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Nicolai Sussenburger: „Im besten Fall profitieren wir als Gesamtheit“

Ein bewegtes Wochenende hat Nicolai Sussenburger hinter sich. Mit seinen Damen vom Deutschen Meister Düsseldorfer HC holte er gegen den Club an der Alster (2:0) und den Bremer HC (6:0) zwei Bundesliga-Siege, außerdem konnte der DHC-Trainer am Sonntag seinen 42. Geburtstag feiern. Im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt ging es am Tag danach um das Streben nach dem perfekten Spiel, welche Veränderungen ein so prominenter Neuzugang mit sich bringt, wie das bei der argentinischen Stürmerin Agustina Albertarrio der Fall ist, und um die neue Zusammenarbeit mit Olympiasiegerin Tina Bachmann im Trainerteam des DHC.

Herr Sussenburger, wie geht es Ihnen nach dem Doppelwochenende?  

Nicolai sussenburger: Montag vormittag ist immer mein Bürotag für den DHC mit allen möglichen Themen, Videoanalyse und was alles so ansteht. Ich habe ein bisschen meine Stimme verloren nach zwei Bundesligaspielen am Wochenende, aber das gehört auch dazu.

Dabei war es doch gar nicht so schlecht bei Ihnen am Wochenende?

Ich kann mich nicht beschweren.

Vor allem das 2:0 gegen Alster klingt sehr beeindruckend. War es das?

Ja, ein sehr intensives Spiel von zwei absoluten Topmannschaften, und Alster verlangt uns immer alles ab, dennoch ist die Herbstrunde durch den neuen Spielmodus so, dass man Verschiedenes ausprobieren kann. Natürlich besitzen die Spielergebnisse eine gewisse Wichtigkeit, aber sie sind jetzt ehrlicherweise nicht komplett entscheidend für die Saison. Gerade in diesen Phasen nimmt man sich als Team mal Sachen und Elemente zum Spiel vor, und je mehr davon umgesetzt wird oder schon funktioniert desto besser.

Ist das sowieso so ein Thema, wenn man Deutscher Meister geworden ist, wie man dann an die Folgesaison rangeht?

Das ist meines Erachtens unabhängig vom Endergebnis einer Vorsaison. Die Saisonplanung und Gestaltung ist nahezu immer gleich, die Erkenntnisse der letzten Saison verarbeiten, das eigene Spiel in den Vordergrund stellen und nach Verbesserungspotenzialen suchen. Es ist generell so, dass man versucht, einem noch besseren Spiel immer näher zu kommen.

Auf der Suche nach dem perfekten Spiel?

Das will ja jeder Trainer in jeder Sportart, und man weiß ganz genau, dass es nicht möglich ist, aber das Ziel muss lauten, möglichst nahe ranzukommen. Bei uns bleibt es von Vorteil, dass wir in ganz vielen Bereichen schon sehr lange zusammen sind, was entscheidende Positionen der Spieler betrifft, was den Staff betrifft, und dann kann man sich peu à peu Dinge rauspicken, die man wirklich noch verbessern möchte oder wo man das Gefühl hat, dass es am Ende noch ertragreicher sein kann. Dafür eignet sich der Herbst noch viel mehr als die kurze Rückrunde.

Macht Ihnen das dann mehr Spaß?

In gewissen Spielen mit wenig Druck und Stress spielen zu können und Dinge entwickeln zu können ist super, aber nein, am Ende macht es am meisten Spaß, in den Entscheidungsspielen zu spielen und zu gewinnen.

DHC-Trainer Nicolai Sussenburger mit Tina Bachmann während des Spiels gegen den Club an der Alster. Mit der Olympiasiegerin von 2004, die bereits die Herren von Uhlenhorst Mülheim trainiert hat, konnte der Düsseldorfer HC für prominente Verstärkung seines Staffs sorgen. Foto: Kramhöller

Sie haben sich in dieser Saison sehr stark verstärkt mit einer Starspielerin wie Agustina Albertarrio. Sie lebt ja in Frankfurt mit ihrem Freund Lucas Alario zusammen, der bei Eintracht Frankfurt Fußballprofi ist. Wie gestaltet sie das, und wie kommt sie im Team an?

