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Johannes Persoon: „Wir ziehen viel Kraft aus dem Spiel“

Nach drei Niederlagen in den ersten Rückrundenspielen drohten die Damen des UHC Hamburg aus den Play-off-Plätzen zu fallen. Umso größer die Erleichterung, als mit einem hart erkämpften 3:2 beim direkten Konkurrenten Münchner SC der Trend gestoppt werden konnte. Nach einer langen Deutschland-Reise über Mannheim und München sprach UHC-Trainer Johannes Persoon (30) mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt über die jüngsten Ergebnisse und das bevorstehende Viertelfinale.

 

Herr Persoon, wann sind Sie am Sonntag aus München zurück nach Hamburg gekommen?

JOHANNES PERSOON: Um halb elf waren wir zu Hause, es hat sich ein bisschen gezogen, obwohl die Deutsche Bahn pünktlich war. Wir hatten Spiele in Mannheim und München, Flottbek sogar in München und dann wieder in Hamburg. Ich weiß nicht, was besser ist. Die Reise ist schon anstrengend, gerade heimwärts, das nimmt gefühlt kein Ende. Die Hinfahrt am Freitag ist etwas erträglicher, weil man sich auf die Spiele freut.

 

Wie wichtig war es, dass Sie nun nach drei Niederlagen zum Rückrundenauftakt den ersten Sieg geholt haben?

Die Vorzeichen waren klar, München war nur einen Punkt hinter uns, zwei Spiele noch zu spielen, das heißt mit einem Sieg haben wir zumindest das Viertelfinalticket sicher. Es war von daher ein sehr wichtiges Spiel für uns. Dementsprechend sind wir sehr fokussiert nach der Vortagsniederlage in Mannheim nach München gereist und haben früh den Fokus auf die anstehende Aufgabe gelegt. Die Mädels waren alle sehr gewillt zu gewinnen, das hat man meiner Meinung nach im Spiel gesehen. Es war ein enorm wichtiger Sieg. Nach drei Niederlagen tut es auch für die Psyche sehr gut. Es ist ein kleiner Neustart, denn nun haben wir das Viertelfinal-Ticket sicher. Wir ziehen viel Kraft aus dem Spiel und bereiten uns jetzt gut aufs Viertelfinale vor.

 

Vorige Woche hatten Sie durchblicken lassen, dass Sie nicht genau wissen, warum es gerade nicht so rund läuft beim UHC. Ist dann die Art und Weise, wie Sie es jetzt geschafft haben, sogar hilfreich?

Wir spielen momentan nicht unser bestes Hockey. Das ist erkennbar. Der Flow fehlt, und wir müssen uns viel erarbeiten. Wir möchten wieder einfaches Hockey spielen. Dass nach drei Niederlagen und nur einem geschossenen Tor das Selbstvertrauen angeknackst ist, ist klar. Da gibt es auch nicht die eine Lösung, und es ist sicherlich nicht nur mit Hockeytraining gemacht. Es gibt nicht die eine Übung, und plötzlich ist das Selbstvertrauen zurück. Von daher haben wir versucht, so normal wie möglich weiterzumachen, viel zu spielen, zu trainieren, Sicherheit zu geben und Selbstvertrauen auszustrahlen. In München ist es uns gelungen, in den entscheidenden Momenten einen Schritt schneller zu sein, wir schießen drei Tore, wo wir ja in den letzten drei Spielen nur eins geschossen haben. Der Sieg wird den nötigen Schwung reinbringen. Nach dem Spiel hat man zumindest die Erleichterung in den Gesichtern gesehen, und wir konnten uns von den Play-down-Plätzen lösen. Die Situation war allen vorher bewusst, und ich bin unheimlich stolz, dass wir uns so gut in München präsentiert haben. Es ist nie einfach, dort zu spielen, die Atmosphäre in München trägt einen großen Teil dazu bei. Es ist ein richtiges Auswärtsspiel, und wir haben uns sehr gut gegengestemmt.

 

Gegen Mannheim lief es also noch nicht optimal?

