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Sofie Stomps: „Wir hatten den Drang und den Willen, zu gewinnen“

24.05.2023

Die größte Überraschung des Viertelfinals, nämlich den amtierenden Deutschen Meister Düsseldorfer HC auszuschalten, gelang den Damen des UHC Hamburg. Am großen Coup beteiligt war UHC-Spielerin Sofie Stomps. Obwohl die 21-jährige Schweizerin im ersten Spiel wegen einer Muskelverhärtung bis zum Schlusspfiff auf der Bank verharren musste, wurde sie im Shoot-out zur Heldin, als sie den entscheidenden Versuch verwandelte. Auch im Rückspiel in Düsseldorf blieb Stomps nervenstark und half mit beim zweiten Sieg. Mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt hat die Schweizerin über das Play-off-Erfolgserlebnis, das anstehende Final-Four und ihren Traum von Olympia 2028 gesprochen.

Frau Stomps, Glückwunsch zum Erreichen des Final-Four! Als der UHC das letzte Mal die DM-Endrunde erreicht hat (2019), waren Sie noch nicht dabei?  
SOFIE STOMPS: Nein, ich bin erst im Sommer 2020 gekommen und spiele gerade meine dritte Saison für den UHC. Dieses Jahr wird meine erste Teilnahme am Final-Four sein, mit dem UHC und überhaupt in der Bundesliga.  
 
Wie kamen Sie zum UHC?
Durch meinen ehemaligen Nationaltrainer Christoph Elste hatte ich Kontakte zu Claas Henkel, der damals auch bei der Schweizer Nationalmannschaft im Staff ausgeholfen hat. 2017 und 2018 habe ich schon ein wenig in München gespielt und da bei Yara Mandel gewohnt, die 2018 dann zum UHC gewechselt ist. Ich wollte fürs Hockey entweder nach Deutschland oder Holland gehen und habe dann in Hamburg letztendlich auch ein Studium gefunden, was mir gefallen hat. Der UHC war sozusagen ein perfektes Match, da ich auch mit Yara direkt zusammenwohnen konnte.
 
Die Saison lief für Sie durchwachsen, aber war letztendlich doch recht gut?
Die erste Saisonhälfte war echt gut. Wir konnten uns nur leider gegen die anderen großen Teams wie Köln, Düsseldorf und Mannheim nicht durchsetzen. Es war sehr schade, dass wir da meist knapp unterlegen waren. Alle anderen Spiele haben wir eigentlich wirklich solide bestritten. Spielerisch war die Rückrunde ein Auf und Ab für uns vom Gefühl her. Schlussendlich hat es dann aber doch alles gut geklappt. Ob man Gruppenzweiter oder -dritter ist im Viertelfinale, nimmt sich nicht viel, weil man so oder so einen starken Gegner hat. Und gegen Düsseldorf hatten wir noch eine Revanche offen aus der Halle, da waren wir auch gegen sie im Viertelfinale, und sie haben gewonnen und sind ins Final-Four gekommen. Das war auch noch mal – für mich auf jeden Fall – sehr motivierend, dieses Duell nochmal anzugehen und es dieses Mal besser zu machen.
 
Der UHC hat nur zwei Spiele gebraucht, hat aber beide erst im Shoot-out gewonnen. Wie behält man da die Nerven? Vor allem konnten Sie am ersten Wochenende ja nicht einmal das Spiel mitspielen und haben nur den Penalty verwandelt.
Am letzten Wochenende hatte ich eine Muskelverhärtung und konnte nicht voll schmerzfrei sprinten, was als Verteidigerin natürlich gegen die schnellen Stürmerinnen von Düsseldorf nicht ganz ideal ist. Es war sehr nervenaufreibend, nur daneben sitzen zu können. Wir waren aber vor dem Spiel schon sehr positiv und alle sehr motiviert. Als Team hatten wir den Drang und den Willen, zu gewinnen. Natürlich war uns bewusst, dass wir auch richtig starke Torhüterinnen haben, die beide sehr stark im Shoot-out sind und sehr wichtig in dieser Situation. Das hat uns sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Letztes Wochenende hat ja Mia (Böhringer) im Shoot-out gehalten und dieses Wochenende Nono (Rother). Beide haben es richtig gut gemacht. Es macht extrem viel aus, dass man dieses Vertrauen hat, und es war viel Überzeugung dabei. Natürlich gibt es die letzte Sicherheit nicht, es hätte in beide Richtungen gehen können, und am Ende war es vielleicht doch das Vertrauen in das eigene Team, was den Ausschlag für uns gegeben hat. Das hat einen weitergetragen.

