09.02.2023
Klare Abstimmungsergebnisse bei beiden Anträgen / Beschlüsse bringen dem DHB rund 400 000 Euro ein
Die Basis ist dem Begehren der Verbandsführung des Deutschen Hockey-Bundes gefolgt. Mit großer Stimmenmehrheit der Vereinsvertreter sind am vergangenen Samstag beim Außerordentlichen Bundestag in Frankfurt/Main die zur Abstimmung stehenden Anträge zur Beitragserhöhung und zu einer Umlage angenommen worden. Der DHB bekommt auf diesem Weg rund 400.000 Euro zusätzlich in die Kassen.
„Das ist ein bewegender Moment für uns“, schloss ein erleichterter und zufriedener DHB-Präsident Henning Fastrich nach knapp zweieinhalb Stunden diese Zusammenkunft, an der rund 75 Personen teilnahmen. Von 1918 möglichen Stimmen waren 321 durch persönlich anwesende Vereinsvertreter sowie weitere 921 durch ausgestellte Vollmachten nicht-anwesender Vereine ausgewiesen. Damit waren 1303 Stimmen zu den Abstimmungen zugelassen.
Der Antrag 1, bei dem es um eine Erhöhung des Grundbeitrags von bisher 3,50 Euro auf neu 6,00 Euro pro Vereinsmitglied (gemäß den Zahlen der Landessportbünde) ging, wurde mit 274 Gegenstimmen (ohne Enthaltungen) angenommen. Noch deutlicher war die Mehrheit für den Antrag 2, bei dem eine Umlage in Höhe von 2,00 Euro pro LSB-Mitglied für die Finanzierung der abschließenden Phase III des „DHB Digital“-Projektes zur Abstimmung stand. Hier wurden 84 Nein-Stimmen und 45 Enthaltungen gezählt. Zur Annahme der Anträge genügte eine einfache Mehrheit der anwesenden Stimmen. Den Vereinen wird die Umlage zum schon 1. März 2023 in Rechnung gestellt, die neue Beitragsordnung kommt erstmals zum 1. August 2023 zur Anwendung.
Präsident Henning Fastrich (links) am Rednerpult, die Vorstands- oder Präsidiumsmitglieder Schultze, Thiel, Stauder, Deckenbrock, Täubrich und Wellen (von links) am Tisch. Der WM-Pokal und ein Bild der neuen Weltmeister durften natürlich nicht fehlen. Foto: DHZ
Den Abstimmungen voraus gingen zunächst einführende Worte des DHB-Präsidenten. Henning Fastrich konnte zuallererst feststellen, „dass wir uns momentan im siebten Himmel befinden“. Der Grund für diese Feststellung stand nur ein paar Meter vom Rednerpult entfernt und funkelte in den Raum. Den Weltmeisterpokal und dessen gerade mal sechs Tage zurückliegenden Gewinn durch die deutsche Herren-Nationalmannschaft würdigten alle Teilnehmer dieser Versammlung mit großem Beifall. „Aber wir sind auch noch mehr“, erinnerte der Präsident an die 2022 gewonnenen Europameisterschaften der Damen (Halle) und der weiblichen U21 sowie weitere Topplatzierungen auf Europa- und Weltebene. „Wir sind sportlich auf gutem Weg und auch organisatorisch nach vorne gekommen“, schlug Fastrich den Bogen zu vielen Prozessen, die man im DHB angegangen sei und wo trotz eines schwierigen Umfeldes und auch „viel Aderlass“ (Abgänge von Sponsoren) „erste Früchte sichtbar werden“. So versprach der Präsident für die kommenden Tage die Präsentation eines neuen Hauptsponsors. Dies sei dringend nötig, um die vielfältigen Leistungssportaufgaben zu finanzieren und entstandene Etatlücken (Sportdirektor Martin Schultze nannte hier später einen Betrag von 600 000 Euro, weil von den 2,1 Millionen des Leistungssportetats nur 1,5 Millionen durch den Bund gegenfinanziert werden) auszugleichen.
