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„Wenn man die Klasse halten will, muss man Punkte machen“

17.12.2021
Für den Cöthener HC und seinen Trainer Detlef Zwicker hat das Abenteuer 1. Bundesliga bislang noch keine Erfolgserlebnisse gebracht. Der Ost-Aufsteiger liegt nach fünf absolvierten Hallenspielen ohne Punkt am Ende der Gruppentabelle. Am vergangenen Wochenende musste man zudem eine herbe 1:21-Klatsche gegen den Berliner HC verdauen. Das zweite Spiel gegen Blau-Weiss Berlin fiel kurzfristig aus. DHZ-Redaktionsleiter Uli Meyer sprach mit Detlef Zwicker über das ungewöhnliche Vater-Sohn-Duell vom Samstag und den Stand bezüglich der nicht stattgefundenden Sonntagspartie. Der 62-jährige, der für die DDR-Auswahl 94 Länderspiele bestritt, ist beim Cöthener HC seit sechs Jahren für die 1. Herren zuständig und ehrenamtlicher Sportdirektor seines Vereins.

Herr Zwicker, ein außergewöhnliches Hockey-Wochenende liegt hinter Ihnen. Erst das deftige 1:21 gegen den Berliner HC, dann das ausgefallene Spiel gegen Blau-Weiss.

DETLEF ZWICKER: Ja. Beides erlebt man so nicht häufig.

Zuerst zum BHC-Spiel. Fiel die zu erwartende Niederlage höher aus, als Sie das gegen die beste Mannschaft der Ost-Gruppe insgeheim erwarten mussten?

Auf jeden Fall. Dass es so hoch ausgeht , hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich dache, dass wir mit unserer jungen Mannschaft schon ein Stückchen weiter sind. Aber man muss es akzeptieren, letztlich ging auch die Höhe des Resultats in Ordnung. Wir müssen halt noch lernen, in vielen Situationen ruhiger und abgeklärter zu sein und den Gegner nicht zu so vielen tollen Torabschlüssen einzuladen.

Was meinen Sie mit einladen? War man selber zu offensiv und ist laufend ausgekontert worden?

Auch wenn die Rollen in solch einem Spiel klar verteilt sind, will man als Underdog nicht bloß hinten drinstehen und diesen defensiven Würfel spielen. Ich will auch, dass die Jungs Spaß beim Hockey haben, selber aktiv werden. Klar geht man da vielleicht taktische Risiken ein, gerade wenn der Gegner so stark ist wie der BHC. Aber wenn wir es nicht probieren, werden wir es auch nicht lernen. Vielleicht hätten wir ein paar Gegentore weniger kassiert, wenn wir uns strikt auf die Defensive konzentriert hätten, aber um eine Lernkurve durchlaufen zu können, hilft uns das auch nicht viel weiter. Selbst gegen den BHC konnten wir uns gute Situationen erarbeiten, die dann durch technische Mängel in hoher Spielgeschwindigkeit eben nicht zu unseren Gunsten genutzt wurden. Wir müssen unsere Lehren daraus ziehen und Dinge beim nächsten Mal besser machen. Wenn uns das gelingt, dann sind wir gegen Gegner, die nicht so stark sind wie der BHC, auf einem guten Weg und werden da auch noch den ein oder anderen Punkt einfahren.

Sie hatten den Berliner HC in der Saisonvorschau als Ihren Meistertipp genannt. Hat der BHC tatsächlich das Zeug zum Titel?

Auf jeden Fall. Die Qualität als Team und auch bei jedem einzelnen, ob jung oder alt, ist einfach vorhanden. Und es sind ja personell auch alle dabei.

Am Samstag kam es auch zum Vater-Sohn-Duell.

Ja, genau. Das erste Mal bei einem Punktspiel. Da hat dann auch jeder den Ehrgeiz, es dem anderen schwer zu machen. Der Sportsgeist muss vorhanden sein. Und nur weil der Vater auf der anderen Seite auf der Trainerbank sitzt, muss der Spieler deswegen nicht die Handbremse anziehen. Das wünsche ich mir auch gar nicht. Die sollen ihr Ding machen, das ist alles legitim. Wir müssen damit zurechtkommen. Das ist das Entscheidende.

