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Ausbildungsentschädigung soll in DHB-Spielordnung

Nach langjähriger, überwiegend ergebnisloser Beschäftigung mit einem Sachverhalt, der sich unter dem Stichwort „Rostocker Erklärung“ einen Namen machte, will man im deutschen Hockey bei Vereinswechseln von Jugendlichen das Thema Ausbildungsentschädigung endgültig in geordnete Bahnen lenken. Beim 59. Bundesjugendtag, der am 10./11. März in Lübeck beim LBV Phönix stattfand, fand der entsprechende Antrag, das vorliegende Konzeptpapier zur Einführung einer Ausbildungsentschädigung weiterzuverfolgen, eine deutliche Mehrheit der Delegierten. Frühestens 2024 könnte nach einer finalen Beschlussfassung die Umsetzung erfolgen.

Als „Königsthema“ der diesjährigen Zusammenkunft von Bundesjugendvorstand (BJV), Landesjugendwarten und Vereinsvertretern hatte der einstimmig im Amt bestätigte Bundesjugendwart Andreas Knechten (44) die Beschäftigung mit der Ausbildungsentschädigung schon lange vor den Lübecker Tagen eingeordnet. Dass die zeitliche Beschäftigung der knapp 50 anwesenden Delegierten damit beim Bundesjugendtag dann doch nicht ausuferte, sah Knechten als Beleg dafür an, dass sich viele schon im Vorfeld gut mit der Materie beschäftigt hätten. So gab es sowohl im Januar als auch wenige Tage vor dem Lübecker Event virtuelle Informationsveranstaltungen, wo das Konzeptpapier einer Arbeitsgruppe unter Leitung von BJV-Mitglied Joe Anzeneder zur Diskussion stand. „Es hat sich bewährt, dass das Thema in seiner inhaltlichen Tiefe schon gut vorbereitet war“, so Knechten. Am meisten interessierte die Teilnehmer dann in Lübeck, welche Konsequenzen mögliche Abstimmungsergebnisse hätten. Eine mehrheitliche Ablehnung des Konzeptpapiers wäre einer „Beendigung des Themas“ gleichgekommen, versicherte der Bundesjugendwart.  

Das wollten offenbar die wenigsten. Denn eine klare Mehrheit von 610 Ja-Stimmen stand den 172 Nein-Stimmen (und 9 Enthaltungen) gegenüber. „Wir haben noch einmal klargemacht, dass unsere Versammlung keine konkreten Beschlüsse treffen kann, sondern lediglich ein grundsätzliches Votum und Vorschläge abgibt“, sagt Knechten und verweist auf den Wortlaut des Antrags. Dort steht: „Bei Bejahung soll anhand des Konzeptpapiers eine Aufnahme in die Spielordnung durch den Spielordnungsausschuss in Zusammenarbeit mit der bestehenden Arbeitsgruppe vorbereitet werden.“ Über die konkreten Ergebnisse soll, so der zeitliche Plan, der Bundesjugendrat im März 2024 (eventuell auch ein außerordentlicher Bundesjugendtag) final abstimmen. 

Alle Teilnehmer des Bundesjugendtages 2023 vor der imposanten Kulisse der Schiffergesellschaft in Lübeck. Foto: DHB

Bei den weiteren sieben beim Bundesjugendtag vorliegenden Anträgen ging es meist schnell. Aufwandsentschädigungen (für Turnierleiter, SR-Koordinatoren bei DM und Länderpokalen), Ausrichterpauschalen (bei DHB-Turnieren), Anpassung Jugendordnung (u.a. Einführung einer Antragsfrist zum Bundesjugendrat), Kostenverteilung bei der Schiedsrichter-Ausbildung und Änderung der Durchführungsbestimmungen bei weiterführenden Hallenmeisterschaften (künftig wechseln sich weiblich und männliche Runden jährlich bei der Terminierung der Hallen-DM ab; 2023/24 tragen erstmals die Jungen ihre DM eine Woche vor den Mädchen aus) wurden mit jeweils fast einstimmigen Mehrheiten durchgewunken.  

Deutlich abgelehnt (119:633 Stimmen) wurde indes ein Antrag des Hamburger Hockey-Verbandes, die Wechselfrist 1. November im Jugendbereich wegen der besseren Planbarkeit der Hallenrunde gänzlich zu kippen. Allerdings fand sich eine Mehrheit (521:251) dafür, hier die sogenannte Nachfrist (die einen Vereinswechsel bis vier Wochen nach Ende der Wechselfrist unter bestimmten Voraussetzungen noch ermöglichte) für den Bereich U16 und jünger streichen zu lassen. 

