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Wettkampfdruck beim Shoot-out kaum simulierbar

11.05.2021

Die hoffentlich einzige besucherlose DM-Endrunde der Hockeygeschichte ist vorbei. Ausrichter Mannheimer HC und der Deutsche Hockey-Bund als Veranstalter haben das Beste aus der verzwickten Corona-Situation gemacht. Im engen Schulterschluss hat man gemeinsam das Final-Four 2021 gestemmt. Nicht nur wegen der ausgesperrten drei- oder viertausend Tribünengäste setzte der MHC voll auf ein Verbreitungskonzept, wie man es im deutschen Hockey in dieser Dimension noch nicht kannte. Wer wollte, konnte am Wochenende über 20 Stunden DM-Livestream im Dauerbetrieb gucken. Viele Hunderttausende nutzten zumindest zeitweise die Gelegenheit. Von einer „sehr wertvollen Erfahrung mit frischem, modernem Moderations- und Kommentarkonzept“ sprach DHB-Vize Henning Fastrich, für das der Verband schon „sehr viel positive Rückmeldungen bekommen“ habe.  Man will da jetzt noch einmal genauer draufgucken, „um unseren hockeyspezifischen Weg zu entwickeln“, so Fastrich.

Da waren sich alle Trainer der in Mannheim vertretenen Mannschaften wie auch die Bundestrainer einig: Shoot-out, umgangssprachlich auch Penaltyschießen genannt, ist etwas ganz schwer Beherrschbares. Mag dieses Acht-Sekunden-Duell zwischen Schütze und Torwart zwar für den Zuschauer eine feine Sache sein und in der Summe auch interessanter als eine Serie an Siebenmetern, so kommen für die Beteiligten beim Shoot-out gleich eine ganze Reihe an Unwägbarkeiten zusammen. Manches davon kann man trainieren, sich eine gewisse Routine und technische Fertigkeiten im Ablauf durch häufige Wiederholungen aneignen, um damit den Torwart oder andersherum den Angreifer auf eine falsche Fährte zu locken. Doch der Druck, in einer über Sieg und Niederlage entscheidenden Situation des DM-Halbfinals oder Endspiels dann auch alles richtig zu machen, ist im Trockentest kaum simulierbar. Und dabei der vielleicht wichtigste Faktor. Insofern waren die vielen Shoot-outs beim Final-Four für Xavier Reckinger und Kais al Saadi eine wertvolle Hilfe, um für EM und Olympia besonders stressresistente Typen ausfindig zu machen.

Die erträumten zwei Heimtitel sind es für den MHC nicht geworden. Sportlich als Trost bleibt die EHL-Qualifikation für beide Mannheimer Teams. Nach der Berichterstattung über den sportlichen Verlauf des Final-Four in der DHZ 17 werden wir nächste Woche nochmal aus leicht anderem Blickwinkel auf das DM-Wochenende eingehen.

Uli Meyer