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Patrick Fritsche: „Am Ende die gleiche Story wie häufiger diese Saison“

Durch die 1:3-Niederlage beim Hamburger Polo Club am letzten Hinrundenspieltag der 1. Bundesliga haben die Herren des Aufsteigers Münchner SC kaum noch realistische Chancen, am Ende ins DM-Viertelfinale einziehen zu können. Der Rückstand auf den dazu nötigen Staffelrang vier ist auf acht Punkte angewachsen. MSC-Trainer Patrick Fritsche ist dennoch alles andere als unzufrieden mit dem bisherigen Auftreten seiner jungen Mannschaft, wie der 33-Jährige im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner erläutert. Dass am Saisonende der Münchner SC als ein „klarer Erstligist mit seiner eigenen DNA“ stehen soll, daran lässt der im fünften Jahr in München tätige Coach keinen Zweifel.

Herr Fritsche, mit einem 1:3 beim Hamburger Polo Club beenden Sie mit Ihrer Mannschaft die Hinrunde. Wie fällt Ihr persönliches Fazit zum Spiel aus?

PATRICK FRITSCHE: Es ist ehrlicherweise schon so gewesen, dass wir für unsere Verhältnisse etwas frustriert in den Zug nach Hause gestiegen sind. Wir haben nämlich wieder gezeigt, wie nah dran wir am Gewinnen sind - und das gegen den amtierenden Vizemeister Hamburger Polo Club. Es war am Ende die gleiche Story wie häufiger diese Saison. Vielleicht hat das Spielglück gefehlt, vielleicht die letzte Entschlossenheit in den entscheidenden Zweikämpfen. Aber ich habe den Jungs auch gesagt: Wir können in den Spiegel schauen und uns nichts vorwerfen.

In den Spiegel schauen und Euch nichts wirklich vorwerfen, das konnte sich der MSC bestimmt öfters in dieser Hinrunde, oder?

Wir hatten zwei grobe Aussetzer. Das war gegen Köln und den Mannheimer HC. Da kamen wir mit der Power, dem Tempo und der Qualität des Gegners an diesem Tag nicht zurecht. Mit allen anderen Spielen können wir grundsätzlich zufrieden sein. Wir wussten vor der Saison nicht, wie wir in dieser Saison mit dem Qualitätsunterschied, mit dem Spieltempo oder auch mit der Reisebelastung fertig werden. Und bei all den Aspekten können wir nach der Hinrunde eben in den Spiegel schauen und sagen: Das sind wir. Zugegeben, anfangs haben wir das noch besser geschafft als hinten raus. Vielleicht wurden wir am Anfang unterschätzt, vielleicht haben wir am Ende nicht den nächsten Schritt gemacht. Wir hatten die ganze Saison eine gute Stimmung, keine großen Verletzungen, und auch die durch das Oktoberfest steigenden Corona-Infektionen haben uns nicht ausgebremst. Wir haben acht Punkte mehr, als uns jeder zugetraut hat. Wenn wir uns was vorwerfen wollen und das Haar in der Suppe wirklich suchen, dann wäre es, dass wir zu wenig Punkte geholt haben.

Sie sagen „acht Punkte mehr als erwartet“. Was haben Sie denn erwartet von Ihren Schützlingen?

Wir sind in die Saison gegangen und haben von Anfang an auf uns geguckt. Wir sind mit Abstand die jüngste Mannschaft. Finden wir super. Jugend forscht lautete so ein wenig das Motto. Keiner von uns hatte Erwartungen, denn keiner von uns kann auf großartige und jahrelange Bundesligaerfahrung zurückblicken. Wir schreiben unsere Geschichte selbst. Wir haben auch den kleinsten Etat. Stört uns das? Nein. Dann müssen wir halt kreativ werden. Mein Staff ist klein, aber ich habe nur „Bessermacher“ im Staff, die den Jungs auf und neben dem Platz extrem viel mitgeben können. Wir müssen kreativ sein in unserer Leistungssportstruktur, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. Früher galten wir im Süden immer ein wenig als gallisches Dorf. Das sind wir zwar nicht mehr, aber der Charme ist geblieben. Wir haben eine ganz klare Idee im gesamten Club. Wir arbeiten weiter intensiv in der Jugend, um weitere Jugendnationalspieler hervorzubringen, um denen dann auch als Student eine Perspektive zu bieten und langfristig eine Mannschaft aufzubauen. Wir haben eine klare Idee.

MSC-Trainer Patrick Fritsche mit angestrengtem Blick während des wahrscheinlichen Hinrunden-Tiefpunkts aus Münchner Sicht: der 1:10-Niederlage am 15. Oktober beim Mannheimer HC. Foto: Foto2press

Wie schwierig ist dann die Aufgabe, diese jungen Talente auch langfristig in München zu halten?

Wenn ein Spieler für seine Persönlichkeitsentwicklung eine andere Stadt, einen anderen Club oder ein anderes Land erleben will, dann nehme ich den an die Hand und zeig ihm einen möglichen Weg. Es gibt aber kein Argument, aus München wegzugehen. Es ist die schönste Stadt in Deutschland, hat viele renommierte Universitäten, und wir bieten zusätzlich ein berufliches Netzwerk. Hockey ist bei keinem von uns alles im Leben. Wir haben eine sehr harmonisierende Mannschaft, und meine Aufgabe ist es, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich jeder Spieler in allen Belangen wohlfühlt. Die Mannschaft ist allerdings nicht „nur“ harmonisch, sondern hat sich als Aufsteiger in der bisherigen Saison auch sehr schlagfertig präsentiert.

Was macht diese Mannschaft so stark, dass sie nahezu jedes Spiel auf Augenhöhe gestalten konnte?

Auf der einen Seite ist es die Widerstandsfähigkeit, die die Mannschaft in den letzten Jahren gelernt hat. Das hat angefangen mit dem verpassten Aufstieg am grünen Tisch, der ein herber Rückschlag war und die erste große Niederlage für diese Mannschaft - und das neben dem Platz. Das hat mit der Mannschaft ganz viel gemacht. Ihr ist egal, ob wir uns jeden zweiten Freitag mittags am Hauptbahnhof treffen und sieben Stunden durch Deutschland fahren. Sie wurde das erste Mal elf Spiele auf einem komplett neuen Niveau gefordert und wird darüber hinaus von mir noch wöchentlich extrem gefordert. Diese Widerstandsfähigkeit und der Umgang mit Rückschlägen, gepaart mit einer Menge Mut, ist ein großer Winner.

Am Ende geht es beim Hockey jedoch nicht nur um die Entwicklung, sondern auch um Ergebnisse. Welches Ergebnis soll für die MSC-Herren am Ende der Saison herausspringen?

Am Ende der Saison wollen wir ein klarer Erstligist mit seiner eigenen DNA sein. Wir müssen auch realistisch sein und sehen, dass gerade die gestandenen Bundesligateams am Ende der Saison tendenziell besser werden und ihre Erfahrung auf den Platz bringen. Der Modus ermöglicht uns, die Situation so lange wie möglich offenzuhalten. Das kann im Final-Four enden oder im Duell der Fünftplatzierten. Gerade stehen wir auf Platz fünf, das ist auch unsere Kragenweite momentan.

Vielen Dank für das Gespräch!

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