Wir sind nicht schlecht gestartet, auch mit Elan, kriegen dann das 0:1, was unserem Spiel wieder einen ziemlichen Knacks gegeben hat. Der Treffer hat Wirkung gezeigt. Der Matchplan ist uns abhandengekommen, und dies führte zu zwei weiteren Treffern und einem 0:3-Rückstand. Danach fangen wir schon in Viertel 2 etwas befreiter an, Hockey zu spielen, Mannheim machte ein bisschen weniger, was uns zugutekam. Anschließend erspielten wir uns selbst gute Möglichkeiten für einen eigenen Treffer. Der Anschlusstreffer blieb uns verwehrt, wir konnten keine Aufholjagd starten, wie noch im Hinspiel gegen Mannheim, wo es uns nach hinten raus gelang, nochmal ranzukommen. Mannheim hat auf jeden Fall verdient gewonnen. Wir müssen die Niederlage akzeptieren. Ich hätte mir für die Mädels gewünscht, dass sie sich für das dritte und vierte Viertel belohnen, denn die waren gut, und das spiegelt das Ergebnis mit null Toren auf unserer Seite nicht so richtig wider.

 

Johannes Persoon skeptisch an der Taktiktafel während des 0:3 seiner UHC-Damen im Auswärtsspiel beim Mannheimer HC. Foto: Foto2press

 

Es kam also erst am Sonntag alles zusammen?

Zumindest über größere Strecken. Natürlich ist München nicht Mannheim, das muss man auch sagen, da ist MHC deutlich besser. MSC verteidigt gut in seinem System, und sie haben viele talentierte junge Spielerinnen. Sicherlich hatten wir in gewissen Situationen Spielglück, ein paar Chancen lassen sie liegen, aber über weite Strecken und über das Spiel, welches sehr intensiv war, gesehen war es ein verdienter Sieg für uns - auch als sie den Torwart rausnehmen und auf Sieg spielen, haben wir unsere Chancen gesucht und genutzt. Das war auf jeden Fall sehr mutig, voll auf Sieg zu spielen, dies hat uns natürlich, nach dem Spiel betrachtet, in die Karten gespielt, dass wir dann auf das leere Tor spielen durften. Dennoch war das eine leidenschaftliche Leistung von uns, mit tollem, einfachen Hockey.

 

Sie mussten zudem dieses Wochenende auf Nationalspielerin Lena Micheel verzichten.

Genau. Lena ist krank, sie war seit Mittwoch angeschlagen. Sie ist mitgereist, da wir gehofft hatten, dass es besser wird und sie vielleicht am Sonntag spielen kann. Sonntagmorgen haben wir uns dagegen entschieden, weil sie noch sehr stark gehustet hat und starke Erkältungssymptome zeigte. Dementsprechend konnte sie keinen Sport machen. Natürlich hat sie gefehlt, so eine Topspielerin hat man lieber auf dem Platz, aber sie hat einen echt hervorragenden Job am Rand gemacht, hat die Mädels motiviert, zur Seite genommen, gerade die Jungen – wir haben mit drei U18-Spielerinnen an diesem Wochenende gespielt – hatten super Support von Lena bekommen. Das hat uns geholfen, aber nächste Woche wollen wir sie in voller Stärke auf dem Platz sehen.

 

Wie gehen Sie nun in das letzte Gruppenspiel und dann das Viertelfinale?

Das letzte Spiel ist endlich wieder zu Hause, da freuen wir uns drauf, nachdem wir jetzt drei Auswärtsspiele hatten und nur ein Heimspiel. Wir wollen den dritten Platz sichern, das ist das Ziel, und es ist uns dabei relativ egal, wer in der anderen Gruppe sich wo platziert. Wir wollen auf jeden Fall Dritter werden, und dementsprechend gehen wir in das letzte Spiel. Wir werden alles reinhalten und möchten gewinnen, um da natürlich auch wieder ein gutes Gefühl zu generieren, denn unterm Strich ist es weiterhin so, dass wir nur ein Spiel von vier gewonnen haben, und da lohnt es sich auf jeden Fall, weiter dranzubleiben. Das Viertelfinale ist dann wieder eine Chance. In meinen Augen beginnt nach dem letzten Spieltag eine neue Rechnung. Es wird ein anderer Gegner, aus der anderen Gruppe, und es wird sich zeigen, wer über drei Spiele besser ist. Wie ich schon am Anfang der Saison gesagt habe, wollen wir unsere Leistung aus dem letzten Jahr bestätigen, und entsprechend wollen wir wieder in das Final-Four einziehen. Ich hoffe, dass wir da sehr selbstbewusst und mit sehr viel Freude rangehen. Ich denke, dass uns das am Sonntag stark gemacht hat, dass wir die Nervosität ablegen konnten und dafür mit sehr viel Freude, Leidenschaft und Spaß gespielt haben. Das würde ich mir auch fürs Viertelfinale wünschen. Dann ist mit uns auf jeden Fall zu rechnen!

 

Vielen Dank für das Gespräch!