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Jette Fleschütz: „Wir haben es verdient, in der Liga zu bleiben“

29.04.2022

Die 0:4-Niederlage am Sonntag gegen den Bundesliga-Spitzenreiter Mannheimer HC konnten die Damen des Großflottbeker THGC etwas leichter wegstecken, weil sie tags zuvor mit 1:0 den direkten Konkurrenten um den wichtigen vierten Tabellenplatz geschlagen hatten. Das goldene Siegtor gegen den Berliner HC erzielte Jette Fleschütz per Siebenmeter. Im Interview mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt erzählt die 19-jährige Senkrechtstarterin, warum sie an den Klassenerhalt ihres Hamburger Heimatvereins glaubt.

Fleschütz gab im März 2021 ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft und schaffte es als jüngste deutsche Spielerin zur EM und dem olympischen Hockeyturnier von Tokio. Ganz frisch sind ihre Erinnerungen an die U21-Weltmeisterschaft in Potchefstroom. Trotz all dieser großen Events gilt ihr Fokus gerade dem Ligaerhalt ihres Vereinsteams.

Frau Fleschütz, in dieser sehr kurzen Rückrunde der Bundesliga haben Sie ja die schwere Aufgabe, sich mit ihrem Flottbek-Team noch in die Nicht-Play-Down-Plätze zu retten. Wie gut ist Ihnen der Auftakt dazu an diesem Wochenende gelungen?  

JETTE FLESCHÜTZ: Gegen den BHC war es sehr wichtig zu gewinnen, denn sie sind ja in der Tabelle direkt vor uns und sind unser direkter Konkurrent für diesen sicheren Platz. Deswegen war es schön, dass wir drei Punkte mitgenommen haben. Gegen Mannheim lief es nicht so gut. Das war sehr ärgerlich, aber Mannheim ist eine starke Mannschaft, und sie waren einfach besser. Allerdings haben wir auch längst nicht das gespielt, was wir am Samstag gespielt haben. Deswegen kann man sagen, dass die Niederlage auch verdient war. Am nächsten Wochenende spielen wir gegen Raffelberg und Alster. Wir müssen auf jeden Fall gegen Raffelberg gewinnen, und gegen Aster wäre ein Punkt auch sehr wichtig, da BHC nun gegen den HTHC gewonnen hat. Sonst kommen wir von den Play-Downs nicht mehr weg.

Wie wichtig ist es für Flottbek und für Sie persönlich, in der ersten Liga zu bleiben?

Allgemein für den Club ist ein Abstieg nicht gut, weil man dann immer viele Spieler verliert. Wir haben ja viele ausländische Nationalspielerinnen. Ich habe ja selber in der zweiten Liga hier angefangen, und man möchte schon auf dem hohen Niveau bleiben. Ich bin mir nicht sicher, was das für mich selber bedeutet, aber ich hoffe, wir schaffen das.

Ihr ehemaliger Co-Trainer Richard Barlow ist jetzt Ihr Trainer, wie läuft es?

Zunächst war es nur eine interimsmäßige Lösung, aber nun hat sich nichts Neues ergeben, und wir haben ihn jetzt noch. Allerdings macht er es alleine. Das ist ein bisschen schade, denn da sind wir tatsächlich fast die einzige Mannschaft in der Liga, die keinen Co-Trainer bei den Spielen hat. Auch für ihn ist das sicherlich anstrengend an einem Spieltag, doch im Moment kann man da nicht so viel dran ändern.

Sie waren kürzlich mit der U21-Nationalmannschaft unterwegs und haben mit vielen Spielerinnen zusammengespielt, die nun in der Bundesliga wieder Ihre Gegner waren. Wie merkwürdig ist das?

Es ist schon sehr komisch. Gerade bei Mannheim sind ja viele Spielerinnen, die auch mit in Südafrika waren. Man war eben gerade drei Wochen unterwegs und ist irgendwie doch zusammengewachsen und hat viel zusammen gespielt. Da ist es ein seltsames Gefühl, wenn man nun wieder gegeneinander spielt, aber da muss man sich auch schnell wieder dran gewöhnen.

Jette Fleschütz (rechts in weiß-blau) am vergangenen Sonntag beim mit 0:4 verlorenen Heimspiel gegen den Mannheimer HC (vorne in rot Merle Knobloch). Sie kämpft mit ihrem Großflottbeker THGC um den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga. Foto: S.Müller

Wie war die U21-Weltmeisterschaft für Sie persönlich?

