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Fabio Schütze: "Es fehlt einiges an Erfahrung und Abgezocktheit"

Nach dem 1:6 im Kellerduell beim bislang ebenfalls sieglosen TSV Mannheim ist der Düsseldorfer HC nun der einzige Herren-Erstligist ohne Punkt nach vier Spieltagen der 1. Bundesliga. DHZ-Redaktionsleiter Uli Meyer hat sich mit DHC-Kapitän Fabio Schütze (Foto) über die prekäre Situation und mögliche Lösungen unterhalten. Der 21-Jährige muss einräumen, dass nach zuletzt guten Auftritten in Hamburg die jüngste Niederlage ziemlich aufs Gemüt schlug.

Herr Schütze, am Wochenende setzte es eine 1:6-Niederlage gegen den TSV Mannheim im Duell der beiden bis dato punktlosen Mannschaften. Hatten Sie sich und Ihrer Mannschaft in diesem Spiel mehr zugetraut und erhofft?

Fabio Schütze: Ja, vor allem nach dem Wochenende in Hamburg hatten wir uns natürlich mehr erhofft, denn da haben wir echt gut ausgesehen. Nach so einem Wochenende haben wir eine gewisse Euphorie verspürt und sind in das Spiel mit dem Eindruck gegangen, dass man auf jeden Fall etwas holen sollte oder kann. Das ist dann aber nicht passiert. Warum das nicht passiert ist, müssen wir noch einmal gründlich analysieren.

Nach zwei Auftritten in Hamburg, bei denen sich die Mannschaft sehr teuer verkauft hatte, kommt die hohe Niederlage dann doch etwas überraschend. Sind Sie das Spiel anders angegangen als die beiden Spiele gegen Polo und Alster?

Gedanklich mit Sicherheit. In Hamburg waren wir alles andere als Favorit oder hatten uns auf Augenhöhe gewähnt. Wenn man dann mit dem Aufschwung, dass man gegen den Vizemeister und ein weiteres Topteam durchaus Punkte verdient hätte, in das TSV-Spiel geht, denkt man natürlich, dass man hier eher etwas holen kann. Das war sicherlich in einigen Köpfen von uns drin, taktisch haben wir aber nichts verändert.

Jetzt steht der Düsseldorfer HC nach vier Spielen mit null Punkten da. Würden Sie von einem Fehlstart sprechen, oder ergibt der Blick auf die Tabelle für Sie zurzeit wenig Sinn?

Ich glaube, uns war allen klar, dass es für uns in dieser Saison sehr schwierig werden wird. Mit Blick auf das Auftaktprogramm haben wir auch nicht mit einem Punkteregen in den ersten Spielen gerechnet. Als Außenseiter rechnet man ja nie zwingend mit Punkten, insgeheim erhofft man sich diese dennoch natürlich. Das Spiel gegen TSV müssen wir jetzt schnell aus unseren Köpfen bekommen und wieder jedes Wochenende unser Hockey spielen. Dann haben wir weiter in jedem Spiel Chancen, etwas mitzunehmen. Natürlich wären Punkte zu diesem Zeitpunkt auch schon schön gewesen, aber das von einem Fehlstart würde ich nicht reden. Das würde der Sache nicht gerecht werden.

  Foto: Kramhöller

Schauen wir noch einmal auf die beiden Spiele in Hamburg. Sowohl gegen Alster als auch gegen Polo lag der DHC in Führung und lange im Rennen. Gegen den Vizemeister führten Sie sogar noch mit 2:0 im letzten Viertel. Am Ende hieß der Verlierer jedoch zweimal Düsseldorf. Ist die mangelnde Bundesligaerfahrung dieser jungen Mannschaft ein Grund dafür, dass sie sich in der entscheidenden Spielphase nicht für gute Auftritte belohnen können?

Ja, das würde ich schon so unterschreiben. Ohne die genauen Statistiken zu kennen, haben wir mit Sicherheit mit das jüngste Team der Liga. Wir haben viele 2005er-Jahrgänge, die bereits zum Stamm der Mannschaft zählen. Da fehlt einiges an Erfahrung und Abgezocktheit. Aber wenn man beispielsweise so wie gegen Polo führt, dann muss man das cleverer zu Ende spielen, egal in welchem Alter man ist.

