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Mannheimer Festtage in Frankfurt

Zu Mannheimer Festtagen wurden die 62. Deutschen Hallenmeisterschaften. In der Frankfurter Süwag Energie Arena gingen beide blaue Meisterwimpel an die Neckarstadt, bei den Herren gab es im Finale sogar ein rein Mannheimer Duell. Am Ende hatte der Mannheimer HC in beiden Konkurrenzen die Nase vorn. Solch ein „Hallen-Double“ war zuletzt Rot-Weiss Köln im Jahr 2012 gelungen.

Bei den Damen entthronte der MHC den Titelverteidiger Düsseldorfer HC nach 3:3-Unentschieden im Shoot-out mit 3:2 und holte seinen zweiten Hallenmeistertitel nach 2016. Im Herren-Endspiel setzte sich der MHC gegen den Stadtrivalen TSV Mannheim Hockey mit 5:5 und 2:0 im Shoot-out durch und feierte nach 2010 und 2022 seinen dritten Hallen-DM-Sieg.

Wie eng es bei diesem Final-Four 2024 zuging, zeigten nicht nur die Resultate vom Sonntag. Schon im Halbfinale am Samstag hatten drei der vier Partien nach 60 Spielminuten keinen Sieger gefunden. Lediglich im ersten Halbfinale der Damen reichte die reguläre Zeit für eine Entscheidung, als der spätere Meister Mannheim den UHC Hamburg mit 5:3 ausschaltete. Es war der Auftakt einer schwarzen Wochenendserie für die Teams aus der Hansestadt. Für alle vier Hamburger Vertretungen war schon nach dem ersten Tag Schluss. Als zweites scheiterten die Damen des Harvestehuder THC. Nach 2:2 gegen den Düsseldorfer HC verloren die Hamburgerinnen das Shoot-out 0:2. Anschließend zog Herren-Titelverteidiger HTHC gegen den Mannheimer HC mit 8:8 und 2:3 im Shoot-out den Kürzeren. Und auch der Club an der Alster musste sich geschlagen geben. Im zweiten Herren-Halbfinale verloren die Hamburger gegen den TSV Mannheim nach 4:4-Unentschieden in der künstlichen Entscheidungsfindung mit 3:4.

Als Most Valuable Player des Final-Four 2024 zeichnete Veranstalter Hockeyliga e.V. zwei Vertreter der unterlegenen Finalisten aus: Düsseldorfs Torhüterin Femke Jovy und TSV-Stürmer Nicolas Proske.

Mit rund 3500 verkauften Zuschauertickets am Samstag und „ausverkaufter Halle“ (4500) am Finaltag zeigte sich der Ligaverband Hockeyliga zufrieden. Hockeyliga-Präsident Dirk Wellen: “Ein Super-Event. Das Drumherum war wieder klasse. Großes Lob auch an die Leute vom SC Frankfurt 80, die das großartig mittragen, die ganze Region trägt es mit. Wir hatten sogar noch etwas mehr Ticketverkäufe als vergangenes Jahr. Für uns als Hockeyliga war es auch wirtschaftlich fast auf dem Niveau von 2023. Die Spiele waren durchweg alle eng. Auch ohne A-Nationalspieler und viele U21-Weltmeister war das eine Werbung für Hallenhockey. Auch unser Medienpartner Dyn ist sehr zufrieden gewesen.“

 

Schwer zu fassen waren für DHC-Trainer Nicolai Sussenburger (in weiß) im Damen-Finale manche Entscheidungen des Schiri-Gespanns Hendrik Völker (links) und Malte Garske. Die Turnieroffizielle Vanessa Tramp hatte einiges zu tun. Foto: Kessler

Dass die Spielleitung der acht bei der DM-Endrunde eingesetzten Schiedsrichtern Michelle Meister, Ole Ingwersen, Fabian Jung, Raphael Adrien, Hendrik Völker, Malte Garske, Paul Picht und Ben Göntgen unterschiedlich bei Mannschaften, Trainern und mehr oder weniger sachkundigen Fans ankam, ist nichts Ungewöhnliches. Jeder sieht die Sache durch seine Brille, ist meist auf den eigenen Vorteil bedacht und kommt daher zu sehr subjektiven Einschätzungen. 

Wir haben Christian Blasch, der beim Final-Four zusammen mit Dirk Möller den DHB-Schiedsrichter- und Regelausschuss (SRA) vertrat und die Einteilungen der Unparteiischen für die sechs Spiele vornahm, um ein SRA-Fazit gebeten. Nachstehend sein Statement: „Zunächst einmal haben wir im Rahmen unserer aktuellen Schiedsrichterentwicklung ein relativ junges Schiedsrichterteam zur Endrunde eingeladen, die nun auch Erfahrungen "auf der großen Bühne" sammeln müssen. Dafür haben das meines Erachtens alle Beteiligten sehr gut gemacht, auch wenn man natürlich über die ein oder andere Entscheidung am Finaltag durchaus reden kann. Aber dies ist im Prinzip ja immer so. Auch Schiedsrichter, vor allem die jungen und in unseren Augen vielversprechenden Schiedsrichter, auf die wir in den nächsten Jahren bauen müssen, dürfen Fehler machen (müssen es sogar). Nur so kann man lernen und am Ende besser werden. Wichtig ist aber, dass wir ihnen das Vertrauen schenken, ein Halbfinale oder Finale zu pfeifen. Alle nominierten Schiedsrichter haben in den jeweiligen Nachbesprechungen am Wochenende ein sehr hohes Maß an Selbstreflektion gezeigt, insofern ist sich eigentlich jeder über die kritischen Entscheidungen in den Spielen absolut bewusst.“  

Angesprochen auf das besonders in den Fokus geratene Damen-Finale mit über das Normalmaß hinaus gestikulierenden Trainern Nicklas Benecke (Mannheimer HC) und Nicolai Sussenburger (Düsseldorfer HC) sagt Blasch: „Unabhängig von der Schiedsrichterleistung sind bei Benneke/Sussenburger die Arme bei jeder Entscheidung in der Luft, egal in welche Richtung am Ende gepfiffen wird. Insofern kann das für mich kein Maßstab oder Indiz für eine objektive Leistungsbewertung sein. Aus diesem Grund finde ich auch die am Wochenende verteilten "Bankstrafen" mehr als angemessen. Wir haben über das Thema "Verhalten" ja schon des Öfteren einmal in der Vergangenheit gesprochen, was uns ja auch dazu veranlasst hat, dies im jeweils vor der Saison veröffentlichten Briefing zu verdeutlichen. Insofern sollte dies dann auch auf einer Endrunde keine Überraschung sein, wenn die Schiedsrichter sich hier versuchen an die Vorgaben zu halten.“

Der Kritik, die Hockey-Ikone und Zuschauer Stefan Blöcher nach dem Damen-Endspiel der DHZ anvertraute („schlechte Schiris, nicht finalwürdig“), hält Blasch entgegen: „Wenn Herr Blöcher der Meinung ist, die Leistung im Damenfinale wäre nicht "endrundenwürdig" gewesen, finde ich das Verhalten der beiden Bänke bzw. Trainer ebenfalls mehr als "endrundenunwürdig".“   lim