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Pro League im Juni 2025 zu Gast in Berlin

Drei Jahre nach dem letzten Aufschlag der FIH Hockey Pro League (HPL) in Deutschland wird die Weltliga des Hockeysports wieder hierzulande Station machen. „Wir werden vom 21. bis 29. Juni 2025 einen Pro-League-Spieltag in Berlin haben. Das werden je sechs Spiele bei Damen und Herren mit attraktiver Besetzung“, verkündete Martin Schultze, Sportdirektor des Deutschen Hockey-Bundes, vor wenigen Tagen nach einem HPL-Workshop des Welthockeyverbandes in Lausanne.

Weder in der Saison 2022/23 noch in der laufenden Spielzeit 2023/24 stand Deutschland als Gastgeber eines der sogenannten Minispieltage der Pro League auf dem internationalen Spielplan. Der DHB hatte auf eine Ausrichterrolle aus eigenen Stücken verzichtet, da er aufgrund der finanziell zu stemmenden TV-Produktion sehr hohe Kosten und ein entsprechendes dickes Minus in der Eventbilanz fürchten musste.

Zuletzt fanden in Deutschland Pro-League-Spiele im Juni 2022 in Hamburg (gegen die Niederlande) statt. Davor wurden auch in Krefeld, Düsseldorf, Berlin und am häufigsten im Hockeypark in Mönchengladbach Spiele innerhalb der Weltliga bestritten.

In dem jährlichen Treffen der Sportverantwortlichen der an der HPL beteiligten nationalen Verbände ging es diesmal auch darum, die sich mit Ausstiegsgedanken beschäftigenden Verbände von Australien und England wieder ins Boot zurückzuholen. Beide hatten eine weitere Beteiligung an der Pro League mit eigenen Forderungen verknüpft. „Es herrschte große Einigkeit innerhalb der anderen Topnationen, dass man zwar Australien und England gerne weiter dabei haben will, aber die Pro League notfalls auch ohne sie existieren könne“, so Martin Schultze zur Situation. Nach Einschätzung des DHB-Sportvorstandes konnten einige der von Australien und England vorgebrachten Dinge konstruktiv gelöst werden. „Der Druck, dass beide Verbände jetzt unterschreiben und weitere Eigeninteressen zurückstellen, ist groß“, schätzt Schultze, dass Australien und England sich in Bälde gegenüber der FIH bis 2028 verpflichten werden, so wie das neben anderen Teilnehmern im Übrigen auch der DHB schon vor gut einem Jahr getan hat.

„Es gab bei diesem Meeting ein breites und klares Bekenntnis zur Pro League“, fasste Martin Schultze die allgemeine Stimmung zusammen. Die Kinderkrankheiten dieses 2019 sportlich gestarteten Formats, das auch wegen der Coronaverwerfungen einen schweren Start hatte, seien zum Großteil ausgemerzt, auch weil es bereits frühzeitig erhebliche Änderungen am Konstrukt gab. „Bei aller Kritik muss man so einem Projekt auch eine Chance zur Entwicklung geben“, sagt Schultze. Ein deutscher Rückzug, wie er hierzulande von einigen offen diskutiert wurde, ist bei den DHB-Verantwortlichen überhaupt kein Thema. „Die Pro League ist inzwischen auch beim BMI anerkannt und Teil unserer staatlichen Förderung“, unterstreicht der Sportdirektor die gestiegene Akzeptanz.

Die FIH habe jüngst signalisiert, dass sich die Pro League mittlerweile auch finanziell trage und sogar leichte Gewinne einfahren würde. Die Mittel würden genützt, um zum Beispiel die Aufsteigerteams in ihrem ersten Jahr bei der Bewältigung der schwerlich im Voraus einzukalkulierenden Kosten zu helfen. „Auf Dauer muss sich natürlich jeder selber tragen“, ist auch dem DHB-Sportdirektor klar.

Ein weiteres Ergebnis des Workshops in Lausanne war, dass in der kommenden HPL-Saison (und auch darüber hinaus) in drei Terminblöcken die je Geschlecht vorgesehenen 72 Partien abgewickelt werden sollen: im Dezember, im Februar und im Juni. Ein Szenario wie in der laufenden Saison, wo einzelne Teams (darunter Deutschland) einen kompletten Terminblock aussparen konnten, soll es künftig nicht mehr geben. Damit will die FIH auch extreme Schieflagen der Tabellen wie zuletzt vermeiden oder wenigstens minimieren. Beispielsweise hatten die Niederlande-Damen bis Mitte Februar schon neun Spiele absolviert, Belgien und Deutschland zum gleichen Zeitpunkt aber noch kein einziges.

Die deutschen Damen mussten sich 2022 bei der Pro League in Berlin gegen Argentinien zweimal knapp geschlagen geben (1:2/1:3). Foto: Kaste

Der Weltverband lässt nichts unversucht, die Pro League noch mehr in sein Gesamtkonstrukt einzubetten. Nachdem die FIH bereits vor Beginn der fünften HPL-Saison im November 2023 verkündet hatte, dass die Ende Juni 2024 feststehenden Sieger von einer Qualifikationspflicht für die Weltmeisterschaft 2026 entbunden werden, so wurde in Lausanne nun bekannt, dass die Pro League auch in das Qualifikationssystem für die Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 eingebettet werden soll. „Das wird die sportliche Wertigkeit der HPL weiter erhöhen“, hält Martin Schultze diesen Anreiz für bedeutend, hätte er doch auch Folgen für die Kontinentalmeisterschaften. „Wenn die niederländischen Damen die Pro League 2026/27 gewinnen sollten, könnte dann eventuell auch ein zweiter Platz bei der EM 2027 für ein Olympiaticket reichen“, nennt der DHB-Sportdirektor ein keineswegs unrealistisches Szenario als Beispiel.

Vor Olympia 2028 standen aber erst einmal die kommenden Spiele im Vordergrund. In Lausanne wurden im Beisein der Präsidenten Thomas Bach (IOC) und Tayyab Ikram (FIH) die Spielpläne des olympischen Hockeyturniers von Paris bekanntgegeben. Martin Schultze und seine internationalen Kollegen waren Augenzeugen der Zeremonie und standen mit dem „Herrn der Ringe“ auch in kurzem Austausch zu olympischen Themen.