29.11.2022
Der „Königinnen-Mörder“ will keiner gewesen sein. Wahrscheinlich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die man befragen könnte, würden weit von sich weisen, während der jüngsten Bundesratssitzung in Hamburg die DHB-Präsidentin zum Rückzug oder zum Aufgeben gedrängt zu haben. Aber die „konstruktive Kritik, nicht personifiziert“, von der Bundesausschussvorsitzender Michael Timm hinterher in Bezug auf den Bundestag 2023 und die Zukunft des Verbandspräsidiums sprach, nahm Carola Morgenstern-Meyer dann doch sehr persönlich. Wenige Tage später erklärte sie erst intern und am Montag dieser Woche dann öffentlich ihren Rücktritt vom obersten Amt im deutschen Hockey.
Es ist ein aufrichtiges und auch absolut notwendiges Vorgehen, die Stimmung an der Basis von Zeit zu Zeit dem Führungszirkel vorzutragen. Nichts anderes hat Timm im Namen der „Landesfürsten“ vor zwei Wochen getan. Dass man quer durch die Republik überwiegend der Meinung ist, dass die Doppelspitze im Präsidentenamt des DHB wenig Wirksamkeit zeigt, wird ja tatsächlich noch nicht einmal von den Protagonisten ernsthaft bestritten. Statt sich „mit unterschiedlichen Qualitäten ideal zu ergänzen“, wie in der Bewerbung vor dem virtuellen Bundestag 2021 blumig verkündet wurde, harmonierten Carola Morgenstern-Meyer und Henning Fastrich im präsidialen Tun offenbar nur sehr eingeschränkt. Und so wird im Rückblick auf die erstmalige Schaffung einer Doppelspitze im DHB nun immer mehr klar, was es vor gut eineinhalb Jahren tatsächlich war: ein mühsam erreichter Kompromiss, manche sprechen sogar von einer Zwangsehe. Auf Dauer konnte das nicht gutgehen.
Carola Morgenstern-Meyer überraschte am Montag die Hockey-Öffentlichkeit mit der Bekanntgabe ihres sofortigen Rücktritts als Präsidentin des Deutschen Hockey-Bundes. Foto: DHB
Aber hätte man nicht ein anderes Ende als die schnelle Scheidung samt Scherbenhaufen hinbekommen können? Nach außen steht der Verband jetzt erst einmal als verstrittener Haufen da. Und Carola Morgenstern-Meyer bekommt nicht den ehrenvollen Abgang, den sie für ihre unbestrittenen Verdienste um das deutsche Hockey eigentlich verdient hätte. Bei absehbarer Nähe zum Bundestag (sechs Monate) wäre mit einem Burgfrieden bis Berlin 2023 ein für alle Beteiligten geschickteres Lösen des Konflikts möglich gewesen. Dass die Präsidentin diese Zeit nicht mehr im Amt überbrücken wollte oder konnte, lässt tief blicken.
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