01.09.2022
In wenigen Tagen fällt für die 1. Bundesliga der Startschuss in die Feldsaison 2022/23. Die Erstligisten und mit ihnen die ganzen Nationalspielerinnen und -spieler hatten in diesem Sommer ein im Vergleich zu vielen Vorjahren sehr ausgiebiges Zeitfenster für ihre Vorbereitung und können nun gleich zeigen, wie sie diese Zeit genutzt haben.
Vor allem jene Teams werden diese Phase gebraucht haben, bei denen es seit dem Abschluss der Vorsaison (Anfang Juni) umfangreiche personelle Veränderungen gab. Und das trifft auf einige zu. Alleine bei den Damen hat bei fast der Hälfte der Teilnehmer (fünf von zwölf) ein neuer Cheftrainer sein Amt angetreten: Tin Matkovic ersetzt beim Berliner HC Stan Huijsmans, der wiederum neu beim Club an der Alster die Nachfolge des in den Ruhestand gegangenen Jens George angetreten hat. Tobias Weißer hat beim Großflottbeker THGC den Job von Richard Barlow (jetzt DTV Hannover) angetreten, beim Münchner SC startet Jakob Cyrus, und beim TSV Mannheim wird Sven Lindemann übernehmen (bis zum 1.11. aber noch von Vorgänger Carsten-Felix Müller vertreten). Bei den Herren stehen lediglich zwei neue Coaches in der Verantwortung: der Spanier Hector Martinez beim TSV Mannheim und der Engländer Darren Cheesman beim Berliner HC.
Bekannte Gesichter kommen
Dazu kommen die üblichen Veränderungen im Spielerkader. Kaum ein Erstligist verzichtet heutzutage noch auf ausländische Kräfte. Auch bei den aktuellen Wechseln taucht so manches international bekannte Gesicht auf. Gespannt sein darf die Bundesliga also auf absolute Weltstars wie die beste WM-Torschützin Agustina Gorzelany (Großflottbeker THGC), deren argentinische Landsfrau Agustina Albertarrio (Düsseldorfer HC) oder den ebenfalls argentinischen Olympiateilnehmer Leandro Jose Tolini (TSV Mannheim). Mit Tolini und dem seit Jahren dort angestammten Gonzalo Peillat (MHC) sind in Mannheim nun zwei der weltbesten Strafeckenschützen zu Hause. Wie groß der Anteil der ausländischen Fachkräfte auf die Performance ihrer neuen deutschen Vereinsteams sein wird, wird interessant zu beobachten sein.
Wenn man die Veränderungen von DHB-Kaderspielerinnen und -spielern anschaut, dann hat sich auch hier ein bisschen was getan. Olympiateilnehmer Niklas Bosserhoff hat seine Wiege Uhlenhorst Mülheim verlassen und sich Vizemeister Polo in Hamburg angeschlossen. Nach zwei Jahren in Amsterdam (Pinoké) kehrt Niklas Wellen zu seinem Heimatverein Crefelder HTC zurück und wird dem Wiederaufsteiger die nötige Stabilität verleihen, zumal beim CHTC weitere Nachwuchsnationalspieler (Masi Pfandt, Julius Hayner, Joshua Onyekwue) dazugekommen sind. Bei Meister Köln hat man sich die Dienste von Jean Danneberg und Aron Flatten gesichert, die U21-Vizeeuropameister Hugo von Montgelas (Mannheimer HC) und Florian Sperling (UHC Hamburg) wollen an neuer Stätte durchstarten. Weg aus der Bundesliga und rein in die holländische Hoofdklasse zieht es derweil Alexander Stadler (TSV Mannheim) und Jonas Gomoll (Berliner HC).
Auf weiblicher Seite kann man sich über die Rückkehr von Kira Horn (von EHL-Sieger Amsterdam zum Heimatverein Club an der Alster) und Nike Lorenz (nach England-Aufenthalt nun wieder bei RW Köln) freuen, die frischen U21-Europameisterinnen Julia Hemmerle (Mannheimer HC) und Marie Hahn (Düsseldorfer HC) haben sich vereinstechnisch neu orientiert.
