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Jugend trainiert für Olympia: Ludwigsburger Doppelsieg nach drei Jahren Pause

Kaum einer der Schüler war schon beim letzten Bundesfinale 2019 vor der Corona-Zwangspause dabei und konnte sich erinnern, was es bedeutet, wenn es heißt: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin...“ zum Bundesfinale von Jugend trainiert für Olympia. So war die Aufregung besonders groß, als die fast 4000 jungen Sportler und unter ihnen die über 300 Hockeyspieler am Dienstag, 13. September, am Hauptbahnhof ankamen, um sich zu akkreditieren.

In der Jugendherberge konnten schon die ersten Kontakte zu den Mannschaften der anderen Bundesländer geknüpft werden, da alle Hockeyspieler zusammen im Jugendgästehaus International untergebracht waren. Leider waren in diesem Jahr nicht alle Bundesländer vertreten. Im Norden Deutschlands muss das Coronavirus wohl deutlich gefährlicher gewesen sein, da Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern keine Landesfinals ausgespielt hatten und daher auch keine Mannschaften schicken konnten. Um das gewohnte Spielsystem mit jeweils 16 Jungen- und Mädchenmannschaften aufrecht zu erhalten, konnten dafür andere Bundesländer noch einen zweiten Vertreter schicken, was für eine Schule ein besonderes Glück war, doch dazu später mehr.
Alles war vorbereitet durch das Organisationsteam der benachbarten Wilma-Rudolph-Oberschule, als die ersten Mannschaften am Mittwoch früh die Ernst-Reuter-Sportanlage in Berlin-Zehlendorf betraten. Sogar die Sonne konnte einige Male ihre wärmenden Strahlen an den Wolken vorbeischicken, sodass auch die Temperaturen für die Sportler sehr angenehm waren.

Wie zu erwarten war, gab es in der Vorrunde teilweise sehr deutliche Ergebnisse. Allerdings waren auch hier schon einige Überraschungen dabei. So konnten sich bei den Mädchen die Vertreterinnen aus Bremen und Nordrhein-Westfalen nicht für die Zwischenrunden qualifizieren, in denen es am Donnerstag um die begehrten Plätze zur Erreichung der Halbfinals ging, sondern mussten sich als Gruppendritte mit Plätzen in der Platzierungsrunde begnügen, in der am Donnerstag und Freitag nur noch um die Plätze 9 bis 16 gespielt wurde. Dafür konnte sich aber die zweite Mannschaft aus Baden-Württemberg, das Otto-Hahn-Gymnasium aus Ludwigsburg, als Gruppensieger ihrer Gruppe sicher für die Zwischenrunde qualifizieren. Dies gelang derselben Schule auch mit ihrer Jungenmannschaft.

  Siegerehrung der Mädchen mit den Teams aus Ludwigsburg (1), Mannheim (2) und Hamburg (3), flankiert von Nationalspielerin Charlotte Stapenhorst (rechts). Foto: JtfO

Am Donnerstag war als besonderes Highlight die 134-fache Nationalspielerin und Bronzemedaillengewinnerin von Rio 2016, Charlotte Stapenhorst, auf der Anlage, die bereitwillig Autogramme schrieb, für Fotos zur Verfügung stand und auch noch die Berliner Mannschaften anfeuerte. Als sie das Leben und Treiben auf dem Sportgelände sah, bedauerte sie es sehr, dass sie nie die Chance hatte, mit ihrer Schule bei einem Bundesfinale dabei zu sein.

Der Freitag startete dann mit den Halbfinalspielen, für die sich bei den Jungen die Mannschaften des Apostelgymnasiums aus Köln, des Gymnasiums Hochrad aus Hamburg, des Otto-Hahn-Gymnasiums aus Ludwigsburg und des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster aus Berlin qualifiziert hatten. Deutlich setzten sich hier die Jungen des Apostelgymnasiums und des Otto-Hahn-Gymnasiums durch.

Bei den Mädchen erreichten beide Vertreter aus Baden-Württemberg, das Ludwig-Frank-Gymnasium aus Mannheim und das schon erwähnte Otto-Hahn-Gymnasium, sowie das Gymnasium Hochrad aus Hamburg und die Lokalmatadorinnen der Wilma-Rudolph-Oberschule die Halbfinalspiele. Während die Mädchen des Otto-Hahn-Gymnasiums sich sicher mit 3:1 gegen die Wilma-Rudolph-Oberschule durchsetzten, musste im anderen Halbfinale ein Shoot-out über die Finalteilnahme entscheiden. Hier konnte eine Spielerin des Ludwig-Frank-Gymnasiums einen Penalty im gegnerischen Tor unterbringen, während das den Spierinnen aus Hamburg bei drei Versuchen nicht gelang. So standen zum ersten Mal in der fast 50-jährigen Geschichte dieses Hockey-Wettbewerbs zwei Mannschaften eines Bundeslandes in einem Endspiel.

