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Damen-Europacup: Erfolgreiche Düsseldorfer Titelverteidigung mit vier Jahren Abstand

Wer es gewohnt ist, dass die Endspiele seiner Mannschaften sich meist zu nervenzehrenden Angelegenheiten entwickeln und oft erst im Shoot-out entschieden werden, für den war das Finale der 32. Auflage des „EuroHockey Indoor Club Cup Women“ eine gänzlich andere Erfahrung. Nicolai Sussenburger, Cheftrainer der Damen des Düsseldorfer HC, konnte schon bald in diesem letzten Turnierspiel in eine Art Genießermodus übergehen. Zu klar die Überlegenheit seiner Mannschaft, die gegen die Vertretung des türkischen Gastgebers Gaziantep Polisgücü bereits zur Halbzeit 7:0 führte. Beim Schlusspfiff stand es 11:3, und somit endete auch die dritte Teilnahme der DHC-Damen an einem Hallen-Europacup zum dritten Mal nach 2016 und 2020 mit dem Titel.

„Damals war es deutlich enger“, verglich Sussenburger die Wettbewerbe von Minsk (2016) und Den Haag (2020) mit dem aktuellen von Alanya. Der DHC-Coach sah diesmal eine schwächere Konkurrenz („manche Teams waren nicht so gut besetzt, wie man sie schon kannte; außerdem fehlte ein niederländischer Vertreter“), aber auch eine grundsolide Vorstellung der eigenen Truppe, die sich in sechs Auftritten so gut wie keine Schwächephase leistete.

Es begann am Donnerstag gleich mit dem höchsten Sieg des Turniers. Der als Deutscher Hallenmeister 2023 qualifizierte DHC fertigte die Irinnen vom Railway Union HC mit 13:1 (6:0) ab. Vergleichsweise knapp, aber immer noch ohne wirkliche Gefahr eines Punktverlustes ging es am Samstagmorgen mit einem 7:3 (5:1) gegen den Schweizer Meister HC Rotweiss Wettingen weiter. Dritter Düsseldorfer Gegner waren die Damen des belgischen Vertreters Royal Racing Club aus Brüssel, die ebenfalls mit zwei Siegen ins Turnier gestartet waren. Das vermeintliche Endspiel um den Gruppensieg ging mit einem 0:1 nach einem belgischen Eckentor los. Es sollte der einzige Rückstand des DHC im Turnier bleiben. Schon zum Ende des ersten Zehn-Minuten-Abschnitts (gespielt wird international über 4x10 Minuten) war die Sache zur Düsseldorfer 2:1-Führung korrigiert. Über den 4:1-Halbzeitstand kam es zum klaren 9:1-Endstand. Mit genau dem gleichen Resultat – 9:1 (4:1) – beendete die Sussenburger-Truppe auch das vierte und letzte Gruppenspiel am Samstagmorgen gegen den englischen Meister Buckingham HC.

Die 38 Vorrundentreffer des DHC verteilten sich auf Mabel Brands (15), Elisa Gräve (7), Lilly Stoffelsma (5), Clara Ycart (4), Laetitia Graf (4), Friederike Heusgen (2) und Maike Schaunig (1). Lediglich Sophia Schwabe, Annika Sprink und Kapitänin Pia Lhotak hielten sich beim Toreschießen bis dahin gänzlich zurück. Fast durchweg spielte der DHC mit dem sehr erfahrenen Block (Lhotak, Sprink, Stoffelsma, Gräve, Brands) und den etwas weniger erfahrenen Fünf (Schaunig, Ycart, Heusgen, Schwabe, Graf). Für Stammtorhüterin Femke Jovy kam gelegentlich auch Titzia Groß zwischen die Pfosten.

Nur der Düsseldorfer Durchmarsch in der Gruppe A war eine klare Sache. Schon Brüssel musste um seinen Halbfinalplatz ein wenig zittern. Wäre die 1:2-Niederlage gegen Wettingen im letzten Spiel der Gruppe A auch nur um zwei Tore höher ausgefallen, wären noch die Schweizerinnen auf Rang zwei vorgestoßen. Ganz eng war es auch in der Gruppe B, wo sich Gaziantep, Sumchanka und Madrid einen Dreikampf um die zwei Plätze in der Vorschlussrunde lieferten. Letztlich zogen die Spanierinnen nach einer 4:5-Niederlage im letzten Spiel gegen die Türkinnen den Kürzeren.

