Zwei Wochen nach dem Bremer HC im Norden konnte auch der TSV Mannheim Hockey im Süden seinen vorzeitigen Aufstieg ins Oberhaus feiern. Damit haben sich in beiden Gruppen der 2. Bundesliga Damen wie erwartet die erklärten Favoriten durchsetzen. Im Kampf um den Klassenerhalt steht eine letzte Entscheidung am kommenden Wochenende aus. Drei der insgesamt vier Absteiger sind seit vorigem Sonntag bekannt.
Zunächst zurück zum Titelrennen. Ausgerechnet auf dem Platz des großen Stadtkonkurrenten Mannheimer HC, wo der Feudenheimer HC als Ablegerclub des MHC seine Heimspiele austrägt, konnte Nachbar TSV an einem Mittwochabend (29.Mai) seinen Aufstieg bejubeln. Mit einem 2:0-Auswärtssieg erreichte das bis dahin ungeschlagene Team von Trainer Sven Lindemann im 15. Saisonspiel die 42-Punkte-Marke, war damit uneinholbar den letzten verbliebenen Verfolgern, SC Frankfurt 80 und TuS Lichterfelde, enteilt. Das Ziel, nach dem unglücklichen Abstieg im Sommer 2023 möglichst sofort in die 1. Bundesliga zurückzukehren, wurde ohne nennenswerte Fehltritte erreicht. Dass es dann im 17. Spiel doch noch die erste Saisonniederlage setzte (1:2 beim SC Frankfurt 80), lag nicht nur am sehr starken SC80-Team, sondern auch am strammen Mannheimer Programm mit fünf Spielen in neun Tagen. Da war der Akku verständlicherweise aufgebraucht, um sich gegen den besten Aufsteiger der letzten Jahre (SC80) erfolgreich zur Wehr setzen zu können.
Deutlich spannender als das Aufstiegsrennen ist im Süden die Frage nach dem Absteiger. Denn dieses Szenario läuft auf ein „Nürnberger Finale“ hinaus, wobei die beiden fränkischen Zweitligateams nur indirekt Beteiligte sein werden. Die Protagonisten sind ATV Leipzig und TC Blau-Weiss Berlin. Punktgleich liegen beide Teams abgeschlagen am Tabellenende. Sie können froh sein, dass es in der ersten Liga keinen Absteiger in den Süden gegeben hat – sonst wären ATV und Blau-Weiss bei mittlerweile neun Punkten Rückstand auf Rang acht schon längst abgestiegen. Nun erwischt es nur den Gruppenletzten. Und der Ausgang der beiden letzten Spiele, wenn Berlin und Leipzig beim Nürnberger HTC (beide), HG Nürnberg (BWB) und TuS Obermenzing (ATV) antreten werden, entscheidet über Drinbleiben oder Runtergehen. Leipzig geht mit dem kleinen Vorteil von neun Treffern Vorsprung in der Tordifferenz ins Abstiegs-Fernduell.
Aufgrund des verschärften Abstiegs im Norden (wo wegen des Abgangs von Mülheim und Raffelberg aus der 1. BL drei Teams aus der zweiten Liga runter müssen) mussten dort bis zur letzten Minute vier Mannschaften um ihren Ligaverbleib bangen. In diesen Kreis gehörte schon nicht mehr Hannover 78, das als Tabellenletzter den Sprung auf den rettenden siebten Platz unmöglich mehr schaffen konnte. Als zweites in den Abstiegssessel setzte sich der Crefelder HTC, der sein persönliches Finale mit 0:1 gegen RTHC Leverkusen verlor. Leverkusen war trotzdem noch nicht gerettet, sondern weiterhin von anderen Resultaten abhängig.
Durch den RTHC-Sieg mussten Klipper Hamburg bei Hannover 78 sowie TG Heimfeld im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig jeweils zumindest zwei Zähler holen, um nach Punkten zu Leverkusen aufzuschließen. Dann wäre der RTHC wegen des klar schlechtesten Torverhältnisses als dann Tabellenachter abgestiegen. Die Partien in Hannover und Heimfeld endeten jeweils 0:0. Da zu diesem Zeitpunkt das Resultat aus Krefeld bereits vorlag, war sowohl Klipper als auch Heimfeld klar, dass ein Klassenerhalt voll und ganz am Ausgang des Shoot-outs hängt. Heimfeld bestand diese enorme Nervenprobe und setzte sich mit 3:2 durch, Klipper jedoch strauchelte, verlor 2:3 und muss als Tabellenachter den bitteren Gang in die dritte Liga gehen.
Mission direkter Wiederaufstieg ist geglückt: Spielerinnen und Staff des TSV Mannheim feiern auf der Anlage des Mannheimer HC ihren vorzeitigen Gewinn der Süd-Gruppe. Foto: TSVMH
Nach drei Jahren Abstinenz sind die Herren des Großflottbeker THGC zurück im Oberhaus. Im drittletzten Saisonspiel der 2. Bundesliga sicherten sie sich mit einem Heimsieg über Absteiger Aachen den vorzeitigen Gewinn der Nord-Gruppe.