Unabhängig vom Finale würde ich sagen, war die WM ein richtig cooles Event und eine tolle Zeit. Wir hatten ein richtig tolles Team, und es hat einfach nur Spaß gemacht. Gerade auch die Entwicklung innerhalb des Turniers war sehr stark – auch wenn die Vorrunde nicht so optimal gelaufen ist, denn wir haben ja ein Mal verloren. Die Steigerung zu den K.o.-Spielen im Viertelfinale und Halbfinale war sehr stark. Damit, dass wir das Finale verlieren, hadern immer noch viele, aber Holland ist einfach gut.

Man merkt doch in solchen Spielen vermutlich, dass man nah dran ist. Was können Sie für sich mitnehmen – auch für sich persönlich und Ihre weitere A-Nationalmannschaftskarriere? Ist das eine mentale Geschichte?

Ich glaube, da kommt alles zusammen. Holland ist ja schon sehr lange immer an der Spitze, und wir haben uns gesagt, dass bis man ein Finale mal gewinnt, man auch einige verlieren muss, das gehört einfach dazu. Damit es auf Anhieb klappt, gehört viel Glück dazu - und das hatten wir im Finale nicht. Ich glaube auf jeden Fall, dass man aus dieser Niederlage viel mitnehmen kann. Ich würde sagen, vom Kopf her haben wir im Finale nicht das gespielt, was wir im Viertelfinale oder im Halbfinale gespielt haben. Ich weiß nicht, ob es auch an der Aufregung lag oder daran, dass wenn wir ‚Holland‘ hören, schon ein bisschen eingeschüchtert sind und dann nicht so selbstbewusst spielen, wie wir das in den Spielen davor gemacht haben.

Sie haben innerhalb von elf Monaten eine Damen-EM, Olympia und eine U21-WM gespielt. Muss man sich da nochmal ab und zu kneifen, ob das alles auch wirklich passiert ist?

Ja, es war eine irre Zeit. Ich denke, die Hauptsache ist, dass man sich auch viele Pausen nimmt und auch wenn es direkt nicht geht, dass man auf jeden Fall aufpasst, dass man sich nicht verletzt, was passieren kann, wenn man ständig auf hoher Belastung läuft. Meiner Meinung ist es auch wichtig vom Kopf her, dass man sich immer wieder auf die neue Sache einlässt. Ich denke gern zurück an die WM, weil es eine coole Zeit war, aber ich glaube, dass man es auch schaffen muss, schnell damit abzuschließen, damit man sich jetzt auch wirklich auf die Liga konzentrieren kann. Da haben wir ja auch noch eine wichtige Aufgabe.

Schauen Sie aber auch schon weiter als auf die Liga – zum Beispiel auf die Damen-WM im Juli?

Das läuft ja erst einmal alles parallel, Liga und Danas, denn ich glaube in eineinhalb Wochen stehen dann auch schon wieder Pro-League-Spiele an. Ich bin eigentlich nicht so der Typ, der so viel darüber nachdenkt, ob man nominiert wird oder nicht – ich glaube, dann macht man sich auch irgendwann kirre. Klar ist es auch ein Ziel in diesem Jahr, und dafür gebe ich auch alles, aber dieses und nächstes Wochenende liegt der Fokus ganz klar erst einmal auf der Liga. Das wird aber wahrscheinlich eine Herausforderung, das parallel zu bewältigen, denn jetzt ist Liga, dann ist Pro League und dann - ich hoffe nicht – sind ja auch noch die Play-Down-Spiele. Und ich hoffe sehr, dass man das schafft, beides unter einen Hut zu kriegen und nichts zu vernachlässigen.

Warum glauben Sie, dass Flottbek die Liga halten wird?

Ich glaube, das haben wir im Spiel gegen den BHC gezeigt, warum wir es schaffen können, denn wenn jeder mitarbeitet und wir als Team spielen und kämpfen, haben wir auf jeden Fall das Potenzial dazu. Deswegen glaube ich, dass wir es verdient haben, in der Liga zu bleiben. Wenn wir das in den nächsten drei Spielen auf die Platte bringen, sollte das was werden. Und spätestens - wenn es nicht in den drei Spielen klappt - dann in den Play-Down-Spielen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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