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Matthias Witthaus: „War ganz wichtig, die Kehrtwende zu schaffen“

Richtig rund ist für Vizemeister Hamburger Polo Club die Bundesligasaison 2022/23 nicht angelaufen. In den ersten fünf Spielen gab es für die Truppe von Trainer Matthias Witthaus vier Niederlagen. Was für Witthaus aufgrund personeller Umstände durchaus nicht überraschend kam.Umso wichtiger war, dass es am Sonntag mit dem 3:1-Sieg beim Crefelder HTC endlich wieder ein Erfolgserlebnis gab, schließlich war dieses Spiel auch die Generalprobe vor dem ersten euroäpischen Auftritt des aufstrebenden Hamburger Vereins.

Wenige Tage vor der EHL-KO16-Runde in Hamburg ordnet Witthaus im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner die Situation ein. Matthias Witthaus, der in Kürze 40 Jahre alt wird, ist Doppel-Olympiasieger und war mit 364 Länderspielen lange Jahre deutscher Rekordnationalspieler. Seit neun Jahren ist er in Hamburg ansässig und maßgeblich für den Aufschwung bei Polo verantwortlich.

Herr Witthaus, nach einem eher holprigen Saisonstart gab es an diesem Doppelspieltag einen Sieg und eine Niederlage für Ihre Mannschaft. Wie fällt Ihr Fazit für das Auswärtswochenende im Westen aus?  


Matthias Witthaus: Der Saisonstart war für uns gewiss sehr holprig. Mit der Punkteausbeute aus dem Westen bin ich grundsätzlich zufrieden. Es war für uns ganz, ganz wichtig, mal wieder ein Spiel zu gewinnen und die Kehrtwende zu schaffen. Das ist uns gegen Krefeld endlich gelungen. Aber auch mit der Leistung gegen Mülheim bin ich nicht ganz unzufrieden. Wir zeigen über weite Teile eine gute Leistung, kassieren dann an diesem Tag aus zwei Torschüssen zwei Gegentore. Gegen HTHC die Woche davor war es auch ein guter Auftritt, wir führen lange und verlieren dann noch in den Schlussminuten. Aber gerade deswegen war es umso wichtiger, dass wir wieder ein Spiel gewinnen und somit das Momentum hoffentlich auf unsere Seite ziehen.

Jetzt stehen nach fünf Spielen sechs Punkte zu Buche, was aktuell gleichbedeutend mit Platz fünf in Staffel B ist. Genügt das dem Anspruch vom Hamburger Polo Club oder darf man nur unzufrieden mit dem Saisonstart sein?

Ich finde, dass man dabei zwei Sachen im Hinterkopf behalten sollte. Wir müssen mit unserer Mannschaftsstruktur so einen Saisonstart auch bis zu einem gewissen Teil in Kauf nehmen. Wir haben eben fünf Topspieler aus Neuseeland, die erst kurz vor Saisonstart zur Mannschaft stoßen. Da kommen gerade zu Beginn natürlich noch Probleme auf, denn es ist einfach extrem schwierig, so viele Spieler in so kurzer Zeit direkt einzugliedern. Andere Teams, die den Großteil der Vorbereitung schon zusammen gespielt haben, sind zu diesem Zeitpunkt einfach schon viel weiter. Wir müssen uns erst einmal auch finden nach so einer langen Pause, nehmen das aber auch in Kauf, da wir wissen, dass sich das am Ende auszahlen kann, weil wir Jungs mit hoher Qualität haben, die uns auch sehr weit bringen können. Der zweite Punkt ist, dass die Liga dieses Jahr einfach stärker und ausgeglichener ist. Teams, die letztes Jahr noch nicht so viel gepunktet haben, performen ganz anders, und mit München und Krefeld gibt es zwei ungewöhnlich starke Aufsteiger zusätzlich. Dass da zu Beginn direkt zwei, drei Teams wegziehen, gibt es dieses Jahr nicht, da die Liga einfach ausgeglichener ist. Diese beiden Punkte muss man im Hinterkopf behalten, deswegen bin ich auch nicht zu sehr verwundert.

Polo-Trainer Matthias Witthaus, hier im Archivbild von der DM-Endrunde im Juni 2022 in Bonn. Foto: Foto2press

In den ersten Spielen mussten Sie immer mal wieder auf Kane Russell, Mathias „Tisi“ Müller und Constantin Staib verzichten. Ist das Polo-Spiel abhängig von diesen drei außergewöhnlichen Spielern?