Sie selber spielen nun ihre fünfte Herren-Saison beim DHC. In dieser Zeit haben Sie jeden Sommer immer wieder Leistungsträger verabschiedet. Denn der DHC brachte in den letzten Jahren durchaus immer wieder viele gute Bundesliga -und sogar Nationalspieler hervor, die jedoch überwiegend bei anderen Vereinen ihre Zukunft sahen. Wie erklären Sie sich, dass der DHC im Sommer immer wieder seine „besten“ Spieler verliert?

Ich würde uns erst einmal selber ein Lob geben für die gute Jugendarbeit, denn viele dieser Spieler kommen auch aus der eigenen Jugend. Es ist natürlich so, dass es für uns dann teilweise schwierig ist, bei den Möglichkeiten, die die anderen Vereine anbieten, mitzuhalten. Trotzdem müssen wir es schaffen, dass man auf Dauer die jungen Spieler aus der eigenen Jugend hält und davon überzeugt, diesen Entwicklungsprozess mitzugehen, um dann Bundesligatauglichkeit dauerhaft zu erreichen. Im nächsten Schritt muss man es dann hinbekommen, die ambitionierten Spieler, anders als in der Vergangenheit, zu halten und Spieler dieser Kategorie mal von anderen Vereinen zu uns zu lotsen. Das haben wir in den letzten Jahren leider nur in Ausnahmefällen geschafft.

Als Reaktion auf die Abgänge wählten die Verantwortlichen dieses Jahr einen neuen Weg. Zwei Neuseeländer und zwei Österreicher verstärkten unter anderem den Kader, statt wie bisher, Spieler aus der 1. und 2. Bundesliga. Ist das bewusst so geschehen und der neue Weg im DHC? Wo soll die Entwicklung der Herren in den nächsten Jahren hinführen?

Den Kontakt zu den Neuseeländern erhielten wir über einen ehemaligen neuseeländischen Bundesligaspieler aus dem DHC. Er schlug uns die beiden vor, und da wir zu dem Zeitpunkt wirklich Personalnot hatten, schauten wir uns die beiden Spieler an und waren schnell überzeugt. Beide haben uns auch von Beginn an direkt verstärkt und machen einen guten Job. Ähnlich verlief es auch bei den Österreichern, die mit ihren Fähigkeiten und dem jungen Alter auch gut in die Mannschaft und zu unserem Vorhaben passen. Am Anfang verläuft dann natürlich noch nicht alles so reibungslos, wenn du so einen Umbruch hinter dir hast, aber das wird sich und hat sich schon mit der Zeit eingespielt. Im Optimalfall wollen wir uns natürlich von den unteren Plätzen der Liga entfernen und im Mittelfeld etablieren. Dafür müssen wir aber mal ein paar Jahre im Kern zusammenbleiben und stetig verstärken. Dann sehe ich auch eine Chance und das Potenzial gegeben.

Letzte Saison in dramatischer Art und Weise noch dem Abstieg entkommen, jetzt sieht es wieder danach aus, als müsste sich der DHC eher nach unten als nach oben orientieren. Wie lautet das gesteckte Saisonziel?

Am liebsten natürlich Platz vier, damit wir gar nichts mit der Abstiegsrunde zu tun haben. Das ist aber angesichts dieser Staffel eine Herkulesaufgabe, wenn man die Qualität der anderen Vereine in Betracht zieht. Auch Krefeld, die als Aufsteiger eigentlich ein direkter Konkurrent wären, haben schon bewiesen, dass sie eher kein klassischer Aufsteiger sind. Mit dem neuen Abstiegs-Modus muss dann der fünfte Platz das Ziel sein, weil man dann größere und bessere Chancen hat, nicht abzusteigen. Über allem steht am Ende einfach der Nicht-Abstieg.

Vielen Dank für das Gespräch!

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