Die längste Diskussion entstand zum Thema Bildung. Stephan Haumann, DHB-Direktor Bildung, hatte eingangs 20 Minuten lang für die einem Antrag zugrundeliegende Einführung von Basisinformationskampagnen bei Spielern, Basisqualifikationen im Trainerbereich allgemein sowie einer Trainer-Lizenzpflicht im Jugend-Leistungssport geworben. Manche Skeptiker fürchten den höheren Aufwand für die Vereine. Letztlich gab die Abstimmung dann doch eine klare Befürwortung (442 Ja, 154 Nein, 183 Enthaltungen).  

Eine eher schnelle Sache war der Tagesordnungspunkt Wahlen des Bundesjugendvorstandes. Weil zu keiner Position mehr als der Amtsträger oder die Amtsträgerin zur Wahl stand und für nicht mehr kandidierende BJV-Mitglieder (Sportwart Florian Woesch; Jugendsprecher Justus Rösch) jeweils ein/e Nachfolgekandidat/in präsentiert wurde, folgte die Versammlung den Vorschlägen (siehe Kasten) ohne jegliche Gegenstimmen. 

Ohne große Diskussion wurden auch Jahresabschluss 2022 (mit einem kleinen Minus von 507 Euro bei Einnahmen und Ausgaben von jeweils rund 158.000 Euro), Entlastung des BJV und Haushaltsplan 2023 (138.450 Euro) durchgewunken. DHB-Präsident Henning Fastrich nutzte die Einladung der Jugendversammlung und stellte sich und die Arbeit des Präsidiums vor. Bewunderter „Gast“ in Lübeck war auch der Siegerpokal, den die deutschen Herren kürzlich bei der Weltmeisterschaft gewonnen hatten. Zurecht darf der Jugendbereich hier durch die einstige Talententwicklung der heutigen Weltmeister auch einen Anteil am Erfolg für sich reklamieren. 

Die einzigen beiden Ehrungen des diesjährigen Bundesjugendtages gingen an Johannes Berneth und Tim Meissner. Sie erhielten die Silberne Ehrennadel des DHB für ihre langjährige Arbeit in der Nachwuchsschiedsrichterausbildung.  

Gedanken machte sich der Bundesjugendtag auch um die Lösung eines Dauerkonflikts. Seit Jahren kommt es immer wieder zu Terminüberschneidungen zwischen DM-Zwischen- und -Endrunden auf der einen und Bundesligaspielbetrieb auf der anderen Seite. Zu leiden macht das den vielen U18-Spielerinnen und -Spielern, die vielfach bereits zum Stammpersonal ihrer BL-Teams gehören und zusammen mit ihren Trainern und anderen Clubverantwortlichen oft harte Entscheidungen treffen müssen. Die Versammlung stimmte für einen Vorschlag, die U18-Feldmeisterschaften bei Bedarf vom DM-Termin der anderen Altersklassen (in diesem Jahr 21./22. Oktober) zu entkoppeln und auf 28./29. 10. zu legen. Andreas Knechten kündigte Terminverhandlungen mit Hockeyliga-Spielkoordinator Sebastian Schwidder an, ahnt jedoch bereits, dass es bei diesem Sachverhalt „immer irgendwo eine Kröte zu schlucken“ gäbe. Nur soll diese halt „so klein wie möglich“ sein.     lim

Der neue Bundesjugendvorstand: (von links) Joe Anzeneder, Alina Rinke, Ulrike Schmidt, Anna Neugebauer, Andreas Knechten, Cäcilia Hensel, Ole Ingwersen, Wibke Weisel. Dazu gehören auch Sonja Schwede und Daniel Gass. Foto: DHB

Der neue Bundesjugendvorstand

Bundesjugendwart: Andreas Knechten (Mülheim)
Referent Jugendsport: Daniel Gass (München)

Referent Internationales: Johannes Anzeneder (München)

Referentin Kommunikation: Cäcilia Hensel (Wiesbaden)

Referent Schiedsrichterwesen: Ole Ingwersen (Lübeck)

Referentin Sonderaufgaben: Sonja Schwede (Köln)

Referentin für Breitensport und außersportliche Maßnahmen: Ulrike Schmidt (Tübingen)

Bundesjugendsprecherinnen: Alina Rinke (Koblenz) und Anna Neugebauer (Weinheim)

DHB-Jugendsekretärin: Wibke Weisel (Mönchengladbach)
 

 

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