In unseren Planungsgesprächen zur neuen Saison mussten wir dringend im Sturm nachjustieren, da wir mit Lilly Stoffelsma eine absolute Topspielerin momentan im Auslandssemester haben, und diese Position wollten wir adäquat ersetzen. Das ist uns so ganz gut gelungen. Agus hat über 200 Länderspiele, alle großen Turniere gespielt und ihre Weltklasse unter Beweis gestellt, dennoch sind wir in unser jetzigen Kadersituation weit weg von „Starspielerinnen“. Wir haben ganz schön viele sehr gute Spielerinnen im Team, und ich würde sagen, Agus ist eine davon. Ich würde da keinen Unterschied machen wollen.

Sie pendelt also von Frankfurt aus?

Sie lebt in Frankfurt und kommt dann dementsprechend zu den Trainings zu uns mit der Bahn. Die Verbindung ist relativ schnell, und somit kann sie alle Trainingseinheiten mitmachen.

Wie hat sie sich in die Mannschaft eingefügt? Es gibt ja sicher Momente im Spiel, in denen ihre ganze individuelle Klasse rauskommt. Freut man sich da als Trainer, wenn man das sieht?

Agustina war von Anfang an sehr offen, hat sich ohne Starallüren einfach total gut eingebracht und sich schnell an uns und „unser Hockey“ gewöhnt, wobei es ihr die Mädels aber auch leicht gemacht haben und sie direkt voll integriert haben. Ihre Klasse hat sie schon aufblitzen lassen, und fünf Saisontore in den ersten fünf Spielen sind schon mal gut, aber wie schon betont, wir haben viele sehr gute Spielerinnen. Wenn Lilly Stoffelsma wieder zurück ist wird Agustina noch da sein.

Wird das dann für die Gruppe fruchtbar sein, einen anderen Spielertypen zu erleben und können die Mädels da viel mitnehmen?

Dann haben wir den besten Angriff der Welt (lacht). Am Ende ist das immer wechselseitig. Wir haben durch Agus einen tollen neuen Input, sie durch uns, und im besten Fall profitieren wir als Gesamtheit. Die gleiche Situation hatten wir letztes Jahr durch Clara Ycart. Über allem muss weiterhin die Gruppe und unser DHC-Spielstil stehen, und deshalb muss man ganz deutlich konstatieren, dass wer zu uns kommt und bei uns spielt, sich in unser System integriert.

Die zweite auffallende Veränderung in der Saison bei den DHC-Damen ist, dass Tina Bachmann zum Trainerteam gehört. Was ist denn ihre Rolle für die Mannschaft im Moment?

Mark Spieker wird diese Saison, durch sein Herren-Engagement, leider nur teilweise bei den Damen zur Verfügung stehen, und dieses sensationelle Unikat ist nicht zu ersetzen. Aber als relativ schnell klar war, dass Tina sich mit ihrem Wiedereinstieg als Lehrerin eine Nebentätigkeit bei uns vorstellen könnte, waren Team, ich und Club Feuer und Flamme, diese Gelegenheit zu nutzen. Tina und ich kennen uns schon sehr lange, schätzen uns sehr und haben die gleiche Wellenlänge. Und als sich jetzt die Chance der Zusammenarbeit anbot, konnten wir für alle Beteiligten eine gute Regelung finden, um Tina in den DHC zu holen. Die Rolle suchen und finden wir aktuell noch gemeinsam, aber von einer ehemals sensationellen Spielerin mit 250 Länderspielen, diversen Titeln und obendrauf Olympiagold plus einer tollen Trainerpersönlichkeit können und werden wir alle nur profitieren.

Sie hat also keinen festen Aufgabenbereich, sondern Sie gestalten das Training gemeinsam?

Das ist ja erst seit August – es findet sich gerade alles. Ich finde es total toll, dass sie dabei ist und wir insgesamt für den DHC – und das ist auch unabhängig von Damen, Jugend oder Herren – das Ziel haben, ein sehr gutes Trainerteam zusammenzubekommen. Und wenn eine so gute und fähige Trainerin wie Tina Bachmann zur Verfügung steht, dann ist das ein Gewinn für uns als Club.

Vielen Dank für das Gespräch!

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