14.12.2023
Nach vier von zehn Ligaspielen führen die Damen von TuS Lichterfelde ungeschlagen die Ost-Gruppe der 1. Bundesliga an. Auf die beiden eigentlichen Favoriten für die Viertelfinalplätze, Zehlendorfer Wespen und Berliner HC, trifft TuSLi am kommenden Wochenende. Den BHC konnte Lichterfelde bereits im ersten Aufeinandertreffen bezwingen. Von seiner Vorfreude auf diese richtungsweisenden Partien erzählt TuSLi-Trainer Bennett Stolze (24) im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt.
Herr Stolze, Sie stehen mit Ihrem Team momentan auf dem ersten Tabellenplatz der Ost-Gruppe und sind direkt mit einem 4:2-Sieg gegen den Berliner HC gestartet. Worauf führen Sie den erfolgreichen Saisonstart zurück?
BENNETT STOLZE: Auf jeden Fall auf Erfahrungen aus der letzten Saison, gleichzeitig meine erste Hallensaison als Damentrainer der Mannschaft, sowie auf Stärken und Potenziale unseres Teams. Und dann, weil wir in der Mannschaftskonstellation nun schon längere Zeit fast denselben Kader haben, also eingespielt sind und als Team viel besser funktionieren als noch in der Vergangenheit. In der Halle sind viele Spielerinnen dabeigeblieben, und wir haben einige wieder dazubekommen, wie zum Beispiel Julia Ullrich (DSD) und Janne Jungenkrüger (nach Pause). Aber auch im Vergleich zur letzten Saison haben wir einen starken Kader - wenn nicht sogar den stärksten der letzten Jahre.
Sie konnten also auch mit Selbstbewusstsein in die Saison gehen?
Wir sind schon immer noch sehr selbstbewusst, weil wir natürlich auch wissen, dass andere Vereine durch U21-WM und Olympiavorbereitung einen geschwächten Kader haben, vor allem BHC und Wespen, so dass wir auch dieses Jahr gesagt haben, dass es für uns die Chance ist, es endlich mal wirklich wieder ins Viertelfinale zu schaffen, was bei den Damen schon ein paar Jahre her ist. Wir wissen über unseren starken Kader. Das Team hat das Ziel Viertelfinale angegeben, und die Spielerinnen sind auch sehr sicher, dass wir das erreichen können!
Am Auftaktwochenende gab es nach dem Sieg beim BHC allerdings auch ein Unentschieden gegen den Aufsteiger Blau-Weiss. Wie kam das?
Das kennt ja wohl jeder Trainer, dass wenn man ein Spiel unerwartet gewinnt, man erst mal am nächsten Tag 50 Prozent weniger Gas gibt. Damit sind wir dann ziemlich auf die Schnauze geflogen und haben auch wirklich schlecht gespielt. Glücklicherweise haben wir an diesem Wochenende wieder zurück in die Spur gefunden, am Samstag gegen Mariendorf viel besser und konstanter gespielt und Sonntag dann gegen den ATV Leipzig sogar zu Null.
Es wird immer wieder gesagt, dass die Ostliga so schwach ist. Sehen Sie dies in diesem Jahr auch so, oder hat es sich in diesem Jahr durch die Herausnahme der Nationalspielerinnen einfach mehr ausgeglichen?
Wenn man sich aber die Statistiken ansieht, ist es natürlich schon so, dass der Osten häufig nicht im Final-Four zu finden war in den letzten Jahren, was dafür spricht, dass die Ostteams generell vielleicht schwächer sind. Ich glaube aber schon, dass in diesem Jahr auch die Ostteams eine größere Chance haben als noch in vorangegangenen Jahren, einfach dadurch, dass in anderen Ligen verhältnismäßig mehr Spielerinnen fehlen.
Ständig im Austausch: Bennett Stolze (Mitte) mit Damen-Co-Trainer Lucas Kühnold (links) und TuSLi-Herren-Trainer Maurice Kirchner (rechts).
Foto: TuSLi
Aber ist die Liga auch insgesamt besser geworden?
Ich glaube schon. Man gewinnt sicher nicht von allein hier irgendwas, das ist ein gutes Zeichen. Das bemerkt der BHC, die - auch wenn dort Leute fehlen - immer noch ein sehr gutes Team haben, oder auch wir ebenfalls gegen Mariendorf, das war auch nicht so deutlich. Man muss sich mit jedem Gegner intensiv beschäftigen, ihn ernst nehmen und selbst Vollgas geben. Wenn wir das nicht tun, wie gegen Blau-Weiss, dann spielen wir eben Unentschieden, auch wenn man am Tag davor noch BHC besiegt hat.
Am nächsten Wochenende könnten Sie die Viertelfinalteilnahme schon fast klar machen, wenn Ihr Team die Hürde nimmt und Spiele gegen Wespen und BHC gewinnt. Wie gehen Sie da ran?
Wir sehen es nicht als Hürde, sondern als Chance, das klarzumachen, weil es natürlich zwei Spiele sind, in denen die Punkte vielleicht am Ende sogar doppelt zählen im direkten Konkurrenzkampf. Wobei es natürlich auch wichtig ist - und das haben wir auch gesehen - dass man gegen die anderen Gegner auch gewinnen muss, sonst bringen einem Punkte gegen die Wespen und BHC gar nichts. Wir sind voller Vorfreude und haben Bock auf die nächsten beiden Spiele!
Sie haben viel denselben Kader spielen lassen, also nicht viele Kranke und Verletzte in der bisherigen Saison?
In der Vorbereitung hatten wir einige Krankheitsfälle, aber dafür zum Glück momentan nicht so viele. Auf einzelnen Positionen haben wir rotiert, was aber auch daran liegt, dass wir einen echt guten Trainingskader haben. Wir können aus dem Kader heraus vielen Spielerinnen eine Chance geben, nach Leistung entsprechend nominieren und schauen, wie entwickelt man sich im Training oder Spiel, auch unabhängig davon, ob man jetzt gewonnen oder verloren hat.
Ihre Aufgabe bei TuSLi umfasst nicht nur die Damen?
Ich bin Koordinator im gesamten Jugendbereich, da kümmere ich mich um die Organisation, Fördertrainings, Camps, Trainingspläne etc., zusätzlich trainiere ich aktuell die weibliche U14. Diese Aufgabe ist mir auch neben dem Damenteam sehr wichtig, da es eine super Arbeitsmentalität und ein tolles Familiengefühl im gesamten Verein gibt, die ich in den Jugendteams auch stärken möchte. Viele der Mädels, die jetzt bei den Damen sind, durfte ich schon vor sieben Jahren in der Jugend trainieren und seitdem begleiten.
Warum zeichnet Ihr Team in dieser Saison auch eine besondere mentale Stärke aus?
Wir haben auf dem Feld eine starke Hinrunde gespielt, sind dort also mit einem super Gefühl herausgekommen. Und eben gerade, weil der Kader sich nicht groß verändert hat und eher noch mal Leute dazugekommen sind, die auf dem Feld nicht gespielt haben oder von außerhalb zu uns gewechselt sind, hat uns das selbst als Mannschaft nochmal zusammengeschweißt. Wir hatten auch eine tolle Vorbereitung für die Hallensaison. Zusätzlich mit dem Wissen, dass die anderen Mannschaften tendenziell eher schwächer und wir eher stärker sind als in den letzten Jahren, gibt uns das ein gutes Gefühl. Gepaart mit der Motivation, dass wir jetzt dieses Jahr unbedingt ins Viertelfinale kommen wollen, ist es momentan einfach top.
Vielen Dank für das Gespräch!