Also wurde das Familien-Duell bei den Zwickers auch gar nicht groß aufgehängt im Vorfeld des Spiels?

Nein, gar nicht. Wir haben nicht darüber gesprochen. Nach dem Spiel haben wir uns kurz umarmt und sind ein bisschen auf das Spiel eingegangen. Vielleicht werden wir über Weihnachten mal ausführlicher über das ein oder andere Taktische reden, wo Martin sicher auch gewisse Ratschläge oder Hinweise für unsere jüngeren Spieler geben kann. Dann haben wir ja noch das Rückspiel am 9. Januar in Berlin. Dies wird nicht viel leichter für uns. Natürlich wollen wir nicht so auftreten wie im Hinspiel. Ich möchte, dass wir bis dahin gut gelernt haben, um dem BHC auch ein ordentlicher Gegner in der Vorbereitung auf dessen DM-Viertelfinale zu sein.

Jetzt am Sonntag sollte das Köthener Heimspiel gegen den TC Blau-Weiss Berlin stattfinden. Dazu kam es nicht. Wie hat sich das aus Ihrer Sicht dargestellt?

Gegen 13 Uhr erhielt ich einen Anruf aus Berlin mit der Information, dass bei den Corona-Schnelltests vor der Abfahrt, drei, vier Positiv-Ergebnisse dabei waren. Auch die beiden Schiedsrichter wurden über die Vorgänge zeitnah informiert. Als die vorgeschriebene Wartezeit abgelaufen war, wurde das Spielprotokoll ausgefüllt.

Wie wird die Sache weitergehen?

Das liegt nicht in unserer Hand, sondern wird an anderer Stelle entschieden. Ich habe ehrlich gesagt keinen Plan dazu. Ob es eine Neuansetzung geben sollte oder eine Spielwertung am „grünen Tisch“, dazu habe ich keine abschließende Meinung. Generell bin ich bestrebt, dass Dinge sportlich ablaufen sollen. Aber es gibt halt Regularien, die im Vorfeld festgeschrieben worden sind, gerade auch die Corona-Lage betreffend. Wir haben da als Verein genauso wie alle anderen zugesagt, dies mitzugehen, um diese Saison überhaupt spielen zu können.   

Am kommenden Wochenende muss der CHC zu den Zehlendorfer Wespen und empfängt TuS Lichterfelde.

Da wird es nicht leichter für uns. Ich hoffe, wir haben schon ein bisschen gelernt und können dies dann auch umsetzen. Wenn wir unsere eigene Fehlerquote noch einmal reduzieren können, dann sind wir auch ein guter Gegner. Das ist auf jeden Fall unser Ziel.

In der Hallensaison 2012/13 spielte der Cöthener HC schon einmal in der 1. Bundesliga Herren und musste ohne einen Punkt sofort wieder absteigen. Sollte es diesmal erneut nicht zum Klassenerhalt reichen, will man dann als Minimalziel wenigstens mal Punkte errungen haben?

Es ist doch klar: Wenn man die Klasse halten will, muss man Punkte machen. Ob es dann auch gelingt, ist eine andere Sache. Generell liegt es immer an uns selbst und was wir daraus machen. Ich hatte ja vor dem Start betont, dass diese Saison in der ersten Liga möglichst keine Eintagsfliege werden sollte. Aber dass es eng wird, war klar. Leider haben wir die Hinspiele gegen unsere beiden Hauptkonkurrenten um den Klassenerhalt, BW Berlin und Mariendorfer HC, knapp verloren. Nicht unbedingt, weil der Gegner so viel besser war, sondern weil wir mit zu viel Blauäugigkeit und zu vielen eigenen Fehlern dabei waren. Eine Mannschaft wie Mariendorf nutzt solche Möglichkeiten mit seinen gestandenen Spielern dann eben eiskalt aus.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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