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Linnea Weidemann: „Die Liga ist in diesem Jahr generell spannender“

27.10.2022

Mit einem 3:1 gegen Bremen und damit drei Siegen in Folge haben die Damen des Berliner HC ihre Hinrunde in der 1. Bundesliga optimal abgeschlossen. Bei zehn Punkten Vorsprung auf die Play-down-Ränge kann die Mannschaft von Trainer Tin Matkovic praktisch schon fest fürs Viertelfinale planen. Was sich unter dem kroatischen Chefcoach, der im Sommer das Amt von Stan Huijsmans übernommen hatte, geändert hat und viele Dinge mehr sind Thema im Gespräch von BHC-Nationalspielerin Linnea Weidemann mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt. Die 19-jährige Weidemann ist trotz jungen Jahren schon ein großer Fixpunkt im Berliner Team, und auch in der Damen-Nationalmannschaft ist sie nach ihrem starken Auftritt bei der Weltmeisterschaft kaum mehr wegzudenken, obwohl die Defensivspezialistin erst im März ihr Debüt im A-Kader gab.

Frau Weidemann, Sie haben mit den BHC-Damen einen guten Saisonstart gehabt und nun gegen Ende ein paar Ausrufezeichen gesetzt in ihren Ergebnissen. Worauf führen Sie das zurück?

LINNEA WEIDEMANN: Ich denke, dass wir in der Hinrunde ganz gut gespielt haben, aber uns am Anfang die Punkte gefehlt haben. Wir haben es da noch nicht geschafft, unser gutes Spiel in Punkte zu verwerten, was am Ende besser geklappt hat und vor allem auch relativ konstant, sogar mit einer Überraschung gegen Alster.

Wie gut ist es, wenn man merkt, dass man auch eine Spitzenmannschaft wie Alster schlagen kann?

Es fühlt sich gut an. Man muss aber auch sagen, dass an dem Tag so gut wie alles gestimmt hat. Wir haben einfach die Tore geschossen und hinten alles sauber wegverteidigt, auch mit einer starken Anna Kilian im Tor. Das hat einfach super gepasst, und irgendwie hat alles funktioniert. Man merkt auch gerade, dass in diesem Jahr die Liga etwas durchmischter ist und da nicht so klare Linien sind wie im letzten Jahr.

Macht es also mehr Spaß, wenn man gleichzeitig mehr aufpassen muss, aber potenziell auch mehr mitnehmen kann?

Das auf jeden Fall. Man kann sich nicht sicher sein, ob man nicht doch in die Abstiegsrunde rutscht, aber man weiß auch, dass man den Mannschaften an der Tabellenspitze Punkte klauen kann. Es gibt zwar noch ein, zwei Mannschaften, die an der Tabellenspitze stehen, trotzdem ist die Liga generell spannender.

Wie ist die Hinrunde im Vergleich zum letzten Jahr gelaufen?

Letztes Jahr mussten wir nach der Hinrunde noch sehr schauen, dass wir punkten, um den Viertelfinalplatz zu sichern, das haben wir dann aber in der Rückrunde schnell gemacht. Dieses Mal ist der Abstand zum Tabellenende größer. Unser Ziel ist es dennoch, nach oben zu schauen. In der Rückrunde geht es dann darum, den Abstand auf UHC zu verkürzen und gegen alle Teams unserer Gruppe Ergebnisse zu erlangen.

Auch als Eckenschützin ist Linnea Weidemann (vorne) beim Berliner HC inzwischen erste Wahl. Zwei Tore hat sie in der Hinrunde bisher damit erzielen können. Foto: F. Ebeling

Die Mannschaft hat sich im Vergleich zum letzten Jahr relativ wenig verändert. Ist das ein Vorteil, der sich nun bemerkbar macht?

Genau. Ich würde sagen, dass wir uns alle noch ein bisschen besser kennen. Dennoch gab es mit Jana Gonnermann einen Abgang, welche uns neben ihrer Rolle auf dem Platz auch menschlich fehlt. Allerdings sind gerade wir jüngeren Spielerinnen nun ein bisschen besser in die Mannschaft reingewachsen. Es ist nicht mehr alles ganz neu für uns, man hat sich an eine gewisse Routine gewöhnt, wir konnten in die Bundesliga reinwachsen. Es gibt natürlich trotzdem noch viel zu lernen für uns.

