06.08.2021
Leere Hände statt Medaillen, Frust statt Freude, Baustellen statt Bestätigung – aus Sicht der deutschen Hockeydelegation endeten die Olympischen Spiele in Tokio schmerzhaft. Erstmals seit 21 Jahren wieder blieb der Deutsche Hockey-Bund beim weltgrößten Sportevent ohne Edelmetall. Mit Rang vier (Herren) und Platz sechs (Damen) erfüllte man die eigenen Erwartungen ebenso wenig wie die von außerhalb.
Pure Enttäuschung nach der Niederlage im Spiel um Platz 3 gegen Indien. Bild: Worldsportpics
Zum Scheitern der Damen, die im Viertelfinale nach einer in allen Belangen ungenügenden Leistung ihre so positiven Eindrücke aus der Gruppenphase mit Karacho in den Hintergrund rücken ließen, habe ich in der vorigen Ausgabe schon ein paar Erklärungsversuche gestartet. Hier scheinen mentale Aspekte, die das verlässliche Abrufen einer Leistung zum geforderten Tag X nicht zum ersten Mal beeinflussen, eine größere Rolle zu spielen als auf männlicher Seite. Aber gerade bei einem Turniermodus mit mehr Entscheidungsspielen als in früheren Jahren ist die „Kopfsache“ viel wichtiger als jede Taktik oder jedes Spielsystem.
Bei den Herren wurde von Spielern wie vom Trainer darauf verwiesen, dass man allen Konkurrenten, insbesondere auch den drei auf den Medaillenrängen liegenden Mannschaften, das eigene Spiel aufzwingen, sie phasenweise sogar völlig dominieren könne. Das war eine durchaus korrekte Feststellung. Doch Tokio führte so klar wie selten sonst vor Augen, dass Spiele nicht im Mittelfeld, sondern im Schusskreis, offensiv wie defensiv, entschieden werden. Und da war die deutsche Mannschaft eben nicht ganz vorn dabei.
Aus immerhin vier Niederlagen (und vier Siegen) lässt sich kein Medaillenanspruch ableiten. Die Strafeckenausbeute schwankte zwischen exzellent (drei aus vier im Viertelfinale) und unterirdisch (eine aus elf im Bronzemedaillenspiel). Und hinten kassierte man, gemessen an der vergleichsweise meist geringeren Gegnerpräsenz im deutschen Kreis, zu viele Tore. Ein junges Torwarttalent, das auch seine Stärken zeigte und sich fraglos die Nominierung verdiente, ist eben noch keine so zuverlässige Bank wie der belgische Schlussmann Vanasch. Wie viele andere auch, die im A-Kader verbleiben, wird auch Alexander Stadler aus den in Tokio gemachten Erfahrung lernen. Bittere Lektionen, die auf dem nicht mehr ganz so langen Weg bis zum nächsten Mal, Paris 2024, helfen können.
Uli Meyer
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