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Nach 1:3-Finalniederlage Silber für deutsches Team

13.04.2022

Erstmals seit 2005 war eine deutsche Juniorinnen-Nationalmannschaft wieder ins WM-Endspiel eingezogen. Doch weiterhin suchen die deutschen U21-Weltmeisterinnen von 1989 einen Nachfolger im eigenen Land. Denn die aktuelle Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes verlor das Finale der 9. Weltmeisterschaft in Potchefstroom/Südafrika. Am Dienstag musste sich das Team von Bundestrainer Akim Bouchouchi den Niederlanden mit 1:3 geschlagen geben, hatte aber mit Silber wenigstens die erhoffte WM-Medaille.

Mit fünf Siegen und 44:0 Toren waren die Holländerinnen ins Endspiel gestürmt, auch die deutsche Mannschaft hatte mit 31:3 ein ordentliches Trefferverhältnis vorzuweisen. Doch am Anfang dominierte das Oranje-Team klar, während die deutschen Mädchen im ersten Viertel noch große Nervosität zeigten. Gleich die erste Ecke schlenzte Danique van den Veerdonk halbhoch zum 1:0 (7.) ein. Mit dem knappen Rückstand war Deutschland zur Viertelpause noch gut bedient. In der zweiten Viertelstunde legte man die Nervosität zunehmend ab, doch Gelegenheiten zum Ausgleich gab es bis zum Pausenpfiff keine echten. Beim ersten echten Angriff brachte Sophia Schwabe nach Vorarbeit von Bleuel und Heinz die Hoffnung zurück (33.), doch der Ausgleich währte nur eine Minute, dann hatte Oranje nach einem Kontertor von Tessa Beetsma die Führung zurück. Und Beetsma schlug dann nochmal zu – 1:3 (44.), in Unterzahl! Die DHB-Auswahl drückte im Schlussviertel, aber bis auf zwei abgewehrte Ecke und einen ebenso abgewehrten Nolte-Schuss sprang nichts mehr heraus.

Das WM-Turnier, das mit dem Finaleinzug einen aus deutscher Sicht guten, aber eben nicht optimalen Abschluss fand, hatte für die DHB-Delegation zwischendurch einen anderen Verlauf genommen, als man das eigentlich geplant hatte. Dem lockeren 10:0-Auftaktsieg über Malaysia (am Ende Elfter) war eine 1:2-Niederlage gegen Indien gefolgt. Dadurch war der angestrebte Platz eins in der Gruppe D praktisch nicht mehr erreichbar. Im letzten Vorrundenspiel gegen Wales vor genau einer Woche stand sogar das frühzeitige Ende aller Medaillenträume für die deutsche Mannschaft auf dem Spiel.

Lange besorgt sein musste im deutschen Lager freilich niemand. Bereits nach sieben Spielminuten waren mit einer 3:0-Führung die Verhältnisse abgesteckt. Das Besondere dabei: die hundertprozentige Chancenausbeute in dieser Anfangsphase. Jette Fleschütz (3.), Sophie Schwabe (7.) und Carlotta Sippel (7.) nutzten die ersten drei deutschen Kreiseintritte allesamt zu Toren. Im Anschluss wurde die Partie gegen die am Ende Platz 14 belegenden Waliserinnen gefahrlos heruntergespielt. Nochmal Fleschütz (41.) und Sippel (60.) sowie Verena Neumann (47.), Pauline Heinz (56.) und Stine Kurz (60.) mit dem zweiten deutschen Eckentor der WM schraubten das Resultat noch auf 8:0 (4:0).

Das deutsche Team nach dem Einzug ins Halbfinale, der vom daueraktiven Eltern-Fanblock im Hintergrund schon während des Spiels lautstark gefeiert wurde. Foto: Worldsportpic

Als Gruppenzweiter musste Deutschland am Freitag im Viertelfinale gegen den WM-Titelverteidiger Argentinien ran. Die Südamerikanerinnen hatten Gruppe C mit drei Siegen und ohne Gegentor souverän als Tabellenerster abgeschlossen. Doch in diesem ersten K.o.-Rundenspiel wurden sie von deutscher Effektivität im Angriff und starker Abwehrarbeit in die Schranken verwiesen. Das deutsche Team nutzte gleich seine erste Ecke durch Pauline Heinz im Nachschuss (11.). Die Führung wäre noch im ersten Viertel fast wieder weggewesen, wenn Torhüterin Mali Wichmann nicht einen Siebenmeter (Beckhaus hatte im Kreis gefoult) von Raposo gehalten hätte. Und statt 1:1 stand es Mitte des zweiten Viertels plötzlich 3:0, nachdem Carlotta Sippel (18.) nach Rückhandvorlage von Heinz die Kugel ins argentinische Tor geblockt und danach Lilly Stoffelsma die zweite deutsche Ecke mit etwas Glück direkt verwandelt hatte (23.). Die wütenden Angriffe von Argentinien, das vor allem im zweiten Viertel starken Druck auf die deutsche Abwehr ausübte, brachten zwar bald durch Maria Cerundolo per Eckenstecher den Anschlusstreffer (25.), doch ebenso schnell auch das vierte deutsche Tor, als Aina Kresken bei einem Konter fast vom Kreisrand den Hammer auspackte (27.). Mit 4:1 ging es in die Pause. In der zweiten Halbzeit und hier insbesondere im dritten Viertel verstand es die deutsche Mannschaft durch sauberes Kontaktspiel, Spiel und Gegner unter Kontrolle zu halten. Wenn dann doch mal was durchkam, war Mali Wichmann zur Stelle, die auch zum „Player of the match“ gekürt wurde.

