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Christoph Bechmann: „Die Jungs wissen genau, worauf es jetzt ankommt“

13.10.2022

Auf europäischer Bühne haben die Herren des Harvestehuder THC den Sprung ins Finalturnier der EHL geschafft. In der Bundesliga ist das Mitspielen um die Final-Four-Teilnahme aber keine ausgemachte Sache, was für HTHC-Trainer Christoph Bechmann (50) auch mit der Gruppenzusammensetzung zu tun hat, wie er im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner erläutert. Seine Kritik am Modus hält der seit gut zehn Jahren in Hamburg tätige Coach nicht zurück.

Herr Bechmann, am Wochenende gab es für Ihre Mannschaft ein 5:1 beim Düsseldorfer HC und ein 0:5 bei Rot-Weiss Köln. Kann man sagen, dass der HTHC zwei Gesichter gezeigt hat?  

CHRISTOPH BECHMANN: Wir sind in den Westen gefahren, um mindestens drei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Uns war bewusst, dass es gegen Düsseldorf eventuell das leichtere Spiel wird, auch wenn wir nicht unsere beste Leistung bei dem Sieg gezeigt haben. Trotzdem haben wir uns dann vorgenommen, in Köln noch einmal richtig anzugreifen, doch das 0:5 spiegelt auch tatsächlich das Spiel wider. Wir hatten kaum Chancen, und Köln war an diesem Tag einfach die bessere Mannschaft.

Nach absolvierten acht Spielen stehen Sie in Staffel A momentan auf Platz drei mit 15 Punkten und einem Spiel weniger als der Zweitplatzierte, UHC Hamburg. Wie fällt Ihr Zwischenfazit zu diesem Zeitpunkt der Saison aus?

Mir stößt ehrlich gesagt ein bisschen auf, dass wir dieses Jahr so eine starke Gruppe erwischt haben. Normalerweise sind wir mit fünf Siegen aus acht Spielen voll im Soll. Jetzt steht man aber so da, dass wenn man gegen Krefeld am Wochenende verliert, auf einmal Fünfter sein kann und auf einem Play-down-Platz steht. Ich habe immer schon gesagt, dass ich diesen Modus nicht richtig und unfair finde. Der Modus ist einfach nicht gut. In jeder anderen Sportart in Deutschland gibt es in der Bundesliga Hin- und Rückspiele und eine dementsprechend zu wertende Abschlusstabelle. Das Final Four ist ohne Zweifel ein gutes Format, aber am Ende der Saison müssen die Mannschaften belohnt werden, die das ganze Jahr über gut gespielt haben und nicht Glück bei der Gruppen-Verteilung hatten. Alles andere ist einfach unfair und ist auch für Fans und Sponsoren nicht nachvollziehbar. Dieses Jahr haben wir eine besonders starke Gruppe gewischt, in der ein absolutes Topteam aus den Play-offs fliegt - und das ist ein Unding.

  Vor gut einer Woche konnte Trainer Christoph Bechmann (Mitte) das erfolgreich beendete Qualifikationsturnier in der Euro Hockey League feiern. Für sein Herrenteam vom Harvestehuder THC ging es dann gleich in der Bundesliga mit einem Doppelspieltag im Westen weiter. Foto: S.Müller


Vor etwas mehr als einem Jahr haben Sie in einem DHZ-Interview prognostiziert, dass die Entwicklung mit dieser Mannschaft in die richtige Richtung geht. Im vergangenen Jahr sprang der dritte Platz bei der Deutschen Meisterschaft heraus, vor wenigen Tagen qualifizierten Sie sich erfolgreich für das Finalturnier der EHL. Sehen Sie sich in ihrer Prognose bestätigt? Und wie weit kann der Weg noch gehen?

Im Großen und Ganzen entsprich das schon dem, was ich damals gesagt habe. Es kommt natürlich hinzu, dass ich zu dem Zeitpunkt dieser Aussage noch nicht wusste, dass Tobias Hauke aufhören wird. Dass der uns fehlt, ist natürlich kein Geheimnis. Wie wir uns allerdings bisher ohne Tobias präsentieren, ist für mich eine Sensation. Beim BHC konnte man verfolgen, als Martin Häner aufgehört hat, wie schnell sie in der Folgesaison den Anschluss an die Spitze verloren haben, wo sie vorher mit Häner waren. Uns ist das nicht passiert. Wir haben uns in der Breite noch einmal sehr gut verstärkt, sodass ich ohne hohen Qualitätsverlust wechseln kann. Letztes Jahr war das nicht so. Da hatten wir zwar einen Hauke, aber nicht so viele Spieler auf einem gleichen, hohen Level. Und einen Tobias Hauke kannst du nicht 1:1 ersetzen. Wir schaffen es diese Saison erfreulicherweise mit guten Ergebnissen, aber spielerisch konnten wir die Lücke noch nicht füllen.

Wenn man einen Blick auf den HTHC-Kader vornimmt, kommt man auch nicht an der Feststellung vorbei, dass immer mehr junge Talente wie Paul Glander oder Ben Hasbach aus den erfolgreichen Jugendmannschaften in den Spieltagskader drängen. Wie interessant ist es für Sie als Trainer, aus so einem talentierten Pool schöpfen zu können?

Das ist schon sehr cool. Ich trainiere ja auch selbst die U18 im HTHC und habe neben Paul und Ben auch noch weitere U18-Nationalspieler und Talente. Aber eins ist auch klar und nichts Neues: Man muss schon ein absolutes Talent sein, und da spreche ich wirklich von den Jahrgangsbesten, um mit 16, 17 Jahren den Sprung in die Bundesliga zu schaffen. Die Anzahl der regelmäßig in der Bundesliga spielenden 2005er-Jahrgänge kann man wahrscheinlich an einer Hand abzählen. Aber die beiden gehören beispielsweise zu diesen Toptalenten und gehören auch in die Bundesliga. Und in den nächsten Jahren werden weitere Talente an die Mannschaft herangeführt. Mittelfristig ist das eine sehr aussichtsreiche Situation für den HTHC.

Es geht für den HTHC weiter Schlag auf Schlag. Nach der EHL und dem Doppelwochenende stehen die nächsten staffelinternen Spiele gegen Mülheim und Krefeld an. Worauf kommt es mit Blick auf die Gegner an?

Die Jungs wissen genau, worauf es jetzt ankommt. Man kann sich jetzt ein kleines Polster erarbeiten oder muss in der Rückrunde einige Punkte aufholen. Wir sind konzentriert, müssen aber auch nichts über das Knie brechen. Wir werden jetzt nichts neu erfinden, sondern eine ganz normale Trainingswoche hinlegen und am Wochenende zwei absolut interessante und heiße Heimspiele absolvieren. Ich habe vernommen, dass beide Gegner gerade über Verletzungssorgen klagen, aber das sollte uns auch nicht weiter beeinflussen. Ich habe schon ein paar Spiele von beiden Gegnern geguckt, aber so richtig intensiv fokussiere ich mich erst ab Mitte der Woche auf Mülheim und dann Krefeld.

Vielen Dank für das Gespräch!

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