29.07.2024 – Phasenweise richtig stark gespielt, verdient 1:0 geführt und am Ende dann doch mit leeren Händen – die deutschen Damen mussten sich beim 1:2 gegen Titelverteidiger Niederlande am Montagabend sehr unglücklich geschlagen geben.
Verheißungsvoll ging es für die deutsche Mannschaft vor knapp 10.000 Besuchern los. Nach dem ersten Angriff über rechts hatte Wiedermann bereits nach 16 Sekunden den Führungstreffer auf dem Schläger, sie verfehlte den hoppelnden Ball haarscharf. Es sollte bis zum Ende des ersten Viertels die einzige deutsche Torannäherung bleiben. Denn sogleich übernahmen die Niederländerinnen das Kommando. Bei Matlas Rückhandschuss (2.) war der Winkel zu spitz, weitere unmittelbare Torgefahr konnte Deutschland bis zur 13. Minute mit Glück und Geschick vereiteln. Dann verfehlten nach einem misslungenen Huse-Abschlag erst Burg und dann de Waard die Führung des Weltmeisters nur haarscharf.
Das zweite Viertel zeigte ein völlig verändertes Bild. Deutschland begann richtig stark. Erstaunliche sieben Minuten in Folge hatte man den Favoriten richtig im Schwitzkasten. Sehr schade, dass bei drei Strafecken (zweimal Lorenz , einmal mit misslungener Abspielvariante) und noch zwei weiteren Lorenz-Schüssen hier nicht das verdiente 1:0 fiel. So unter Druck hatte man die Niederländerinnen schon lange nicht mehr gesehen, sie schwammen regelrecht. Sie befreiten sich erst in der Schlussphase wieder, waren dann aber durch Albers (Pfosten) und de Waard (Kubalski klärte sensationell mit dem langen Bein) dem ersten Treffer sehr nah. Torlos ging es in die Pause.
Nach der Halbzeit bekam das Oranje-Team royale Unterstützung. König Willem-Alexander und Gattin Maxima waren ins Stadion gekommen und sahen wohl auch zu ihrer eigenen Überraschung einen Gegner, der es mit ihren Landsleuten gut aufnahm. Bis auf ganz wenige Gefahrenmomente (ein in letzter Sekunde geblockter Schuss aus kurzer Distanz sowie ein Burg-Knaller hauchdünn am Pfosten vorbei/40.) hatte die deutsche Mannschaft das Spiel im Griff, drängte den Favoriten in die eigene Hälfte zurück. Nachdem Fleschütz und Micheel nur knapp verpassten, fiel dann nach 44 Minuten die insgesamt gesehen durchaus verdiente deutsche Führung. Über Lorenz war der Ball zu Charlotte Stapenhorst gekommen, die sich links durchzusetzen verstand und mit der argentinischen Rückhand den Ball halbhoch in die Maschen knallte.
Gerade fällt das deutsche Führungstor. Charlotte Stapenhorst (Zweite von links; daneben Nike Lorenz) überwindet Torhüterin Veenendaal mit ihrem Rückhandschuss. Foto: Kaste
Der zu erwartende Druck der Niederländerinnen führte nach 50 Minuten zu ihrer ersten Strafecke. Und anders als die deutsche Mannschaft bei ihren drei Versuchen nutzte das Oranje-Team die Standardsituation eiskalt. Yibbi Jansen verlud Nathalie Kubalski mit ihrem Flachschlenzer ins Schlägereck – 1:1. Und schnell war klar, dass sich die Holländerinnen nicht mit einem Unentschieden zufriedengeben würden. Sie nutzten das Oberwasser, machten weiter Druck und belohnten sich dafür schon vier Minuten später. Matla hatte den Ball über links in den Kreis gebracht, wo Marijn Veen diesen aufnahm und aus der Drehung zum 2:1 vollendete. Dabei blieb es, auch wenn Deutschland in künstlicher Überzahl nochmal alles versuchte, aber bis auf einen sicher von Veenendaal sicher parierten Lorenz-Schuss keinen weiteren Flurschaden anrichten konnte. Fast wäre sogar noch das 1:3 gefallen. Doch die Sekunden vor Ende kassierte zweite holländische Ecke (Matla) parierten zwei mutige Liniensteherinnen auch ohne Torwart.
Die Hoffnung, dass eine lange Serie des Nicht-Gewinnen-Könnens gegen die Niederlande an diesem Tag reißt, bestand leider nur für ein paar Minuten. So bleibt es dabei, dass der letzte deutsche Sieg über die Niederlande in einem Meisterschaftsspiel auf 25. August 2007 datiert ist, das 2:0 im EM-Finale von Manchester. Beim 9:11 Torschüssen, 3:2 Ecken und 16:21 Kreiseintritten aus deutscher Sicht war man wirklich nicht so weit weg, ein neues Datum zu setzen.
Stimmen:
Valentin Altenburg: Wir sind bis auf die Blitzchance nach wenigen Sekunden nicht gut gestartet, haben das gesamte erste Viertel gebraucht, um in unser Hockey reinzukommen. Danach war es besser und phasenweise richtig gut. Wir waren sogar über weite Phasen die spielbestimmende Mannschaft. Letztlich waren es Kleinigkeiten, die den Gegner vom sprichwörtlichen Haken wieder hat runterkommen lassen. Heute war es eine deutlich stärkere Leistung als gestern, aber um zu gewinnen, waren wir immer noch nicht gut genug. Wir sind gekommen, um Spiele zu gewinnen, das haben wir leider nicht geschafft. Das Eckenduell zwischen Schützin und Torwart hat Jansen heute gewonnen. Wir werden uns das merken für die Revanche.
Nike Lorenz: In den magastarken Phasen, die wir heute hatten, müssen wir einfach treffen. Dass man gegen die Niederlande über 60 Minuten ein, zwei Dinger kassiert, ist völlig in Ordnung, auch wenn wir die Szenen, die zu Toren geführt haben, besser verteidigen können. In so einem Spiel auf Weltklasseniveau wechselt die Dominanz in Phasen ab, so war das auch heute. Am Ende können die noch ein, zwei Dingen anpassen, vielleicht müssen wir darauf noch cleverer reagieren.
Charlotte Stapenhorst: Wir haben die heute teilweise schon gut hergespielt, hatten genügend Chancen, um nicht nur 1:0 zu führen. Am Ende sind es ein, zwei Kleinigkeiten, für die sie uns böse bestrafen. Da können wir uns jetzt ein paar Stunden ärgern. Aber dann geht es weiter, es war letztlich nur ein Gruppenspiel.
Nathalie Kubalski: Ich bin enttäuscht, vor allem wegen meiner persönlichen Leistung. Am Anfang habe ich gut gehalten, aber die Ecke zum 1:1 geht voll auf mich. Da darf ich mich nicht so einfach verladen lassen. Daran muss ich arbeiten. Wenn ich die Ecke abwehre, ist der Spielverlauf anders. Schade. Auf die Mannschaft bin ich stolz, wir haben heute teilweise richtig starkes Hockey gespielt, uns viele Chancen erarbeitet. Da müssen wir für die kommenden Spiele etwas mitnehmen.