19.05.2023
Ihr letztes Heimspiel hätte sich Franzisca Hauke gewiss anders gewünscht. Nach der 2:6-Niederlage gegen den Club an der Alster zum Auftakt des Viertelfinal-Play-offs fiel es der zweifachen Olympiateilnehmerin im Trikot des Harvestehuder THC sichtlich schwer, sich über die Blumen zu freuen. Warum Hauke die Hoffnung auf das Final-Four trotzdem noch nicht aufgeben möchte und wie der Gedanke des Abtritts in ihr reifte, erzählt die 33-Jährige im Gespräch mit DHZ-Redaktionsleiter Uli Meyer.
Frau Hauke, 2:6 auf eigenem Platz - das ist ein denkbar ungünstiger Start ins Play-off. Wie konnte es zu dieser klaren Heimniederlage kommen?
FRANZISCA HAUKE: Das lief mega-unglücklich. Man stellt sich das selbstverständlich alles ganz anders vor. Natürlich wussten wir, dass wir gegen Alster Außenseiter sind, aber man denkt dann nicht daran, zuhause 0:5 zurückliegen zu können. Man muss aber auch sagen, dass wir am Samstag überhaupt nicht an unsere Normalleistung herangekommen sind, spielerisch hat es gar nicht gepasst, wir haben super viele leichte Fehler gemacht, was gerade auf eigenem Platz nicht passieren sollte. Dann hat uns Alster sehr schnell mit Toren dafür bestraft. Wenn man dann gegen so eine gute Mannschaft einem 0:2 hinterherlaufen muss, wird es natürlich nicht einfacher. Alster kam regelrecht in einen Flow, wir haben es ihnen aber auch viel zu einfach gemacht.
Das einzig Gute für den HTHC: Die Höhe der Niederlage ist völlig egal, man könnte mit einem 1:0 im zweiten Spiel die Serie wieder komplett ausgleichen. Was gibt Ihnen noch Hoffnung für Samstag, um dann möglicherweise ein drittes Spiel am Sonntag zu erzwingen?
Wenn wir an unsere Leistung anknüpfen können wie in der Rückrunde gegen Düsseldorf oder Köln, dann sind wir super unangenehm für Alster. Wir wissen, dass wir es viel besser können und haben jetzt gar nichts mehr zu verlieren. Schlimmer als im ersten Spiel kann es nicht werden. Ich glaube, dass wir ganz viel daraus gelernt haben. Es waren vor allem Kopfdinge, die nicht funktioniert haben. Einige waren bisschen nervös, bei anderen sind die ersten paar Aktionen nicht gut gelaufen – da muss man sich selber schnell wieder rausholen. Wir haben diese Mentalität, gegen Düsseldorf hat es auch funktioniert, da lagen wir auch 0:2 zurück und haben noch 3:3 gespielt. Wir müssen diese Woche so positiv wie möglich angehen und das erste Spiel schnell abhaken.
Mit Blumen verabschiedet: Franzisca Hauke (links) und Marleen Müller (rechts) bestritten am Samstag ihr letztes Heimspiel für die Harvestehuder Damen. Foto: Tischler
Bitter an dem 2:6 ist für Sie persönlich auch, dass es zugleich Ihr letztes Punktspiel auf dem Voßberg war. Ist es ein lange geplanter Abschied aus der Bundesliga?
Ich hatte es tatsächlich schon im letzten Sommer überlegt, nach dem Final-Four in Bonn den Schläger an den Nagel zu hängen. Es war damals eine sehr erfolgreiche, ja außergewöhnliche Saison für die HTHC-Damen. Es hat deshalb besonders viel Spaß gemacht, und ich habe dann nochmal ein Jahr verlängert. Aber es war von vornherein klar, dass das dann meine letzte Saison sein wird. So bin ich das dann auch angegangen. Natürlich hat man sich vor allem in den letzten Wochen immer wieder mit der Frage beschäftigt, ob es jetzt dann wirklich das Ende sein soll. Nach so einer langen Zeit kann man nie zu hundert Prozent sagen, dass man gerne aufhören will. Das wäre wahrscheinlich auch die nächsten zwei, drei Jahre noch so, dass man nicht mit voller Überzeugung sagt: Ich freue mich wirklich, kein Hockey mehr zu spielen. Es ist komisch, solch einen Satz überhaupt zu sagen. Aber jetzt ist es so weit, und mal schauen, wie es dann so wird.
Können Sie mit gutem Gewissen Ihr HTHC-Damenteam in die Zukunft ziehen lassen? Ist da eine gute, stabile Basis für die nächsten Jahre geschaffen?
Auf jeden Fall. Es sind ja zuletzt schon immer ein paar Jüngere hochgekommen. Emilia Landshut beispielsweise hat sich in den zwei Saisons, in denen sie nun bei den Damen dabei ist, enorm entwickelt. Es hat mir total viel Spaß gemacht, ihre Entwicklung zu begleiten und ihr und anderen auch noch etwas mitzugeben. Da kann man wirklich sehr positiv in die Zukunft blicken mit der starken Jugendarbeit, wie wir sie beim HTHC in den letzten Jahren betrieben haben.
Da kommen ja bald noch etliche Deutsche Meisterinnen aus der WU16 hoch.
Ein, zwei von denen haben auch schon einige Male bei uns mittrainiert. Das halte ich für sehr sinnvoll, weil sie sich so schnell an das Tempo gewöhnen. Ich glaube, das war schön und gut für diese Mädels. Aber die sind wirklich schon sehr weit in ihrer Entwicklung, da können wir uns auf starke Zugänge für den Damenbereich freuen.
Ihr Bruder Tobias hatte sich nach dem Feld-Final-Four 2022 in den Bundesliga-Ruhestand verabschiedet, ist aber neben der kompletten Hallensaison auch im Feld schon ein paar Mal wieder in der ersten Mannschaft aufgelaufen. Ist das bei Ihnen auch vorstellbar, oder machen Sie da einen konsequenteren Schnitt als er?
Ich habe mich sehr gefreut, meinen Bruder am Wochenende auf dem Spielfeld zu sehen und kann mir so schon ein Bild davon machen, wie sehr mir selbst Hockey fehlen wird, wenn ich das bei ihm im Alltag mitbekomme. Ich würde generell sagen, dass ein Schlussstrich bei mir final ist, aber in Notsituationen könnte man mit Sicherheit nochmal darüber sprechen, weil man seinen Heimatverein ungern im Stich lassen will. Darüber mache ich mir aber gerade keine Gedanken, sondern will jetzt den Rest erstmal genießen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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