Etwas durchbrochen wurde diese Kontinuität jedoch von Ihrem Trainerwechsel von Stan Huijsmans zu Tin Matkovic. Wie ist der neue Input für Sie, und worauf liegt bei ihm der Fokus?

Was für uns auf jeden Fall neu ist, ist, dass wir deutlich mehr Input von außen während des Spiels erhalten. Man merkt, dass Tin immer dabei ist, vor allem durch seine Lautstärke, ob er positive oder negative Sachen sagt, ist erst einmal außen vor, er ist auf jeden Fall immer dabei, und man hört ihn. Er legt viel Wert darauf – was uns auch weitergebracht hat und sehr viel Spaß macht -, dass wir viel mehr das offensive Spiel suchen, was unter Stan auch der Fall war, aber Tin unterstützt es nochmal mehr. Das macht sich auch in unserem Spiel deutlich bemerkbar. Wie kreieren mehr Chancen, welche wir gerade zum Ende der Saison auch verwertet haben. Natürlich hat es immer zwei Seiten, denn dadurch, dass wir offensiver spielen, gehen hinten ein paar Lücken auf. Richtung Ende der Hinrunde haben wir das wieder besser gemanagt und sind mit diesem Kompromiss durchaus zufrieden.

Wie haben Sie das gemacht?

Wir werden generell mehr darauf hingewiesen. Wenn wir in der Halbzeit zusammenkommen, dann geht es nicht darum, wie wir besser verteidigen, sondern wie wir zu mehr Chancen kommen. Es sind Kleinigkeiten, bei denen der Fokus anders ist.

Man nimmt Sie jetzt durch die Berufung in die Nationalmannschaft bereits als gestandene Spielerin wahr, was Sie aber eigentlich noch nicht sind. Und doch spielen Sie in der Innenverteidigung bereits eine wichtige Rolle.

Ich habe mich ganz gut an die Bundesliga gewöhnen können. Ich spiele normalerweise viel mit unserer Kapitänin Malin Stiebitz gemeinsam in der Innenverteidigung. Dadurch, dass sie sich in meiner ersten Saison leider zwei Mal länger verletzt hat, wurde automatisch mehr Verantwortung auf mich übertragen. So konnte ich mich gut entwickeln, ich wurde eigentlich ins kalte Wasser geschmissen, aber es hat funktioniert. Nun bin ich sehr froh, mit unserem ganzen guten Verteidigerteam zu spielen. Man merkt, dass man sich gegenseitig vertraut und weiß, dass die anderen auch eigene Fehler wieder ausbügeln können. Das ist immer gut.

Hat Ihnen das auch für die Nationalmannschaft geholfen, dieses Ins-kalte-Wasser-geschmissen-werden? Da war es ja ähnlich...

Das würde ich schon sagen, gerade auch sich so ein bisschen an das Erwachsenhockey zu gewöhnen, weil der Unterschied von Jugend zum Bundesligabereich groß ist. Ich glaube, das merkt jeder Spieler und jede Spielerin, dass das ein großer Schritt ist, den man vor allem körperlich und tempomäßig erst einmal machen muss. Im A-Kader ist es dann noch einmal ein Schritt weiter. Durch die Bundesliga musste ich mich erst einmal dran gewöhnen, und dabei gab es auch Unterstützung von Stan und jetzt von Tin, aber trotzdem muss man da selber erst einmal durch, und das hat mir schon geholfen.

Es geht in Kürze auch mit BHC-Kollegin Benedetta Wenzel nach Argentinien zu den Pro-League-Spielen. Wie ist das für Sie, wieder bei der Nationalmannschaft dabei zu sein?

Ich freue mich natürlich. Die WM im Sommer hat mir superviel Spaß gemacht. Mit den Danas zu spielen, ist einfach immer wieder schön und eine gute Möglichkeit, Erfahrung zu sammeln. Gerade von und mit den erfahrenen Spielerinnen lernt man jeden Trainingstag aufs Neue.

Wie geht das alles mit dem beruflichen Werdegang einher?

Gerade studiere ich Physiotherapie im ersten Semester, da wird sich das noch zeigen. Ab Januar werde ich die Grundausbildung zur Sportsoldatin machen, welches mir mehr Zeit für den Sport einräumen wird, um in nächster Zeit den Fokus weiterhin aufs Hockey zu legen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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