Die Einberufung eines Außerordentlichen Bundestages hätte man „gerne vermieden“, so der Präsident. Doch trotz aller redlichen Bemühungen, Kosten zu dämpfen und auf Reserven zurückzugreifen, müsse man die Vereine jetzt um Unterstützung bitten. Nach über zehn Jahren konstanter Beiträge sei eine Beitragserhöhung nun „alternativlos“, um „viele Pflänzchen weiter gedeihen zu lassen“. Aber, auch das stellte Fastrich klar, die im Raum stehende Anpassung der Beitragsordnung sei „keine Erhöhung wegen des Themas Bildung“, wie kolportiert worden sei.
Es folgten zwei fachliche Kurzvorträge durch Christian Richter (Fa. Computer Rock) zum Digitalprojekt und Stephan Haumann (DHB-Direktor Bildung) zu Reformen im Bildungsbereich. Über beide Thema hat die DHZ zuletzt ausführlich berichtet. Beide Referenten stellten im Schnelldurchlauf noch einmal die bereits bei der digitalen Informationsveranstaltung am 18. Januar sowie bei anderen Gelegenheiten vorgetragenen Sachverhalte vor.
DHB-Vizepräsident Finanzen Marc Stauder umriss anschließend die finanzielle Gesamtsituation des Verbandes, sprach davon, dass die Vermarktung „immer noch unsere Haupteinnahmequelle ist“, aber sich gerade dieser Bereich durch Auslaufen zweier Verträge mit großen Partnern sowie mangelnder Gelegenheit zur Anwerbung neuer Partner (kaum Veranstaltungen durch Corona in den Jahren 2020 und 21) zuletzt äußerst schwierig gestaltete. „Der WM-Titel wird uns positiv in die Karten spielen“, ist Stauder optimistisch. Der gerade abgeschlossene neue Vertrag mit einem Hauptsponsor „löst aber nicht unser strukturelles Problem“. Speziell den Abschluss der Phase III des Digitalprojekts bezeichnete wie zuvor der Präsident die Beitragserhöhung auch der Finanzchef als „alternativlos“. Und die Erhöhung der Beiträge sei „keine Verdopplung“, wie von manchem vorgeworfen, sondern in Verbindung mit den unveränderten Passgebühren (für jeden laufenden Spielerpass wird den Vereinen 8,50 bei Jugendlichen und 17 Euro bei Erwachsenen jährlich in Rechnung gestellt) lediglich eine Gesamterhöhung um 12 Prozent. Seit 2011 seien die Beiträge unverändert geblieben, dagegen verursachten die allgemeine Kostensteigerung und auch der „deutlich erhöhte Aufwand für den DHB“ eine zunehmende Schieflage. „Wir bitten um Zustimmung für circa 400 000 Euro mehr Einnahmen“, so das Schlusswort von Marc Stauder.
In der anschließenden Diskussion gab es zu inhaltlichen Punkten bezüglich „DHB Digital“ oder den Reformen im Bildungsbereich kaum Nachfragen. Am meisten Kritik handelte sich die Verbandsführung noch damit ein, dass ihr eine mangelnde Finanzplanung vorgeworfen wurde. „Der DHB hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Über zehn Jahre die Beiträge nicht anzupassen, ist sträflich“, brachte es Anette Wengert (Bietigheimer HTC) auf den Punkt. Manche kritisierten den Weg der Einberufung eines Außerordentlichen Bundestages zum Zweck der Beitragserhöhung, weil dies ein unverhältnismäßiger Eingriff in ein laufendes Geschäftsjahr sei. Andere fragten kritisch, ob sich denn die Clubs schon jetzt auf eine dritte Umlage (nach 2022 und 2023) im kommenden Jahr einstellen müssten und forderten eine „Fehleranalyse im DHB“.
Um kurz nach 11 Uhr (eine knappe Stunde vor Beginn des ersten Halbfinalspieles bei der unweit des Versammlungsortes liegenden Halle) stellte Uwe Benecke, der Präsident des gastgebenden Hessischen Hockey-Verbandes, einen Antrag zur Geschäftsordnung, die Aussprache jetzt zu beenden. Dieser Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen. Es folgten zügig die Abstimmungen mit eingangs erwähnten Ergebnissen.
DHB-Präsident Fastrich versprach abschließend, dass auch nach der Beschlussfassung „die Diskussion weiterlaufen kann“ und ebenso eine „totale Transparenz“ beim Thema Finanzen. „Wir wollen auch hier besser werden“, so der Verbandsboss. lim
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