen bei der WM, als er mit überragender individueller Form die Nebenleute zu großen Taten mitriss, fehlte den DHB-Herren bei der EM. Die siegreichen Holländer hatten mit Duco Telgenkamp so einen. Unbekümmert, mit unbändiger Energie und Drang zum Tor entschied der Newcomer (gab erst im Juni sein Debüt) Halbfinale und Endspiel. Der 21-Jährige war das Momentum in Person.

 

An der Spitze des europäischen (und weltweiten) Damenhockeys ist das Momentum seit Jahren ein Dauerzustand. Seriensieger Niederlande kam auch in Mönchengladbach ungefährdet zum Titel. Jammerschade, dass es kein Finalduell zwischen dem Weltmarktführer und den deutschen Damen gab. Das DHB-Team verbaute sich die Chance dazu durch eine Halbfinalleistung, die einfach nicht zwingend genug war, um ein aufsteigendes Belgien niederzuringen. Die anderen vier deutschen Siege mit 17:0 Toren sollten nicht blenden. Schottland, Irland und inzwischen auch England sind aktuell kein Maßstab, wenn es darum geht, sich als olympischer Medaillenkandidat 2024 in Stellung zu bringen. Aber das Potenzial, sich dieses Momentum bis Paris zu erarbeiten, haben die Danas.

 

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