„Es haben viele Dinge geklappt, die wir uns vorgenommen haben. Zum Beispiel die Argentinierinnen früh unter Druck zu setzen, Stress zu erzeugen und so zu Torchancen zu kommen. Die Argentinierinnen haben individuell eine starke Klasse und haben uns zwischenzeitlich auch vor Probleme gestellt. Die Mädels haben in der zweiten Halbzeit dennoch super erwachsen gespielt, den Ball laufen lassen und stark verteidigt. So haben wir Argentinien den Zahn gezogen. Und natürlich auch mit dem starken Rückhalt von Mali Wichmann im Tor“, sah Akim Bouchouchi den Plan aufgehen.

Im Halbfinale am Sonntag wartete mit England ein ganz anderer Gegner. Bei weitem nicht so spielstark wie Argentinien, aber dafür kompakt und kämpferisch. Aber diese Tugenden halfen den Britinnen nur bedingt gegen eine deutsche Mannschaft, die durch den „großartigen Auftritt“ (Damen-Bundestrainer Valentin Altenburg über das Viertelfinale) gegen Argentinien viel Selbstbewusstsein getankt hatte. Vor allem die Ausbeute bei den Ecken war wie schon zwei Tage zuvor hervorragend. Verena Neumann vollendete als wieder angespielte Hereingeberin gleich den ersten Versuch nach bestens ausgeguckter Variante erfolgreich – 1:0 (7.), zwei Minuten später ließ Stine Kurz mit einem wuchtigen Flachschlenzer gleich das nächste Eckentor folgen. Die geschockten Engländerinnen, die die ersten fünf Spielminuten sogar besser in der Partie waren als Deutschland, bekamen durch Jette Fleschütz gleich noch den nächsten Nackenschlag. Die schnelle Olympiafahrerin hatte sich über rechts alleine durchgesetzt und vollendete mit der Rückhand zum 3:0 (12.).

Auch wenn sich die DHB-Auswahl im zweiten Viertel offensiv etwas zurücknahm und sich schon früh darauf konzentrieren konnte, die gegnerischen Angriffsbemühungen im Keim zu ersticken, reichte es noch vor der Halbzeitpause zum vierten Treffer, als Pauline Heinz zum 4:0 (26.) abstaubte.  Endgültig entschieden war die Partie dann schon bald nach Wiederbeginn, als Neumann mit einem Doppelpack ihren Hattrick perfekt machte. Erst bei der fast exakten Kopie des 1:0 nach Eckenvariante (35.), kurz danach nach per Ablenker an einen Kresken-Abschluss (36.) zum 6:0. Es war Zeit, auch der zweiten Torhüterin Chiara Vischer ihre ersten WM-Minuten zu gönnen. Sie bekam nur einen Torschuss zu halten (15:2 lautete hier am Ende die Statistik). Kurz vor Ende schraubten Sophia Schwabe (57.) und Lilly Stoffelsma (60.) das Resultat sogar noch auf 8:0 hoch. „Es war faszinierend, wie effektiv wir im Spiel waren. Am Ende haben wir das sehr gut runtergespielt“, freute sich der Coach.

Beeindruckt war auch der nach Südafrika mitgereiste DHB-Sportdirektor. „Dass diese Mannschaft als erstes DHB-Team seit 2005 das WM-Finale erreicht, sagt viel darüber aus, was die Mädels für eine großartige Leistung erbracht haben, denn wir hatten auch vorher starke Teams, aber diese Gruppe ist einfach unglaublich gierig auf den Teamerfolg“, so Christoph Menke-Salz, der am Sonntag aber gleich noch nachschob: „Bei aller Freude über die sichere WM-Medaille, die wir heute genießen werden: Der Weg ist noch nicht zu Ende.“ Wie recht er doch behalten sollte, auch wenn der ganz große Triumph letztlich doch ausblieb.   

Der Medaillenerfolg der Juniorinnen wird am Ende es Turniers noch durch zwei schöne individuelle Titel für die deutsche Delegation ergänzt: Stine Kurz wird als beste Spielerin der Weltmeisterschaft ausgezeichnet und Mali Wichmann erhält den Preis für die beste Torhüterin des Turniers. lim/hockey.de

 

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