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Matthias Gräber: „Die Jungs haben die richtige Motivation, Gas zu geben“

16.01.2023

Schon nach sieben von zehn Hallenspieltagen in der 1.Bundesliga haben die Herren des HTC Schwarz-Weiß Neuss doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie in der glücklich überstandenen Hallensaison 2021/22. Tatsächlich befindet sich die Truppe von Trainer Matthias Gräber aktuell sogar in direkter Konkurrenz mit den Topclubs Uhlenhorst Mülheim und Crefelder HTC im Rennen um einen DM-Viertelfinalplatz der Gruppe West. Wie er diesen Neusser Höhenflug erklärt, ob er wirklich aufs die Viertelfinalteilnahme schielt und was im Feld in der 2. Bundesliga für den HTC Schwarz-Weiß drin ist, erzählt der 42-Jährige im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner.

Herr Gräber, eine Niederlage gegen Tabellenführer Köln, ein Auswärtssieg beim Schlusslicht DSD. Wie fällt Ihr persönliches Fazit vom Wochenende aus?

MATTHIAS GRÄBER: Um gegen Rot-Weiss Köln etwas mitzunehmen, muss einfach sehr viel zusammenpassen. Auch ohne die fehlenden Nationalspieler spielen die Jungs eine richtig starke Saison. Wir hatten an diesem Tag einfach kein Mittel gegen Köln. Seit dem letzten Spiel vor der kurzen Weihnachtspause war uns bewusst, dass das erste Spiel des Wochenendes gegen Köln ein Vorbereitungsspiel auf hohem Niveau sein wird und das Sonntagsspiel im DSD unser Endspiel um den sicheren Klassenerhalt. In Düsseldorf standen wir dann defensiv gut, haben zu den richtigen Zeitpunkten unsere Chancen genutzt und hatten eine starke Eckendefense. Letztlich haben wir das Spiel auch verdient gewonnen, auch wenn ich den DSD keineswegs als schlechtere Mannschaft empfunden habe.

Durch den Sieg konnte Ihre Mannschaft die Punkteausbeute auf zwölf Punkte ausbauen. Damit findet sich Neuss tabellarisch in bester Gesellschaft auf Rang Drei wieder. Letzte Saison hatte Ihr Team am Saisonende nur die Hälfte der aktuellen Punktzahl. Hätten Sie ihrer Mannschaft vor der Saison diese Ausbeute zugetraut?

Jetzt muss ich natürlich „Ja“ sagen (lacht). Man träumt ja vor der Saison schon ein bisschen und geht ein paar mögliche Szenarien durch. Wenn ein paar etablierte Topmannschaften personell ein wenig geschwächt sind, hatten wir uns schon ausgemalt, dass man dann vor heimischer Kulisse etwas mitnehmen kann. Und gegen die direkten Konkurrenten mit einem frischen Aufsteiger DSD und dem Düsseldorfer HC, der im Vergleich zur letzten Hallensaison einen mächtigen personellen Aderlass hinnehmen musste, haben wir uns schon unsere Chancen ausgerechnet. Mit zwölf Punkten nach sieben Spielen und noch zwei tollen Heimspielen vor der Brust hätten wir aber niemals gerechnet.

Seine siebte Hallensaison als Trainer der Neusser Herren, teilweise sogar als Spielertrainer, bestreitet Matthias Gräber. Es könnte die erfolgreichste werden. Foto: HTCSW

Rein tabellarisch liegt Neuss somit mitten im Rennen um das Viertelfinale. Schielt man bei Schwarz-Weiß nun auch mit einem Auge auf Platz zwei?