Die Freude braucht ein Ventil - Sofie Stomps nach ihrem verwandelten Shoot-out-Versuch am Samstag in Düsseldorf. Foto: Kramhöller
 
Nun treffen Sie auf den Mannheimer HC, der eine super Saison gespielt hat, ungeschlagen ist und sich relativ klar auch im Viertelfinale durchsetzen konnte. Wie gut kann es für Sie sein, dass der UHC nun schon einge Spiele hatte und sich da behauptet hat?
Es ist nicht ganz leicht, das einzuschätzen, aber natürlich kann es sein, dass das besser ist. Man hat ja schon mehr den Druck, nochmal was machen zu müssen, und dessen sind wir uns extrem bewusst. Wenn man eine gute Saison spielt, hat man vielleicht insgesamt schon ein bisschen mehr Sicherheit. Obwohl es bei uns gut lief, ist uns extrem bewusst, dass wir für jeden Sieg alles geben müssen, weil es sonst auch nach hinten losgehen kann. So wollen wir uns auch gegenseitig immer alle fordern und unser bestes Hockey auf die Platte bringen.  
 
Warum hat das in dieser Saison so oft gut funktioniert?
Wir haben einen extrem starken Teamzusammenhalt, das ist wirklich cool. Man sieht, wie jeder für jeden alles gibt und dass man sich gegenseitig hilft und pusht, sich gegenseitig durchs Spiel trägt und auch jeden Schritt für die anderen macht. Das ist sehr wichtig, und das empfinde ich gerade als große Stärke in unserem Team.  
 
Sie sind Nationalspielerin in der Schweiz, es gibt ein Programm mit dem Ziel Olympia-Teilnahme 2028. Arbeiten Sie persönlich auch darauf hin?  
Als Hockeyspielerin ist es immer ein Traum, Olympia spielen zu können. Mit der Schweiz hat man einige Hürden mehr, weil die Sportart noch kleiner ist als hier in Deutschland. Es hat einen ganz anderen Standard. Die Situation ist auch schwierig, weil man dort nicht so einen breiten Kader hat, aus dem man die Spielerinnen auswählen kann, manchmal sind die Leute bei Maßnahmen oder Turnieren verhindert wegen der Arbeit, Prüfungen im Studium, und es kommen viele junge Spielerinnen mit rein. Es ist schwierig bei den Trainingseinheiten dabei zu sein, wenn ich hier in Deutschland bin, für Lehrgänge und an Wochenenden mache ich den Weg, sofern ich es schaffe. Aber letztes Wochenende kollidierte das erste DM-Viertelfinale beispielsweise mit einem Lehrgang für die Hockey5-EM im Juni, und ich konnte nicht dabei sein. Das ist schwierig, weil man da nicht direkt im Teamgefüge mit drin ist und nicht so häufig mit allen spielt. Aber trotzdem spiele ich die Turniere gerne mit und mache alles an Lehrgängen, die ich machen kann, mit. Wir haben das Ziel und wissen, dass wir hart arbeiten müssen und arbeiten da auf jeden Fall drauf hin, leicht wird es aber nicht.
 
Was wünschen Sie sich nun für das übernächste Wochenende, das Halbfinale gegen Mannheim?
Ein Halbfinale gegen die Gastgeberinnen zu spielen ist natürlich sehr reizvoll. Es wird eine unfassbare Kulisse sein, und den vielen mitgereisten Fans eine schöne Partie zu liefern, ist das Ziel. Was passiert, weiß ich nicht. Wir werden uns optimal vorbereiten und alles tun, damit wir an dem Wochenende in Bestform sind und unser Potenzial ausschöpfen. Ich wünsche mir ein schönes Halbfinale, mit Spannung, gutem Hockey und viel Stimmung. Und alles das liegt in unserer eigenen Hand. Ich freu mich sehr darauf!

Vielen Dank für das Gespräch!

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