Für mich sind spielentscheidende Punkte im Spiel die Straf-
ecken und die Effizienz in beiden Kreisen. Und wenn wir da ganz ehrlich sind, ist es natürlich ein Unterschied, ob Kane Russell, der vorige Saison zweitbester Bundesliga-Torschütze war, dabei ist oder nicht. Natürlich wird unsere Ecke dann gefährlicher, wenn alle anderen Grundtugenden auch stimmen. Strafecken, sowohl offensiv als auch defensiv, sind einfach entscheidend. Wir haben es gegen Mülheim und Krefeld wieder gesehen. Mülheim hatte am Samstag die bessere Quote und gewinnt mit zwei Eckentoren, Krefeld hat am Sonntag zu viel liegen gelassen, und wir gewinnen mit zwei Toren nach Ecken. Und wenn dann dazu noch dein bester Stürmer und der beste Aufbauspieler Deutschlands fehlen, dann macht sich das natürlich bemerkbar in unserem Spiel. Dennoch hat das Team am Wochenende auch ohne Tisi und Staibi einen sehr guten Auftritt gezeigt, und so müssen wir das auch weiterhin angehen.

Nach der Vizemeisterschaft in der vergangenen Saison und weiteren Top-Neuverpflichtungen ist der Anspruch sicherlich nicht kleiner geworden. Polo zählt automatisch nun zum Favoritenkreis. Wird damit richtig umzugehen diese Saison auch eine wichtige Aufgabe für Sie und Ihr Team? Wie lautet generell das gesteckte Saisonziel?

Für uns ist es jetzt keine besondere Bürde, dass wir zum Favoritenkreis zählen. Das beschäftigt uns überhaupt nicht. Trotzdem wäre es unsinnig, wenn man Vizemeister wird und die Mannschaft zusätzlich verstärkt, davon zu reden, dass man sich mit dem Klassenerhalt zufrieden geben würde. Für uns ist es ganz entscheidend, dass wir die Basics weiterhin richtig machen. Wir müssen jede Saison auch wieder bei Null anfangen und unsere Punkte sammeln. Es geht für uns darum, die Dinge möglichst genauso gut zu machen wie in den letzten Jahren. Dazu zählt auch, mit Fairness auf dem Platz aufzutreten, aber auch in jedem Spiel mit der richtigen Entschlossenheit und Energie. Und wenn es dann mal nicht ganz so rund läuft, weil man eventuell gerade auch großes Verletzungspech hat, dann ist es ok. Ich finde es völlig legitim zu sagen, dass wir mit dieser Mannschaft den Anspruch haben, oben mitzuspielen und das Ziel zu haben, das Final Four zu erreichen. Gerade stehen wir aber auf einem Play-down-Platz, und die Endrunde ist gefühlt ganz weit weg. Deswegen bringt es nichts, in der Vergangenheit zu verweilen oder in die Zukunft zu denken. Es gilt, jetzt die Punkte einzusammeln und unsere Aufgaben zu machen, bevor wir von Endrunden träumen.

Etwas Historisches steht dem Verein nun in den kommenden Tagen mit dem EHL-Qualifikationsturnier bevor. Sehen Sie Polo rechtzeitig gewappnet für diese Herausforderung oder bereiten die Ligaleistungen etwas Sorgen vor den internationalen Vergleichen?

Wir fühlen uns auf jeden Fall gut vorbereitet, und die Mannschaft scheint nun auch endgültig richtig angekommen zu sein. Schon seit letzter Woche ist wieder der richtige Teamspirit zu spüren, und eventuell können wir am Wochenende auch wieder auf Constantin Staib zurückgreifen, was der Mannschaft natürlich guttun würde. Trotzdem erwartet uns gegen Wimbledon mit dem englischen Vizemeister eine ganz schwierige Aufgabe. Es wird robust, hart und schnell, aber da gilt es dagegenzuhalten, auch wenn wir den Gegner im Vorhinein wenig analysieren können. Wir freuen uns auf die überhaupt erste Teilnahme, auf das erste Spiel in der EHL der Vereinsgeschichte und wollen uns dort von unserer besten Seite zeigen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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