DEUTSCHE
HOCKEY ZEITUNG

Mit Hockey erhalten Sie wertvolle Tipps und Informationen rund um den Hockeysport.

Anton Schmidt-Opper: „Gegen Gladbach wird das eine klassische 50/50-Nummer“

Ausgerechnet gegen den Deutschen Meister Rot-Weiss Köln feierten die Bundesliga-Herren des SC Frankfurt 80 am Sonntag ihren ersten Saisonsieg. Auch wenn das 2:0 die Hessen nicht mehr weg vom letzten Tabellenplatz der Staffel A gebracht hat, half das Erfolgserlebnis zumindest noch für einen kleinen anderen Vorteil und natürlich fürs Selbstvertrauen. Darüber hat sich DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner mit dem SC80-Coach Anton Schmidt-Opper unterhalten. Der 29-Jährige wechselte vom Spielfeld direkt auf die Trainerbank, wo der mittlere der drei „Hockeysöhne“ des früheren Nationalmannschaftskapitäns Ekkhard Schmidt-Opper seit der Hallensaison die Verantwortung für den bisherigen SC80-Trainer Jonathan Elliott übernommen hat.

 

Herr Schmidt-Opper, wurde die sensationelle Überraschung gegen den amtierenden Meister etwas gefeiert oder stand direkt die Regeneration im Vordergrund?

ANTON SCHMIDT-OPPER: Natürlich haben wir uns sehr gefreut. Aber wir wissen natürlich auch, dass wir uns von dem Ergebnis auch nicht allzu viel kaufen können - außer das Heimrecht in einem theoretischen dritten Play-down-Spiel gegen Gladbach. Wir haben den Fokus dann ziemlich schnell nach vorne gerichtet. Die anstehende Woche wird hart genug, deswegen wollten wir tatsächlich regenerieren. Viel gefeiert wurde nicht.

 

Es war im letzten Saisonspiel der erste Saisonsieg - und das ausgerechnet gegen Rot-Weiss Köln. Wie hat der SC80 dieses Kunstwerk vollbracht? Ist der Matchplan voll aufgegangen?

Wir sind eigentlich ohne großen Druck und sehr befreit ins Spiel gegangen. Wir wollten nur auf uns schauen und hatten das Ziel, mit einem positiven Gefühl aus dem Spiel herauszugehen. Das war erst einmal komplett ergebnisunabhängig. Wir wollten uns so gut es geht für das nächste Wochenende vorbereiten. Dass es dann am Ende gegen Köln so ausgeht, ist natürlich toll und gibt der Mannschaft das erwünschte positive Gefühl. Klar ist, dass man gegen eine Mannschaft wie Köln vor allem als Aufsteiger auch das richtige Quäntchen Glück benötigt. Dass sie das Tor mal nicht so treffen wie sonst und wir sehr, sehr gut verteidigen und nach vorne dann auch entscheidende Nadelstiche setzen.

 

Durch den ersten „Dreier“ sind Sie im direkten Vergleich quasi noch an Play-down-Gegner Gladbach vorbeigezogen, sodass Spiel zwei und eventuell Spiel drei der Serie nun auf dem heimischen Kunstrasen stattfinden werden. War Ihnen überhaupt bewusst, dass Sie sich durch den Sieg diesen eventuell entscheidenden Vorteil noch sichern können?

Bewusst war es uns schon. Aber bei der Ausgangssituation, dass wir gegen Köln und Gladbach gegen MHC spielt, dachten wir ehrlicherweise eigentlich, dass sich nichts mehr ändern wird. Gladbach hat es aber ja auch sehr eng gestaltet gegen Mannheim. Nach dem Abpfiff war uns dann schon bewusst, dass wir durch den Sieg an Gladbach „vorbeigezogen“ sind. Wir haben uns gefreut, aber ehrlicherweise ist es in den Play-downs fast egal. Das erste Spiel ist extrem wichtig, sonst ist es beinahe egal, ob man auswärts oder zuhause spielt.

 

Seit November letzten Jahres sind Sie nun Cheftrainer der 1. Herren in Frankfurt. Wie lautet Ihre persönliche Bilanz nach den ersten Monaten und den ersten Spielen auf der Trainerbank?

Es macht mir sehr viel Spaß. Ich war vorher lange im Jugendbereich als Trainer tätig. Das ist jetzt etwas ganz, ganz anderes. Man bereitet sich quasi jede Woche auf ein Spiel vor, alles ist viel enger getaktet als im Jugendhockey, wo es erst am Ende der Saison richtige Highlight-Spiele gibt. Bei den Herren ist gibt es die Woche für Woche. Auch die Trainingsarbeit ist viel akribischer, viel intensiver. Es macht eine Menge Spaß, die Spieler und gerade unsere jungen Talente zu coachen und zu entwickeln.

 

Wie ist es nun, Trainer einer Mannschaft zu sein, in der Sie selbst lange gespielt haben und in der sogar ihre beiden Brüder noch spielen? Mussten Sie ihre Ansprache und die Herangehensweise dafür verändern?

