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Joshua Onyekwue Nnaji: “Es war auch eine Genugtuung“

Dass die Herren des Crefelder HTC erstmals seit 2015 wieder im Final-Four um einen Feld-DM-Titel kämpfen dürfen, haben sie auch ganz wesentlich ihrem Torhüter Joshua William Onyekwue Nnaji zu verdanken. Speziell im Viertelfinale gegen seinen Ex-Verein Rot-Weiss Köln lief der U21-Weltmeister zur Höchstform auf. DHZ-Redaktionsleiter Uli Meyer hat sich mit dem 21-Jährigen über das Play-off-Erlebnis und die bevorstehende Endrunde unterhalten.

 

Herr Onyekwue Nnaji, haben Sie die Ereignisse vom Wochenende schon einordnen und verarbeiten können?
JOSHUA ONYEKWUE NNAJI: Größtenteils schon, ja. Dadurch dass wir Samstag ja schon wieder ein Spiel haben, muss das ja auch zügig gehen. Verarbeitet habe ich es also und eingeordnet eigentlich auch. Um uns Torhüter ein wenig klein zu halten, sagt man ja spaßeshalber, dass es nur Glück sei, wenn man einmal gut hält. Wenn man es aber zwei- oder dreimal macht, ist es kein Glück mehr. Ich bin froh darüber, dass ich noch hoffentlich zwei Spiele habe, um unter Beweis zu stellen, dass es kein Glück war.

Lassen Sie uns ein wenig in der Zeit zurückspringen an den Anfang dieser Viertelfinal-Serie. Haben Sie sich gefreut als feststand, dass der CHTC im Viertelfinale auf Rot-Weiss Köln - Ihren Ex-Verein - treffen wird? Was haben Sie sich für Chancen ausgerechnet?
Ja. Ich habe mich sehr über dieses „Los“ gefreut. Ich trainiere ja auch regelmäßig in Köln mit einigen Kölnern zusammen, und wir haben hin und wieder darüber geredet, dass es passieren kann. Und ich war eigentlich der Einzige, der sich gefreut hat, wieder gegen die alten Bekannten zu spielen. Und ich wusste auch, dass es auch ein guter Zeitpunkt ist, um Köln eventuell mal zu schlagen, da das sonst gewohnte Starensemble nicht wirklich auf dem Platz stand, zu mindestens nicht im ersten Spiel. Das ist sonst nicht so häufig der Fall. Deswegen habe ich uns schon gute Chancen ausgerechnet, und im Viertelfinale kann sowieso immer alles passieren. Man muss sich einfach so gut wie es geht auf diese Serie vorbereiten.

Nach dem Krefelder Sieg im ersten Spiel lag die Favoritenrolle dennoch bei Köln, die sich für die Heimspiele viel vorgenommen hatten. Mit Mats Grambusch und Elian Mazkour kamen auch zwei enorm wichtige Spieler ins Kölner Spiel zurück. War das Spiel am Samstag genau das Spiel, was der CHTC auch erwarten musste?
Ich glaube, Köln ist auf jeden Fall so ins Spiel gestartet, wie sie sich es vorgestellt haben. Sie haben stark angefangen, zwei schnelle Tore erzielt und das Spiel kontrolliert. Dann haben wir immer mehr aufgedreht und Rot-Weiss hat an manchen Stellen nachgelassen. Wir hatten ehrlicherweise auch dann das Spielglück auf unserer Seite. Das gehört zu einem Viertelfinale aber auch dazu. Das benötigt man dann gegen Köln auch.

Sie haben den Start ins Spiel gerade angesprochen. Zum Start zählt auch ein von Ihnen parierter Siebenmeter. Doch diese Parade und viele weitere bereits im ersten Durchgang konnten den Rückstand auch nicht verhindern. Wie fühlt man sich als Torwart dann in so einer Situation, und wie seid Ihr als Mannschaft da wieder rausgekommen?
Frustrierend. Ich habe wenig Einfluss darauf, wie wir die Bälle spielen, aber einen großen Einfluss darauf, wie wir in der Verteidigung stehen und wie ich halte. Das erste Gegentor nehme ich auch auf meine Kappe, weil ich eine falsche Ansage gemacht habe. Es ist also natürlich ein frustrierendes Gefühl, wenn man persönlich eine gute Halbzeit spielt, man aber trotzdem mit 0:2 zurückliegt. Wir haben danach aber gar nichts umgestellt, sondern eher einfach angefangen, uns anzustrengen. Wir hatten Glück, dass es nur 0:2 stand. Aber wir haben gemerkt, dass da bei Köln eine andere Mannschaft auf dem Platz steht als im Hinspiel. Wir haben dann „einfach“ angefangen, vor allem vernünftig zu verteidigen. Wir haben die Wege gemacht, die wir vorher nicht gemacht haben und unsere Konter besser ausgespielt.