Wir gucken nur von Spiel zu Spiel (lacht). Natürlich ist das eine Floskel, aber wir gucken jetzt wirklich erst einmal auf das Heimspiel gegen den DHC. Das Spiel ist schon ein Besonderes, nicht nur weil die beiden Klubs nur wenige Kilometer auseinander liegen. Unsere Zuschauer im Rücken zu haben, mobilisiert bei den Jungs sicher die einen oder anderen Prozente. Schon das Hinspiel war sehr eng. Es steht und fällt mit einer starken Defensive und den richtigen Nadelstichen. Sollten wir hier erfolgreich sein, steht schon der nächste schwere Gegner mit dem Crefelder HTC an. Aber erst einmal müssen wir uns auf Freitagabend konzentrieren und nicht schon an Dinge denken, die eventuell in 14 Tagen eintreten könnten. Bis dahin liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Liest man sich die Mannschaftsliste durch, so stößt man weder auf große Namen erfahrener Spieler, die in Neuss noch vor nicht allzu langer Zeit das Mannschaftsbild geprägt haben, noch auf eine Reihe aktiver oder ehemaliger Jugend- und Juniorennationalspieler. Dennoch ist diese Mannschaft in der Lage, eine derartige Hallensaison zu spielen und zählt auch auf dem Feld in der 2. Bundesliga seit Jahren zum oberen Drittel - ohne dabei jährliche namhafte Neuzugänge zu verkünden, die es teilweise bei Konkurrenten sogar in der 2. Bundesliga gibt. Wie hat sich Ihre Mannschaft dahin entwickelt?

Wir haben tatsächlich die richtige Mischung und seit langer Zeit mal wieder eine Mannschaft, die einfach mehr machen will, als es vielleicht früher der Fall war. Wir hatten viele Spieler, die erfahren waren und sehr viel Qualität hatten, aber ihre Hockey-Hochzeit auch schon hinter sich. Die kannst du nicht so einfach dafür begeistern, sich vier-, fünfmal die Woche zu treffen. Die Einstellung ist in dieser Mannschaft verändert. Die Jungs haben die richtige Motivation, Gas zu geben. Wir werden auch in der Zukunft Fehler machen und Lehrgeld zahlen, aber nach dem Karriereende von Sebastian Draguhn haben nicht Wenige gesagt, dass es ohne ihn problematisch werden könnte. Die Mannschaft hat das Gegenteil bewiesen, ihre eigene Entwicklung vorangetrieben und auch einen neuen Spielstil entdeckt. Natürlich müssen wir auch immer gucken, was die Konkurrenz macht und uns vielleicht etwas abgucken und erkennen, was andere Teams vielleicht besser machen. Gerade ist die Entwicklung sehr positiv, deswegen gehen wir weiter unseren Weg und versuchen mit unseren Mitteln, das Bestmögliche rauszuholen.

Es gab Zeiten, da war der HTC Schwarz-Weiß Neuss Stammgast in der 1. Bundesliga und sogar mit Finalteilnahmen in der Spitze des deutschen Hockeys angelangt. Hat der Verein die Möglichkeiten, in absehbarer Zukunft noch einmal in diese Sphären vorzudringen, oder wie lautet die Zielsetzung dieser Mannschaft und des gesamten Vereins?

Natürlich ist die Zielsetzung der Mannschaft und des Vereins, so hochklassig wie möglich zu spielen. Die Mannschaft ist jung, lernfähig und gierig. Wichtig dabei ist uns, dass wir unserem Konzept folgen und uns stetig weiterentwickeln. Wir arbeiten auf langfristige und nachhaltige Spielentwicklungen hin und wollen weiterhin unsere Jugendspieler so gut wie möglich integrieren. Grundsätzlich wollen wir die Mannschaft auf dem Feld so etablieren, dass sie jedes Jahr zu den Top-Vier der 2.Liga zählt. Da kommt es natürlich dann auch immer darauf an, was die anderen Mannschaften anbieten. Wir werden nicht fünf Topspieler auf einen Schlag holen, um in einer Saison alles für einen Aufstieg daranzusetzen. Das ist einfach nicht nachhaltig.  Das Ziel ist es, die Mannschaft immer wieder stetig so aufzubauen, sodass wir auf dem Feld oben mitspielen können. Ganz oben ist dieses Jahr nicht möglich, denn dafür ist Gladbach einfach zu stark und mit zu vielen Topspielern gespickt. Wir werden weiter versuchen, unsere jungen Spieler zu verbessern und dann vielleicht einen Angriff zu starten.

Vielen Dank für das Gespräch!

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