09.08.2022
Die Nachricht hatte hohen Überraschungscharakter: Vergangene Woche wurde bekannt, dass der Feudenheimer HC seine Herrenmannschaft komplett aus dem Spielbetrieb in Feld und Halle zurückzieht. Eine Mannschaft, die immerhin seit geraumer Zeit in der 1.Regionalliga Süd, also drittklassig, unterwegs ist und als Ableger des „Muttervereins“ Mannheimer HC für höhere Ambitionen stand.
Der Zeitpunkt der Abmeldung war ein Stück weit von außen diktiert. Um einer drohenden Geldstrafe zu entgehen, haben sich die Mannheimer Verantwortlichen für den Schritt Ende Juli entschieden. Somit konnte man das FHC-Team (Tabellenvierter der gerade abgelaufenen Feldrunde 2021/22) noch sanktionsfrei aus dem Spielbetrieb ausklinken. Der zuständige Süddeutsche Hockey-Verband hat auch gleich reagiert, indem er mitteilte, dass den Feudenheimer Platz in der kommenden Feldsaison der ansonsten als Tabellenvorletzter abgestiegene Limburger HC einnehmen wird. Und in der Hallensaison 2022/23 wird statt mit den regulären sechs Teilnehmern nur mit fünf Mannschaften gespielt. Feudenheim gilt als erster Absteiger, wird aber gemäß eigener Aussage auch keinen Platz in den darunter liegenden Spielklassen des Hockeyverbandes Baden-Württemberg einnehmen.
Um die Hintergründe des FHC-Rückzugs zu erläutern, erinnert der Sportliche Leiter des Mannheimer HC, Peter Lemmen, an die Anfänge. So sei der Feudenheimer HC im Jahr 2010 als „Farmteam“ des MHC nie zum Selbstzweck, sondern mit dem Gedanken gestartet worden, „talentierten Nachwuchsspielern über diesen Weg den Sprung in die MHC-Bundesligamannschaft zu erleichtern“. Dazu sollte der FHC nach seinem Einstieg in den Spielverkehr möglichst hoch in der Ligapyramide klettern. Als erste Mannschaft konnte er rein spielordnungstechnisch eine höhere Liga erreichen, als das einer Bundesligareserve als klassischer zweiter Mannschaft jemals möglich gewesen wäre.
Das Herrenteam des Feudenheimer HC mit Coach Robert Willig (links hinten) belegte in der Regionalliga Süd den vierten Platz - jetzt ist Schluss. Foto: FHC
Auf weiblicher Seite hat sich das Modell schneller, besser und offenbar auch nachhaltiger entwickelt. Tatsächlich spielt die Damenmannschaft des Feudenheimer HC im Feld in der 2. Bundesliga und in der Halle sogar erstklassig, hier also auf Augenhöhe mit dem Mannheimer HC, wo es über die Jahre hinweg immer wieder auch ein strategisches Hin und Her innerhalb des Spielerpersonals gab. „Da läuft es sehr gut, ist nach wie vor ein gesundes Konstrukt und geht auch so weiter“, betont Peter Lemmen den Unterschied zur männlichen Seite. Dort wiederum habe man sich schon vorigen Herbst einer kritischen Gesamtanalyse unterzogen. „Wir haben untersucht, wen wir über den ,Umweg‘ FHC tatsächlich in die Bundesligamannschaft des MHC gebracht haben“, so der Sportliche Leiter, der die Antwort gleich nachschiebt: „Null. Keinen einzigen Spieler.“
Man sei dann zum Punkt gekommen, wo eine Abmeldung zur Debatte stand oder eine Art Verselbständigung der FHC-Herrenmannschaft erfolgen müsse. Entschieden wurde, die weitere sportliche Entwicklung „in die Hände der aktuellen FHC-Spieler zu geben, auch wenn der MHC weiter den Trainer stellt und den Spielbetrieb des FHC finanziert“, so Lemmen. Doch rasch stellte sich heraus, dass beim vorhandenen Kaderpersonal „die Motivation sehr heterogen war und immer weiter auseinanderging“, umschreibt der Sportliche Leiter die Diskrepanz zwischen jungen, ehrgeizigen Spielern mit dem Wunsch des Aufstiegs in die 2. Bundesliga sowie älteren Ex-Bundesligaspielern, die ohne viel Training am liebsten nur noch die Heimspiele bestritten hätten.
„Letztlich sind wir an der Personalsituation gescheitert, die Decke ist zu dünn geworden“, sagt Peter Lemmen. Einige der bisherigen Feudenheimer Spieler wollen sich dem Zweitligisten TG Frankenthal anschließen, auch andere Clubs der Kurpfalz-Region sind im Gespräch. Natürlich ist auch die Rückkehr zur zweiten Mannschaft des MHC eine Option und für manchen sogar der berühmte Nagel, an den man seinen Schläger beim Karriereende hängt. lim
Kennen Sie schon den Equipment-Guide der Hockeyzeitung? In diesem DHZ-Spezial gibt es einen umfrangreichen Schlägertest, Einblicke in die Produktion und den Vetrieb von Schlägern und ein Torwart-Special mit den Nationaltorhütern Alex Stadler und Jean Danneberg. Hier geht es zur Bestellung des Sonderhefts.