Beim 2:2 und anschließender 3:4-Niederlage im Shoot-out am Samstag gegen Blau-Weiß Köln zeigten die Flottbeker noch Anzeichen von Nervenflattern vor dem Aufstieg. Doch diese Bedenken hatten sich tags darauf schon nach dem ersten Viertel des Heimspiels gegen den Aachener HC quasi in Luft aufgelöst. Jack Winneberger und Niklas Plattenteich mit zwei Strafecken sorgten für eine schnelle und solide Führung, die die Hamburger Gastgeber trotz des nicht gebrochenen Widerstands der Gäste aus dem Westen nicht mehr abgaben. Auch beim Schlusspfiff stand es noch 3:0, und mit diesem Resultat waren gleich zwei Fakten geschaffen: Der Aachener HC steht neben DHC Hannover als Absteiger der Gruppe Nord fest und der Großflottbeker THGC als Aufsteiger in die 1. Bundesliga. Das Team von Jonah Johannsen, der zur Rückrunde den nach knapp drei Flottbeker Jahren in seine portugiesische Heimat zurückgekehrten Ex-Coach Bernardo Fernandes beerbte, kehrt damit nach dem Abstieg 2021 in die höchste Spielklasse zurück.
Bei acht Punkten Vorsprung kommt Flottbek nicht mehr in Gefahr, dieses Polster bei den zwei schweren Hürden, die das letzte Saisonwochenende mit Auswärtsspielen in Neuss und DSD Düsseldorf mit sich bringt, gänzlich aufzubrauchen. Der DSD ist nach seinen jüngsten Erfolgen (8:0 gegen Marienburg, 3:2 bei Klipper) auf bestem Weg, sich die Vizemeisterschaft zu sichern, auch weil die Konkurrenten Schwarz-Weiß Neuss und Schwarz-Weiß Köln sich beim 4:4 (mit Extrapunkt für Neuss nach dem 4:3 im Shoot-out) gegenseitig die Punkte wegnahmen und zudem am Samstag bittere Niederlagen einstecken mussten. Köln verlor beim wiedererstarkten Erstligaabsteiger Düsseldorfer HC, der zu Beginn der Rückrunde mal auf einen Abstiegsplatz abgerutscht war, mit 3:6, Neuss geriet in Marienburg verblüffend 1:7 unter die Räder.
Klipper Hamburg und Blau-Weiß Köln, die vor dem zurückliegenden Wochenende ihres Ligaverbleibs noch nicht sicher sein konnten, vertrieben ihre Sorgen nicht nur durch eigene Punktgewinne (Klipper beim Shoot-out-Sieg über Hannover, Blau-Weiß durch seinen Coup in Flottbek), sondern profitierten auch davon, dass vor allem Aachen zuletzt keine Zähler mehr sammeln konnte.
Damit müssen sämtliche vier Mannschaften, die vorigen Sommer als Aufsteiger aus der Regionalliga ins Bundesliga-Abenteuer starteten, wieder in die Drittklassigkeit zurück. Denn neben Aachen und Hannover erwischte es in der Süd-Gruppe die dortigen Aufsteiger Cöthener HC und TuS Obermenzing. Schon vor dem abschließenden Spielwochenende der Süd-Gruppe war das Schicksal der beiden abgeschlagen auf den letzten zwei Tabellenplätzen liegenden Teams besiegelt. Auch zum Abschied gab es Niederlagen: Köthen verlor zuhause 0:1 gegen Lichterfelde, das Münchner TuS-Team mit 2:7 beim HTC Stuttgarter Kickers.
Der bereits seit 12. Mai als Südmeister und Aufsteiger feststehende Münchner SC schaffte es tatsächlich, die Saison komplett ungeschlagen zu beenden. Das abschließende 2:1 bei der TG Frankenthal war der 17. MSC-Sieg in Folge, nur im Auftaktspiel gab es ein Unentschieden (mit verlorenem Shoot-out) beim Wiesbadener THC. Mit erstaunlichen 52 von 54 möglichen Punkten verabschiedet sich München nach nur einer Saison wieder Richtung Oberhaus.
Ein (kleiner) Titel wird allerdings nicht von München gewonnen. Im Rennen um die Torjägerkrone der 2. Bundesliga überholte der in den letzten Spielen enorm treffsichere Nürnbergs Max Lassen die zuletzt noch vor ihm liegenden MSC-Spieler Xaver Kalix und Nikas Berendts. Mit 20 Treffern führt Lassen jetzt das Ranking an. Der NHTC-Stürmer könnte allerhöchstens noch von Niklas Plattenteich (16) eingeholt werden. Flottbeks Strafeckenspezialist müsste dafür am Schlusswochenende noch einmal kräftig zuschlagen. lim