Unüberwindbar für alle Kölner Schützen (hier Michel Struthoff, in rot) war im Shoot-out des Viertelfinales der hier "fliegende" Krefelder Torhüter Joshua Onyekwue Nnaji. Rot-Weiss-Torhüter Jean Danneberg (hinten) und Schiedsrichter Christian Blasch beobachten die Szene.  Foto: Fehrmann

Sie haben schon im Spiel einige sensationelle Paraden gemacht, spätestens im Shoot-Out wurden Sie dann zum Helden und sind nochmal scheinbar über sich hinausgewachsen. Hatten Sie auch einen Schub Extramotivation gegen Ihren Ex-Verein?
Ja, absolut. Der Wechsel nach Krefeld war ja keine Entscheidung, die ich vom Herzen getroffen habe. Mein Zuhause und meine Heimat ist Köln. Es war eine rein sportliche Entscheidung, da der Verein eine Entscheidung getroffen hatte damals, die meine Position betraf. Ich musste den Verein verlassen, weil der Verein das Vertrauen in einen anderen Spieler hatte. Ich kann diese Entscheidung rückblickend auch verstehen. Trotzdem hat sie mich damals sehr verletzt. Mit Krefeld kam ein Verein, der dann auf mich gesetzt hat und mir vor allem das Vertrauen geschenkt hat. Ich konnte mich endlich unter Beweis stellen. Der Sieg mit dieser Mannschaft jetzt im Viertelfinale hat mir auch nochmal gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war. Es war auch eine Genugtuung. Es hat mir einfach sehr viel bedeutet. Ich bin nach dem Spiel auch noch länger dort geblieben und habe auch viel mit den Kölnern geredet. Und da kamen sehr viele Glückwünsche. Nicht nur aus der Mannschaft, sondern auch aus dem gesamten Verein. Viele Leute, die sich für mich gefreut haben, dass ich diesen Weg gegangen bin.

Im Shoot-out wirkten Sie unüberwindbar, parierten alle drei Kölner Versuche. Was macht Sie so stark im Shoot-out, auch im Vergleich zu anderen Torhütern?
Das Wichtigste ist das Trainieren in vielen Bereichen. Ich habe viel im athletischen Bereich investiert, um sehr schnell auf den Beinen zu sein und somit auch länger im Duell zu bleiben. Dazu kommt, dass man auch im Training immer wieder Penaltys trainieren muss. Und dann habe ich mir tatsächlich auch viele Shoot-outs von guten Torhütern angeguckt wie Jean Danneberg oder auch Vincent Vanasch und mir die Dinge rausgesucht, welche für mein Spiel wichtig sind.

Jetzt wartet im Halbfinale der Mannheimer HC. Hat der CHTC nach der epischen Viertelfinal-Serie im letzten Jahr noch eine Rechnung offen? Was erwarten Sie für ein Spiel?
Wir haben vielleicht eher aus den Fehlern von damals gelernt. Mannheim ist ganz klarer Favorit in dem Spiel. Sie haben die Gruppe mit großem Vorsprung gewonnen, haben ihre Viertelfinale sehr deutlich gewonnen. Trotz der Mannheimer Favoritenrolle erwarte ich eine ausgeglichene Partie. Wir müssen weiter bei unseren Stärken bleiben und unsere Jobs so gut es geht erledigen. Es bedeutet überhaupt nichts, dass wir Köln geschlagen haben. Um ein Halbfinale bei einer Deutschen Meisterschaft zu gewinnen, müssen wir noch zwei Schippen drauflegen. Mit einer guten Halbzeit gewinnt man kein Halbfinale. Vielleicht mal ein Viertelfinale, wenn man ganz viel Glück hat. Wir müssen über 60 Minuten performen, und dann freue ich mich einfach darüber, ein Halbfinale zu spielen.

Es wird Ihre fünfte Final-Four-Teilnahme, allerdings Ihre erste Endrunde als Nummer Eins. Ist das deswegen noch etwas Besonderes für Sie?
Ja. Ich freue mich richtig darauf. Meine letzte Endrunde war auch in Bonn. Da durfte ich noch Bälle sammeln, Eckenmasken schleppen und auf der Bank jubeln. Jetzt als Nummer Eins an einer Endrunde teilzunehmen ist etwas ganz Besonderes. Ich freue mich auf diese besondere Atmosphäre. Das sind die größten Spiele.

Schaffen Sie in dieser Verfassung eventuell noch den Sprung auf den Olympia-Zug?
Die Frage hat mich schon länger beschäftigt, weswegen die Antwort auch schon länger klar kommuniziert war. Schon vor der U21-Weltmeisterschaft wurde mir gesagt, was dafür passieren müsste. Und dafür hätte ich quasi kein einziges Tor mehr kassieren dürfen, die anderen beiden Torhüter kein Ball mehr halten dürfen oder sich verletzen müssen. Dementsprechend ist Olympia in Paris kein Thema für mich. Auch wenn das früh klar werde, ist es dennoch schade. Aber so habe ich jetzt noch hoffentlich zwei tolle Spiele in der Saison, auf die ich mich voll konzentrieren kann.

Vielen Dank für das Gespräch!