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Wieviel ist uns ein (möglicher) Hallen-WM-Titel wert?

16.08.2022

Eine Hallenhockey-Weltmeisterschaft ohne Marktführer Deutschland? Eigentlich unvorstellbar. Aber seit ein paar Tagen müssen wir uns tatsächlich mit diesem Szenario anfreunden. Nachdem die FIH erst die Neuansetzung des im Februar 2022 wegen der anhaltenden Corona-Pandemie verschobenen 6. Indoor World Cups bekanntgab und bald danach die Teilnehmerliste samt Gruppeneinteilung veröffentlichte, ließ der DHB die Katze aus dem Sack: Er schickt im Februar 2023 keine Teams nach Südafrika, weil es terminlich mit gleich drei anderen Maßnahmen kollidiert.

Natürlich ist es höchst unglücklich, wenn der Weltverband ohne Rücksprache mit den beteiligten Nationen recht kurzfristig terminliche Fakten schafft. Andererseits kann der DHB sicherlich nicht erwarten, dass sich alle und alles nach seinen Wünschen richtet. Einen gänzlich freien Termin zu erwischen, der jedem schmeckt, scheint angesichts eines in den letzten Jahren immer größer und dichter gewordenen Eventkalenders ein Ding der Unmöglichkeit. So ist es nun zur deutschen Absage gekommen. Sie erspart dem DHB zudem die Notwendigkeit, tief in die klamme eigene Kasse greifen zu müssen. Denn Hallenhockey ist nicht olympisch und genießt nicht wie der olympische Bruder Feldhockey staatliche Förderung. Statt einer kostengünstigen Busfahrt nach Lüttich hätte der DHB eine teure Reise nach Pretoria für zwei Teams voll aus Eigenmitteln finanzieren müssen. Geschätzte 120 000 Euro hätte das gekostet. DHB-Sportdirektor Menke-Salz beteuert zwar, dass man diese Anstrengung bei einem besseren Termin auf sich genommen hätte, gleichwohl sei die Kostenseite in die Gesamtbetrachtung miteingeflossen. Überspitzt könnte es in eine Fragestellung münden: Wieviel ist uns ein (möglicher) Hallen-WM-Titel wert?

Diese Szene vom Februar 2018 wird sich demnächst nicht wiederholen: Die deutschen Damen um Kapitänin Janne Müller-Wieland bejubeln die in Berlin gewonnene Hallen-Weltmeisterschaft. Eine Titelverteidigung 2023 wird es nicht geben können - Deutschland nimmt nicht teil. Foto: Förster

 

Ungefähr die doppelte Summe als für die Teilnahme an der ersten nicht in Europa stattfindenden Hallenhockey-WM muss der DHB derzeit an einer ganz anderen Baustelle aufwenden. Und die ist im Vergleich zur Frage „Hallen-WM 2023 – ja/nein?“ um ein Vielfaches bedeutender. Bei „DHB Digital“ spricht nicht nur Verbandsvizepräsident Finanzen Marc Stauder vom „wichtigsten und größten Projekt, das es im DHB gibt“. Um dessen Fortgang nicht zu gefährden, nimmt der DHB gerade auch seine Vereine in Form einer Sonderumlage mit ins Boot. Zum Stand der Dinge gab es vorige Woche eine Videokonferenz, bei der die DHZ mal zugeschaut hat (ein Bericht darüber gibt es in der DHZ-Ausgabe 26). lim

 

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