Ich glaube schon, dass sich die Ansprache ein bisschen verändert hat, aber auch nicht all zu sehr. Ich war vorher schon als Kapitän in einer Führungsrolle, dahingehend hat sich nicht so viel verändert. Natürlich kann ich jetzt nicht mehr jedes Wochenende mit den Jungs losziehen (lacht), aber ansonsten besteht da eine sehr gute Verbindung zwischen mir und der Mannschaft. Die Ansprache und der Respekt passen auf beiden Seiten.

 

Richten wir den Blick auf die anstehenden Play-down-Spiele. Wie schätzen Sie die Serie gegen Gladbacher HTC auch unter Berücksichtigung der aktuellen Formkurven ein?

Ich bin erst einmal sehr zufrieden mit der Entwicklung, die wir jetzt in der Rückrunde hingelegt haben. Auch wenn die Ergebnisse auch einfach nicht so aussagekräftig sind, da wir auch einfach eine extrem schwierige Gruppe erwischt haben. Gegen Gladbach wird das eine klassische 50/50-Nummer. Ich erwarte ganz andere Spiele als die, die wir jetzt in der Rückrunde gespielt haben. Es wird sicherlich mehr Phasen geben, in denen wir den Ball haben. In den vergangenen Spielen haben wir uns in erster Linie auf das Verteidigen konzentrieren müssen. Das wird für Gladbach ähnlich gewesen sein, weswegen beide Mannschaften in ihrem Defensivspiel mit Sicherheit auf einem ordentlichen Niveau sein werden. Es wird interessant zu sehen sein, wer den besseren Mix aus Defensive und Offensive hinbekommt. Welche Mannschaft schafft es, jetzt in den Spielen besser mit dem Ballbesitz umzugehen, mehr Chancen zu kreieren. Die Antwort auf diese Frage wird die Serie sicherlich prägen.

 

Als Spieler haben Sie selbst vor zwei Jahren gegen den Düsseldorfer HC eine schmerzvolle Erfahrung in den Play-downs gemacht. Wie präsent sind auf der einen Seite diese Erinnerungen noch bei Ihnen und bei der Mannschaft und wie viel Erfahrung ziehen Sie auf der anderen Seite daraus?

Also ich glaube schon, dass die Erfahrung für die Jungs, die damals schon mitgespielt haben, wieder oder noch sehr präsent ist. Der Kern der Mannschaft ist zwar ähnlich, trotzdem hat sich der Kader eigentlich auf bis zu sieben Positionen verändert im Vergleich zu damals. Ich kann nicht einschätzen, ob das bei den Jungs nochmal hochkommt, glaube es aber eher nicht. Das erste Spiel wird sehr entscheidend sein, gerade in einer Best-of-Three-Serie. Damals waren es ja noch fünf Spiele. Wir freuen uns in erster Linie auf diese Spiele, denn dafür haben wir das ganze Jahr gearbeitet.

 

Welchen Modus finden Sie denn besser: Den aktuellen oder den alten Modus, bei dem jeweils der Fünft- gegen den Sechstplatzierten in einer Best-of-Five-Serie antrat?

Man muss es grundsätzlich so nehmen, wie es ist. Aber fünf Spiele gegen die gleiche Mannschaft, das war schon extrem. Ich bin der Meinung, dass der jetzige Modus fairer ist für die besser platzierten Tabellenfünften. Das hat schon seine Gründe. Wir müssen es aber wie gesagt so nehmen, wie es ist. Wir versuchen unsere Serie zu gewinnen und haben auch noch keinen Gedanken daran verschwendet, ob danach eventuell Berlin oder Mannheim auf uns zukommt. Das wären zum jetzigen Zeitpunkt auch völlig falsche Gedankenspiele.

 

Anton Schmidt Opper (hier in einer Archivaufnahme aus der Hallensaison) hat erst vor einem halben Jahr den Wechsel vom Spieler zum Trainer des SC Frankfurt 80 vollzogen. Foto: Foto2press

 

Zum Abschluss noch einmal der Fokus auf Sie und ihre junge Trainerkarriere. Ist das Cheftrainer-Amt nun eine langfristige Lösung für Sie? Wie soll und kann es auch für sie als Trainer individuell weitergehen?

Ich habe mich sehr darüber gefreut, wieder im „80“ zurück zu sein als Trainer, und das darf auch gerne etwas Langfristiges werden. Die Arbeit hier macht mir Spaß. Ich kann und möchte viele junge Spieler entwickeln, die ich teilweise schon in der Jugend trainiert habe. Auch wenn es dieses Jahr nicht mit dem Ligaverbleib klappen sollte, ist es mein Ziel, ein Konstrukt aufzubauen, das langfristig bestehen kann. Dazu haben wir schon jetzt den Umbruch eingeleitet, die Mannschaft entwickelt und dabei stets den Spaß beibehalten. Über meine persönliche Laufbahn habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Der Fokus liegt zurzeit voll auf den 1. Herren.

 

Vielen Dank für das Gespräch!