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Weltmeister-Kapitän kehrt im Sommer zu seinen Wurzeln zurück

In dieser bedeutenden Personalie steckt etwas von Heimkommen. Nach elf Jahren wird Mats Grambusch in diesem Sommer zu seinem Heimatclub Gladbacher HTC zurückkehren. Der Kapitän des deutschen Weltmeisterteams 2023 beendet nach der laufenden Feldsaison 2023/24 seine erfolgreiche Zeit beim Deutschen Meister Rot-Weiss Köln und wird sich wieder dem GHTC anschließen. Noch bevor es der Verein offiziell vermeldete, bestätigte der 31-Jährige gegenüber der Rheinischen Post kürzlich den Vereinswechsel. „Ich habe grundsätzlich schnell in Köln gemerkt, wie sehr mir der GHTC an Herz gewachsen ist. Und zügig habe ich für mich auch die Entscheidung getroffen, dass ich das Ende meiner Karriere beim GHTC verbringen will“, sagte Grambusch im Gespräch mit der RP-Redaktion.

Als Riesentalent verließ der damals 20-Jährige 2013 seinen Ursprungsverein, um sich zusammen mit seinem Bruder Tom dem Erstligisten Köln anzuschließen. Mit Rot-Weiss feierten die Grambusch-Brüder große Erfolge. Mats wurde 2015, 2016, 2021, 2022 und 2023 Deutscher Feldmeister, 2017 glückte der Triumph in der Euro Hockey League.

Im Sommer vergangenen Jahres, als Mats Grambusch erstmals Vater wurde, habe er zum ersten Mal konkret über eine Rückkehr nachgedacht. Er setzte sich mit den Verantwortlichen bei Rot-Weiss gleichermaßen in Verbindung wie mit jenen des GHTC. Die endgültige Entscheidung, so Grambusch gegenüber der Zeitung, sei dann „zu Anfang des Jahres gefallen“. In Köln haben man Verständnis für den Schritt gezeigt, es sei kein böses Blut geflossen.

Mats Grambusch hat die sportliche Entwicklung von Gladbach trotz seiner Anführerrolle in Köln und der Nationalmannschaft nie aus den Augen verloren. „Der GHTC hat in den vergangenen zwei Jahren eine coole Entwicklung gemacht, vor allem in der Jugend, aber auch im Team drumherum“, ist Grambusch nicht entgangen, dass die MU18 des Vereins erst kürzlich einen starken dritten Platz bei der Deutschen Hallenmeisterschaft belegte und das GHTC-Herrenteam zwei Mal in die 1. Bundesliga, erst auf dem Feld und jetzt in der Halle, aufstieg.

Allerdings könnte es passieren, dass Mats Grambusch im Spätsommer 2024 bei einem Team einsteigt, das gerade die erste Liga als Absteiger hat verlassen müssen. Sieglos und mit zehn Punkten Rückstand auf Rang fünf liegen die GHTC-Herren vor dem Rückrundenstart am Tabellenende der Staffel B. Ein Klassenerhalt über die Play-downs wird ein dorniger Weg. „Wenn es noch einmal in die 2. Liga geht, dann sind wir so aufgestellt, dass wir direkt wieder aufsteigen“, hat der Weltmeister einen möglichen Abstieg offenbar einkalkuliert.

Es scheinen ohnehin eher emotionale, familiäre und auch berufliche Gründe für den Vereinswechsel im Vordergrund zu stehen. Beim GHTC durchlief Mats Grambusch mit seinem Bruder Tom sämtliche Nachwuchsteams und gehörte nach einem kurzen Abstecher nach England ab 2011 auch dem Gladbacher Herrenteam an, mit dem er 2012 in die 1. Bundesliga aufstieg. Der 2011 verstorbene Vater Axel Grambusch war selbst Spieler sowie langjähriger Teammanager im Verein. Auch Schwester Pia startete einst beim GHTC und wurde später Nationalspielerin. „Ich kann damit zurückgeben, was der Verein mir über zwei Jahrzehnte gegeben hat, es war eine phänomenale Jugendzeit“, beteuerte Mats Grambusch im RP-Gespräch. Außerdem betreibt er mit seinem Bruder Tom seit drei Jahren ein Immobilienunternehmen in Mönchengladbach. Auch dafür seien die Wege ab Sommer dann kürzer.

Auch im Nationaltrikot trägt Mats Grambusch (hier beim Olympia-Qualifikationsturnier im Januar 2024 in Maskat) seit 2022 die Spielführerbinde. Ob der Honamas-Kapitän seine internationale Laufbahn nach Paris 2024 fortsetzt, ist noch offen. Foto: Worlsportpics

Dem Verdacht, dass der Nationalspieler, der bei aktuell 199 Einsätzen (und 59 Toren) im Feld in Bälde vor einem Jubiläum bei den Honamas steht, seine sportliche Laufbahn nach den Olympischen Spielen von Paris dann womöglich in einem Zweitligateam sanft auslaufen lassen will, erteilt Mats Grambusch eine klare Absage: „Ich will meine Leistung halten und meinen Job machen. Und als alter Knacker kann ich dem einen oder anderen jungen Spieler sicher etwas mitgeben – beim Hockeyspielen, mental, aber auch persönlich. Das ist meine große Verantwortung. Das große Ziel ist es, den Verein in der ersten Liga zu etablieren“, beteuerte der künftige GHTC-Akteur.

Noch höher klangen seine Ziele in der vom Verein anlässlich des prominenten Zugangs aufgesetzten Pressemitteilung. Dort wurde Grambusch mit den Worten zitiert: „Vielleicht könnten wir sogar an alte Zeiten anknüpfen, in denen der GHTC um Titel mitspielte.“ Der Gladbacher HTC spielte vor rund einem Vierteljahrhundert nicht nur um Titel mit, er gewann sie auch: 2002 feierten die Niederrheiner den jüngsten von drei Deutschen Feldmeisterschaften (dazu 1981 und 1966), 1997 holten sie den Europacup der Pokalsieger.

Für den Gladbacher HTC ist die Heimkehr von Mats Grambusch auf alle Fälle ein großes Ding, durchaus mit Signalwirkung für weitere potenzielle Spielerzugänge. „Wir möchten mit ihm, als dem Führungsspieler in Deutschland, unsere Top-Talente weiter aufbauen und unsere nachhaltige Position in den Bundesligen festigen. Unseren Weg, das Team durch erfahrene, gegebenenfalls auch internationale Spieler zu ergänzen, werden wir ebenfalls fortsetzen“, verkündet der GHTC-Vorsitzende Frank Steimel in der Pressemitteilung.

Wie lange Mats Grambusch tatsächlich den Schläger noch schwingen wird, ist offen. Zunächst wolle er bis 2026 weiterspielen, sagte er gegenüber der RP, danach sei „alles offen“. So offen wie auch sein Verbleiben im Nationaltrikot im Anschluss an seine dritte Olympiateilnahme. Nach dem Turnier in Paris (27. Juli bis 9. August) wird Grambusch im Jahr 2024 keine weiteren Länderspiele bestreiten, dies sei mit dem Bundestrainer abgesprochen. Und ob er danach komplett Schluss macht oder wieder einsteigt, ist noch nicht entschieden. „Das werde ich mir anschauen“, sagte Grambusch gegenüber der Rheinischen Post.