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Michael Körper: Hallen-Abschied mit Titelgewinn

Einen besseren Ort und ein besseres Ende für seinen Abschied von der Hallenhockey-Bühne hätte Michael Körper nicht bekommen können. Im neuen Arminen-Dome in seiner Heimatstadt Wien führte der 37-Jährige seinen Harvestehuder THC mit 25 Toren in sechs Spielen nahezu im Alleingang zum Gewinn des Hallen-Europacups 2024, dazuhin wurde er im Abschluss auch vom österreichischen Verband offiziell aus der Nationalmannschaft verabschiedet.

„Das hat mich sehr berührt“, sagte Körper, nachdem ÖHV-Verbandspräsident Walter Kapounek den „erfolgreichsten Hockeyspieler unserer Geschichte“ unmittelbar nach der Siegerehrung des Europacups gewürdigt hatte. Über eine Videoleinwand waren die wichtigsten von Körpers über 300 Toren in 273 Länderspielen in den 20 Jahren seiner aktiven Zeit im Nationaltrikot noch einmal zu sehen.

Keine Stunde zuvor hatte der Vollblutstürmer aber auch live bewiesen, dass er von seiner über Jahre aufgebauten und konservierten Kunst, Tore zu erzielen, noch nichts verlernt hat. Körpers Mannschaft lag im Endspiel der 33. Auflage des „EuroHockey Indoor Club Cup Men“ gegen den niederländischen Meister HDM Den Haag zur Pause mit 1:4 in Rückstand. „Eigentlich war das Spiel schon verloren“, sagte später HTHC-Trainer Tomasz Laskowski später, in der Kabinenansprache forderte er seine Schützlinge auf, in der zweiten Halbzeit „endlich mal Emotionen zu wecken“ und „einfach weiterzumachen und alles rauszuholen“.

Worte, die fruchteten. Tatsächlich ging ein Ruck durch den deutschen Hallenmeister des Jahres 2023, der dank der Körper-Tore (insgesamt drei Ecken, ein Siebenmeter und ein erfolgreicher Steal) und einer starken Vorlage auf seinen kongenialen Sturmpartner Fabian Unterkircher innerhalb von gut fünf Minuten aus einem 1:4 ein 6:4 machte. Entschieden war das temporeiche Finale damit noch nicht. Die Holländer, mit deutscher Hallen-Expertise von Tino Nguyen (Mannheimer HC), Sören Bigalke (TC BW Berlin) und Luis Beckmann (Crefelder HTC) verstärkt, kämpften sich dank ihres Starspielers Mustaphaa Cassiem (wurde später zum MVP des Turniers gekürt) zum 6:6-Endstand zurück.

Im Shoot-out kam beim HTHC für den Hallen-Europameister Anton Brinckman der junge Jasper Ditzer zum Einsatz. „Das war so geplant, und er hat unser Vertrauen sehr gut umgesetzt“, lobte Laskowski den 17-jährigen Schlussmann, der tatsächlich an allen drei Versuchen der holländischen Schützen dran war. Zwar gingen zwei Bälle trotzdem noch unglücklich aus HTHC-Sicht ins Tor, doch der eine gehaltene sollte reichen. Denn bei den Hamburgern trafen die drei Schützen Anton Pöhling, Unterkircher und Körper souverän. Perfekt damit der fünfte HTHC-Triumph nach 1997, 1998, 2014 und 2016 sowie der insgesamt 27. deutsche Herren-Sieg beim Hallen-Europacup.

Das Finale gegen Den Haag war die mit Abstand schwerste Prüfung für Harvestehude. Durch die Gruppenphase war der vor drei Wochen im DM-Halbfinale am späteren Meister Mannheimer HC gescheiterte HTHC ohne Probleme gegangen. Es ging mit einem 10:2 (4:1) gegen den türkischen Meister Gaziantep und einem 10:4 (4:1) gegen den kroatischen Vertreter Mladost aus Zagreb am Donnerstag los. Das knappste Resultat gab es gegen den englischen Meister HC Wimbledon beim 7:3 (3:2), um so deutlicher fiel zum Abschluss der Vorrunde am Freitagabend das 17:2 (11:2) gegen die Polen von WKS Grunwald Poznan aus, die am Ende zusammen mit Gastgeber Arminen Wien abstiegen.

 

Michael Körper (links; hier im Halbfinale gegen Complutense Madrid) erzielte 25 Tore in sechs Europacupspielen, war damit klar bester Turniertorschütze vor seinem HTHC-Teamkameraden Fabian Unterkircher (16 Treffer).  Foto. Worldsportpics  

Die 44 HTHC-Tore der vier Gruppenspiele verteilten sich auf Michael Körper (16), Fabian Unterkircher (13), Fülöp Losonci (5), Anton Pöhling (3), Niklas Reuter (3), Jonas von Gersum (3) und Kilian Pöhling (1). Übers ganze Turnier hinweg wechselte Laskowski zwischen seinem erfahrenen Fünferblock (Hasun, K.Pöhling, A.Pöhling, Körper, Unterkircher) und den jungen Wilden mit Wex, Schneider, von Gersum, Losonci und Reuter.

Im Halbfinale am Samstag gegen die Spanier von Sanse Complutense korrigierte Michael Körper mit vier Toren in Folge einen 0:1-Rückstand, am Ende stand es nach weiteren HTHC-Treffern von Unterkircher (2), A.Pöhling und von Gersum verdientermaßen 8:3 (6:3). Noch deutlicher machte es Den Haag im zweiten Halbfinale mit dem 12:2 gegen Mladost.

Im Finale verhinderte letztlich vor allem Michael Körper den ersten niederländischen Europacup-Erfolg. „Er ist der weltbeste Hallenhockeyspieler. So einen wird es über Generationen nicht mehr geben. Er wurde hier mit Würde verabschiedet“, sagt Tomasz Laskowski über seinen Landsmann Körper, der für den HTHC noch die Feld-Rückrunde bestreiten wird und dann den Schläger an den berühmten Nagel hängen will.   lim