Gleichzeitig wird man langgediente Bundesliga-Größen ab dieser Saison vermissen: Prominentester der neuen Ruheständler ist zweifellos Tobias Hauke (HTHC), bei den Damen haben sich beispielsweise Anissa Korth (München), Jana Gonnermann (Berlin) oder Petra Ankenbrand (Mülheim) zurückgezogen.
Für viele Experten ist das der "Königstransfer" zur neuen Bundesligasaison: Nationalspieler Niklas Bosserhoff (Zweiter von links; mit Saul Esteve, Nick Algner und Benjamin Kölbl; von links) wechselte von Uhlenhorst Mülheim zum Hamburger Polo Club. Alle Zu- und Abgänge der 24 Erstligisten sind in der aktuellen DHZ-Ausgabe zu finden. Foto: Peemöllr
Neuer Modus beim Abstieg
Der äußere Rahmen der Feldsaison 2022/23 unterscheidet sich zunächst nicht von seiner Vorgängersaison: Gespielt wird eine komplette Hinrunde (11 Spiele) bis 22. Oktober. Nach der Winterpause geht es für die meisten ab 15. April in der verkürzten Rückrunde (5 Spiele nur noch innerhalb der Sechserstaffeln) weiter. Am 7. Mai soll feststehen, welche vier Mannschaften jeder Staffel ins Viertelfinale kommen und welche zwei um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Die vier Teilnehmer des Final-Four werden in einer Best-of-three-Serie am 13., 20. und 21. Mai ermittelt. Am 3./4. Juni steht schließlich die Meisterfindung bei der DM-Endrunde an.
Etwas abgewandelt vom bisherigen System sollen die beiden Erstligaabsteiger ermittelt werden. Nicht wie bisher werden die Staffelfünften gegen die -sechsten spielen. Stattdessen treffen die beiden Fünftplatzierten direkt aufeinander. Der Sieger (aus best-of-three) bleibt erstklassig, der Verlierer muss seinen Erstligastatus gegen den Sieger des Duells der beiden Tabellensechsten in einem sogenannten Play-in-Spiel (im Rahmen der DM-Endrunde geplant) behaupten. Der Verlierer dieser Partie steigt dann ebenso ab wie der vorangegangene Unterlegene der Best-of-three-Serie der beiden Sechsten. Dieser neue Abstiegsmodus wurde erst am vergangenen Wochenende bei der Mitgliederversammlung der Hockeyliga in Hamburg verbindlich beschlossen.
Wer könnte wo landen?
Bei den Damen ist zu erwarten, dass in Staffel A Meister Düsseldorf ebenso wie Harvestehude und Köln den Sprung ins Viertelfinale schaffen werden. Der vierte Play-off-Platz könnte zu einer engen Angelegenheit zwischen München, Großflottbek und Aufsteiger Bremen werden. In der Staffel B dürften Vizemeister Mannheimer HC und der Club an der Alster vorneweg marschieren. UHC Hamburg und Berlin sollten gegenüber Mülheim und TSV Mannheim im Kampf um die weiteren zwei Viertelfinalplätze leichte Vorteile besitzen.
In der Staffel A der Herren sollte Meister Köln ebenso wie Harvestehude und Mülheim keine großen Probleme mit der Viertelfinal-Qualifikation haben. Um den vierten Platz könnte sich ein Zweikampf zwischen UHC und Aufsteiger Krefeld entspinnen, während das personell geschwächte Düsseldorf in dieser schweren Staffel nur Außenseiterchancen besitzt. Die Staffel B sollte von Vizemeister Polo und dem Mannheimer HC diktiert werden. Der Club an der Alster und Berlin könnten im Fernduell mit TSV Mannheim und Aufsteiger München die Nase im Rennen um die beiden weiteren Play-off-Plätze vorn haben.
Die Mehrheit der befragten Trainer erwartet, dass es einen Titel-Hattrick der bereits 2021 und 2022 als Meister hervorgangenen Teams Düsseldorfer HC (Damen) und Rot-Weiss Köln (Herren) gibt. Aber wie immer gilt das Bonmot des Fußball-Trainergurus Otto Rehhagel: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. lim
In der aktuellen DHZ-Ausgabe sind die Kaderlisten aller 24 Bundesligisten inklusive Zu- und Abgängen zu finden.