Düsseldorfs Gegner im Halbfinale hieß MSC Sumchanka. Die international erfahrenen Ukrainerinnen, oftmals identisch besetzt wie das Nationalteam, waren anfangs ähnlich chancenlos wie alle DHC-Gruppengegner. Schon nach elf Spielminuten stand es 4:0, mit 4:1 ging es in die Halbzeitpause. Aus dieser kam Sumchanka angriffslustig zurück aufs Spielfeld. Ein schneller Doppelschlag zum 3:4 brachte die Ukrainerinnen heran, der DHC schwamm kurz und hätte fast den Ausgleich kassiert. „Letztlich war es der einzige kritische Moment im Turnier für uns“, so später Nico Sussenburger. Seine Schützlinge konnten sich aus der misslichen Situation befreien und zogen über 5:3 und 5:4 schließlich mit einem 9:4-Erfolg ins Endspiel ein. Auch beim Halbfinalsieg war Mabel Brands mit sechs Treffern wieder die beste DHC-Schützin, Gräve, Heusgen und Ycart steuerten noch je ein Tor bei.

 

Bei sommerlichen Temperaturen um die 20 Grad konnten die Damen des Düsseldorfer HC ihren Erfolg in einer Strandbar im türkischen Küstenort Alanya feiern. Weil der Rückflug nach Deutschland aus logistischen Gründen erst am nächsten Morgen erfolgte, blieb genügend Zeit. Foto: DHC

 

Im Endspiel traf Düsseldorf auf Gaziantep Polisgücü. Dass der türkische Meister einen wirklichen Heimvorteil hatte, konnte man kaum behaupten. „Deren Heimat liegt rund 600 Kilometer von Alanya entfernt“, hatte der DHC-Coach in Erfahrung gebracht und erklärte damit auch das eher mäßige Zuschauerinteresse auf der Tribüne. Die Türkinnen hatten zwar durch EM-Torschützenkönigin Gültekin die erste, von Torhüterin Jovy geklärte Chance des Endspiels, doch recht schnell wurden auf der anderen Seite Fakten geschaffen. Gräve und ein Brands-Hattrick sorgten für ein 4:0 bis zur ersten Viertelpause. Ein weiterer Hattrick, diesmal von Schwabe, führte zum 7:0-Halbzeitstand. Auch wenn die zweite Halbzeit dann nach DHC-Toren von Brands, Gräve, Heusgen und Ycart lediglich 4:3 endete, war angesichts des deutlichen Torabstands früh jegliche Spannung aus diesem Finale entwichen.

„Nach dem von uns selbst vergeigten DM-Finale war es gut, dass wir uns hier noch einmal aufgerafft haben und für ein gutes Ende der Hallensaison sorgen konnten“, so Nico Sussenburger. Dass dem DHC mit dem neuerlichen Triumph sogar eine erfolgreiche Titelverteidigung gelungen war, verdeutlicht das Dilemma des Damen-Europacups, der wegen Corona (2021 und 22) und der Erdbebenkatastrophe in der Türkei (2023) zuletzt drei Jahre in Folge ausgefallen war.

Düsseldorf sorgte für den 30. deutschen Sieg in diesem Wettbewerb. Nur 2013 (HC Den Bosch) und 2019 (MHC Laren) standen zweimal niederländische Teams ganz oben auf dem Siegertreppchen. Einsamer Rekordgewinner ist mit 15 Siegen der Rüsselsheimer RK (zwischen 1991 und 2006), je drei Mal triumphierten Alster Hamburg, Berliner HC und Düsseldorfer HC, zwei Mal der UHC Hamburg und je ein Mal SC Brandenburg, Harvestehuder THC, Mannheimer HC und TSV Mannheim.    lim