06.10.2020
Dass da ein ganz anderes Kaliber an möglichen Problemen auf das deutsche Hockey zurollt, als das in den vergangenen Wochen in Verbindung mit dem Re-Start der Feld-Bundesliga der Fall war, dürfte jedem klargeworden sein, der am Montag der Video-Schaltkonferenz des Deutschen Hockey-Bundes beigewohnt hat. Wenn es bei diesem virtuellen Austausch darum gehen sollte, ein Umfrage-Abstimmungsergebnis zu präsentieren und auf dieser Grundlage dann die nächsten Handlungsschritte zu besprechen, dann ist die ganze Angelegenheit innerhalb von knapp 90 Minuten in eine gänzlich andere Richtung gelaufen, als ursprünglich geplant.
Ein anfangs klares Ja zur Durchführung der Hallen-Bundesliga 2020/21, zahlenmäßig in einer Dreiviertelmehrheit bei den beteiligten Vereinen dokumentiert, wurde rasch von einem mehrheitlichen „Ja, aber...“ abgelöst. Und im Lauf der Diskussion schien in dieser kleinen Formel da Ja immer weiter zu schrumpfen und das Aber stetig zu wachsen. Konsequenterweise hat diese Entwicklung am Ende dazu geführt, dass ein neuer Abstimmungsprozess ins Laufen gebracht wurde. Schon bis Donnerstag soll ein erneuertes Ergebnis vorliegen.
Es geht dabei nicht darum, so oft über etwas abstimmen zu lassen, bis das gewünschte Resultat auf dem Tisch liegt. Hier gibt es kein richtig und kein falsch. Der Wunsch, auch im Winter Hockey spielen zu können, liegt verständlicherweise in unserem Blut. Und eine nächste monatelange Corona-Hockeypause könnte manchen dazu bringen, sich langfristig anderen sportlichen Aktivitäten zuzuwenden. Gerade die Jugend muss gebunden werden. Auf der anderen Seite ist das Gefahrenpotenzial hoch, in etwas hineinzustolpern und dann nicht mehr konfliktfrei herauszukommen. Und früher oder später fragt man sich: War es das denn wert, wenn über Wertungen ausgefallener Punktspiele, Abstiege am grünen Tisch und andere Boshaftigkeiten von offiziellen Stellen entschieden werden muss? Der DHB kann unmöglich für alle Unwägbarkeiten bereits jetzt einen Plan B in der Tasche haben. So ehrlich waren alle, dies im Rahmen der Videokonferenz einzugestehen.
Gut, dass jetzt in aller Deutlichkeit die Probleme angesprochen wurden und klargeworden sind. Eine zweite Abstimmung wird ein ehrlicheres Gesamtbild bringen. Aber auch damit sind dann nicht alle Widrigkeiten beseitigt. Was wird die stimmentechnisch unterlegene Minderheit machen? Wie gehen DHB und Landesverbände mit ihren Ligen in der Hallensaison 2020/21 um?
Uli Meyer