Während die beiden baden-württembergischen Mädchenmannschaften sich in der Zwischenrunde noch 0:0 trennten, konnten nun die Ludwigsburgerinnen unter den Augen von Charlotte Stapenhorst das Spielgeschehen bestimmen. Mit einem sicheren 5:0 holten sie sich den Bundessieg, nachdem das Landesfinale noch nach Shoot-out verloren gegangen war. Zum ersten Mal hatte damit eine zweite Mannschaft eines Bundeslandes den Bundessieg geholt. Unklar ist, ob sich die Mädchen des Otto-Hahn-Gymnasiums schon bei denen bedankt haben, die keine Mannschaften zum Bundesfinale geschickt haben. Nur das ermöglichte ihnen die Teilnahme und damit den Bundessieg.

Siegerehrung der Jungen mit den Teams aus Ludwigsburg (1), Köln (2) und Hamburg (3). Mit dabei Nationalspielerin Charlotte Stapenhorst, Anke Kozuch und Turnierleiter Michael Wallroth (rechts). Kozuch wird im kommenden Jahr die Organisation des Schulhockeys in Berlin und damit auch des Bundesfinales von Jugend trainiert für Olympia von Wallroth übernehmen. Foto: JtfO

Das Endspiel der Jungen verlief wesentlich spannender. 3:1 führten die Kölner Jungen zur Pause und sahen schon fast wie der sichere Sieger aus. In den fünf Minuten nach Wiederanpfiff drehten die Ludwigsburger aber auf und damit auch das Spiel zu einer 4:3-Führung. Die Kölner konnten zwar noch einmal zum 4:4 ausgleichen, aber fast im Gegenzug gingen die Baden-Württemberger wieder in Führung. Zwei Zeitstrafen, jede für eine Mannschaft, sorgten dann zwar für viel Platz auf dem Kunstrasen, diesen konnten aber nur die Ludwigsburger zum Endstand von 6:4 nutzen. So gingen die Bundessiege bei Mädchen und Jungen an dieselbe Schule, das Otto-Hahn-Gymnasium aus Ludwigsburg. Dies war in der fast 50-jährige Geschichte des Hockey-Bundesfinales erst zwei Mal gelungen: bei der Premiere 1976 dem Englischen Institut Heidelberg und dann noch einmal 1997 dem Gymnasium Hochrad aus Hamburg.

Bei der anschließenden Siegerehrung, bei der die anwesende Nationalspielerin die Preise verteilte, wurden auch diejenigen Spieler geehrt, die in keinem Verein Hockey spielen, sondern nur an ihrer Schule diesem Sport nachgehen. So hatten die Jungen- und Mädchenmannschaften der Maximilian-Kolbe-Schule aus Wiebelskirchen im Saarland keinen Vereinsspieler, und auch bei der Jungenmannschaft des Goethegymnasiums aus Weimar und des Gymnasiums Brandis aus Sachsen waren einige reine Schulhockeyspieler dabei. Diese erhielten einen von Charlotte Stapenhorst unterschriebenen JTFO-Hockeyball. Vielleicht ist das ein Ansporn, demnächst doch in einem Verein diesem tollen Sport nachzugehen.

Einen großen Dank erhielten auch die meist jugendlichen Schiedsrichter, die von René Pleißner und seinem Beobachterteam gut betreut und angeleitet wurden und von den Mannschaftsbetreuern sehr für ihre guten Leistungen gelobt wurden.

Den Abschluss dieser Tage bildete wie immer die Abschlussveranstaltung mit allen fast 4000 Sportlern, die in diesem Jahr im Velodrom stattfand. Nach den Siegerehrungen in allen Sportarten und den künstlerischen und akrobatischen Attraktionen, die auch wieder beeindruckend waren, konnten auf der abschließenden Disco die Kontakte dann noch einmal ausgetauscht und gefestigt werden.

Alle waren sich jedenfalls einig. Solch eine tolle Veranstaltung darf nie wieder ausfallen, damit es in jedem Jahr wieder heißt: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin zum Bundesfinale von Jugend trainiert für Olympia. Michael Wallroth

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