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Gonzalo Peillat will für Deutschland spielen

02.03.2022

Das Gerücht hielt sich in der Szene schon ein Weilchen, doch eine ernsthafte Meldung wurde erst vergangenen Freitag daraus: Da gab der Deutsche Hockey-Bund in einer Pressemitteilung bekannt, dass er für Gonzalo Peillat eine Spielerlaubnis beim Hockeyweltverband FIH für die deutsche Nationalmannschaft beantragt hat. 

Der gebürtige Argentinier, mit den argentinischen Herren 2016 Olympiasieger geworden, lebt seit sechs Jahren in Mannheim und hat seit Mitte Februar die deutsche Staatsbürgerschaft. Weil Peillat, der im August 30 Jahre alt wird, sich vor einigen Jahren schon mit dem Hockeyverband seines Herkunftslandes überworfen hat und seit 2019 kein Länderspiel mehr für Argentinien bestritt, scheinen die formalen Voraussetzungen für eine zweite internationale Karriere im deutschen Nationaltrikot erfüllt. 

Mit einem Lächeln auf den Lippen hält Gonzalo Peillat seinen deutschen Pass in die Kamera. Foto: MHC

Der Strafeckenspezialist spielt beim Mannheimer HC seit der Feldsaison 2016/17 in der Bundesliga und wurde gleich in seiner ersten Saison Deutscher Meister, davor war er zwei Jahre (2014-16) beim holländischen Erstligaclub HGC Wassenaar unter Vertrag. Peillat bestritt für das argentinische Herrenteam zwischen 2012 und 2019 insgesamt 153 Länderspiele und schoss dabei 176 Tore, hauptsächlich mit Ecken. Er war bester Turniertorschütze sowohl bei der WM 2014 (wo Argentinien Bronze gewann) als auch beim sensationellen olympischen Goldtriumph 2016. Peillat lebt mit Florencia Habif, die ebenfalls lange für Argentiniens Damen-Nationalmannschaft spielte und dem Mannheimer HC angehört, zusammen. Im Verein ist Peillat für die Organisation, Leitung und Durchführung diverser Jugend-Camp-Veranstaltungen zuständig.

Noch am Tag der DHB-Mitteilung stand Gonzalo Peillat für ein Interview mit Fragen von MHC-Marketingkommunikationsleiter Valentin Heyl und DHZ-Redaktionsleiter Uli Meyer zur Verfügung. 

 

Gonzalo, Du lebst seit sechs Jahren in Mannheim. Fühlst Du Dich in Deutschland angekommen?

Ja, es ist alles in Ordnung. Ich fühle mich schon fast voll integriert. Im Club und mit den Leuten ist es sehr interessant und positiv. Ein paar Dinge wie die anderen Temperaturen oder auch die Sprache, das ist kein Thema. Ich kann mich da inzwischen immer besser anpassen. Ich freue mich auf die neue Situation mit dem deutschen Pass in meinen Händen.

 

Was hat Dich bewogen, deutscher Staatsbürger werden zu wollen?

Die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen, da ich zusammen mit meiner Freundin Flo schon lange in Deutschland wohne und arbeite. Daher planen wir unser Leben weiter hier in Mannheim und in Deutschland. Mit einem deutschen Pass macht es die Zukunft ein bisschen einfacher für uns.

 

Wie lange schon hast Du Dich mit der Idee beschäftigt, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen?

Ich habe von dieser Möglichkeit schon vor ein paar Jahren gehört. Das blieb dann in meinem Kopf, diese Idee auch irgendwann zu realisieren. Und obwohl alles geplant war und sehr gut gelaufen ist, bin dann doch komplett überrascht von der ganzen Situation.

 

Hast Du noch einen argentinischen Pass?

Ja, neben dem deutschen Pass habe ich noch einen argentinischen und sogar einen italienischen. Meine Mutter ist Italienerin, ich wurde aber in Argentinien geboren. Und nun bin ich Deutscher durch Einbürgerung.

 

Zum Sportlichen: Gab es denn schon Gespräche mit dem DHB und Bundestrainer André Henning über eine Zusammenarbeit?

Ja, André kenne ich schon durch die Begegnungen in der Bundesliga. Ich habe mit ihm auch schon über meine Situation gesprochen. Aber nur weil ich jetzt den deutschen Pass habe, heißt das nicht, dass ich schon Teil des Nationalteams bin. Das ist nur eine Möglichkeit. Ich muss sehen, wann ich diese Möglichkeit bekomme und was ich daraus mache. Aber es stimmt auf jeden Fall: Ich würde gerne in der deutschen Nationalmannschaft spielen.

 

Wenn du für Deutschland spielen solltest, was wäre Dein sportlicher Wunsch?

Ich denke, das ist klar. Ich bin eine wettbewerbsorientierte Person. Wenn wir heute Hockey oder Golf oder Basketball spielen – ich will immer gewinnen. Also würde ich auch gerne mit Deutschland alles gewinnen, was es zu gewinnen gibt.

 

In den sozialen Netzwerken ging die Post ab - und geschickte Bildbastler steckten Peillats Kopf schon mal in ein DHB-Trikot. Foto: DHZ

 

Du hast gesagt, dass Du ein bisschen überrascht warst von der neuen Möglichkeit. Wie fühlt sich das an, wenn Du plötzlich wieder die Chance hast, international zu spielen?

Ich habe nie gesagt, dass ich international zurück bin. Aber ich finde es eine gute Idee, wenn ich wieder international spielen könnte. Bundesliga ist etwas anderes, Länderspiele sind noch einmal eine Spur emotionaler im Kopf. Ich vermisse das ein bisschen. Für mich ist aber klar, dass ich mein aktuelles Niveau verbessern muss. Und ebenso hundert Prozent klar ist: Ich muss mir einen Platz im Team erst verdienen.

 

Was sagt Deine Familie, sagen Deine Freunde in Argentinien?

Sie sind sehr zufrieden. Sie wollen, dass es für mich gut läuft, und akzeptieren und verstehen meine Entscheidung. Andere haben schon gefragt, warum ich das mache. Am Ende muss man immer zufrieden sein. Ich bin jedenfalls sehr froh und glücklich mit meiner Entscheidung. Deutschland ist mein Zuhause, ich bin jetzt schon lange hier. Ich würde wirklich sagen: Deutschland ist meine Heimat.   lim

 

Auf dem YouTube-Kanal des Mannheimer HC gibt es das Interview mit Gonzalo Peillat auch als Video. Viel Spaß beim Anschauen! 

 

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