30.07.2024 – Nach dem Rückfall gegen Spanien (0:2) zeigten die deutschen Herren gegen Südafrika eine gute Reaktion. Beim 5:1 (3:0)-Sieg am Dienstagvormittag schoss Gonzalo Peillat neben einem normalen Eckentor noch einen ganz besonderen Treffer.
Erstmals im Turnier standen Lukas Windfeder und Teo Hinrichs im Kader. Noch bevor die beiden nicht in der Startaufstellung befindlichen Akteure das erste Mal das Feld betraten, stand es bereits 1:0 für Deutschland. Rechts über Prinz und Rühr kam der Ball zu Gonzalo Peillat. Der aufgerückte Verteidiger machte von halblinks noch zwei schnelle Schritte in den Kreis und feuerte dann trocken ins kurze Eck ab. Nach 45 Sekunden war diese Feldtor-Premiere des sonst nur bei Strafecken auf der Scorerliste erscheinenden Mannheimers über die Bühne gegangen.
Gerade mal 45 Sekunden waren gespielt, da gelang Gonzalo Peillat (Mitte) mit dem 1:0 eine echte Premiere. Die Südafrikaner Mustaphaa Cassiem und Nqobile Ntuli sind bedient. Foto: Kaste
Eine erste Strafecke (3.) für Südafrika, als Tom Grambusch etwas plump aufgelaufen war, konnte von Wellen gut abgelaufen werden. Es war im ersten Viertel die einzige Torannäherung der Afrikaner, weil Deutschland wie erhofft volle Kontrolle über das Geschehen hatte und den Ball sauber und geduldig durch die eigenen Reihen laufen ließ. Nach fünf Minuten hatte Rühr das 2:0 auf dem Schläger. Nach einer durch den Kreis hoppelnden Hinrichs-Flanke verfehlte der Direktabschluss des nach seiner Spielsperre wieder mitmischenden Stürmers das Ziel nur knapp. Zehn Minuten später hatte Rühr dann seinen Treffer. Nach einem von Südafrika nur per Stockfoul im Kreis zu bremsenden Rühr-Solo über halbrechts hatte Weigand am langen Pfosten den Ball über die Linie gedrückt, doch der Siebenmeterpfiff des indischen Schiedsrichter Prasad war bereits erfolgt. Kein Problem für Christopher Rühr, der den Ball über die Unterkante der Latte zum 2:0 (15.) verwandelte.
Kaum hatte das zweite Viertel begonnen, erhöhten die klar dominierenden Deutschen zum 3:0. Große hatte nach Wellen-Pass noch knapp verfehlt, gleich danach hatte Justus Weigand erneut nach Wellen-Zuspiel mehr Erfolg. Aus der Drehung schlenzte der Stürmer zu seinem dritten Turniertreffer ein (17.). Auch eine zweiminütige Unterzahl nach grün für Ludwig führte nicht dazu, dass der deutsche Kreis in Gefahr geriet. Sehr konzentriert erledigten die Deutschen ihre Defensivjobs, die gefürchteten Konterläufe Südafrikas, die noch Großbritannien und davor Holland größte Schwierigkeiten beschert hatten, sah man in der ersten Hälfte deshalb nicht ansatzweise.
Diese Disziplin, gerade in der Rückwärtsbewegung, ließ im dritten Viertel ein klein wenig nach. Und so handelte man sich dann auch nach 35 Minuten die zweite gegnerische Strafecke ein, die Spezialist Matthew Guise-Brown flach im Schlägereck von Danneberg zum 1:3 unterbrachte. Hektik im deutschen Lager kam nicht auf, und schon vier Minuten später war der alte Abstand wieder hergestellt, als Gonzalo Peillat die erste und einzige deutsche Strafecke halbhoch im langen Eck zum 4:1 versenkt hatte. Die dritte Ecke der Afrikaner konnte danach abgelaufen werden.
Lange Phasen des Schlussviertel lief mit neun gegen neun Feldspielern ab, weil sich erst Südafrikas Hobson sechs Sekunden vor Ablauf des dritten Viertel bei einem Foul weit abseits des Ballgeschehens eine gelbe Karte eingehandelt hatte und zwei Minuten nach Wiederbeginn auch Große nach einem harten Einsteigen gegen Sherwood den gelben Karton gezeigt bekam. Viel Spielfluss herrschte auf beiden Seiten nicht mehr, weil gefühlt alle zwei Minuten das Spiel nach kleineren Fouls und anderen Störungen unterbrochen war. Schöner Abschluss war der Rückhandschuss von Mats Grambusch in den Winkel (58.) zum 5:1-Endstand. 16:6 Schüsse und 27:6 Kreiseintritte dokumentieren die Überlegenheit der deutschen Mannschaft, die lediglich bei 1:4 Strafecken eine der Statistiken verlor.
Seine olympische Premiere feierte Leo Hinrichs (am Ball) im Spiel gegen Südafrika. Foto: Kaste
Stimmen
André Henning: So stelle ich mir den Auftritt einer deutschen Nationalmannschaft bei Olympischen Spielen vor. Das war heute eine andere Aura als gegen Spanien, eine Austrahlung von der ersten Minute an. Die Art und Weise, wie man so ein Spiel angeht, hilft einem dann auch, früh zu treffen. Von daher war es bestimmt kein Zufall, dass wir so früh in Führung gegangen sind. Wir haben uns auch mal in den richtigen Augenblicken gewehrt, auch körperlich und das Spiel in schwierigen Phasen auch gut gemanagt, gut verwaltet gegen eine Mannschaft, die gegen GB einen Punkt geholt hat und gegen Holland ebenfalls fast gepunktet hätte. Da ist ein 5:1 ein starkes Ergebnis. Gegen Spanien waren wir auch oft im Kreis, aber viel zu höflich. Da haben wir heute anders zugepackt und viel besser die Box bedroht. Zudem haben wir heute sehr viel Qualität des Gegners einfach unterbunden. Das war neben der Bissigkeit in der Offensive wichtig. Da sind wir gern typisch deutsch, dass wir Kontrolle haben wollen.
Gonzalo Peillat: Ich war überrascht, dass ich da schon in der ersten Minute so frei Richtung Kreis laufen konnte. Da war niemand da. Als auch im Kreis kein Gegner in unmittelbarer Nähe war, hab ich mir gedacht: Okay, dann schieße ich jetzt einfach mal. In ein paar Länderspielen davor hatte ich ab und zu mal Gelegenheit zum Torschuss gehabt, aber meist doch lieber gepasst. Schön, dass dann ausgerechnet bei Olympia meine Feldtorpremiere ist. Gut, dass noch ein Eckentor folgte. Wir waren da in den ersten Spielen noch nicht so effizient, wir müssen das in der Gruppenphase weiter entwickeln, um dann in den wichtigen Momenten des Turniers zu treffen. Wir haben heute eine ganz andere Körpersprache gezeigt als gegen Spanien.
Lukas Windfeder: Es war für mich natürlich ein unglaublich besonderes Gefühl, endlich auf dem Platz stehen zu können, nachdem man zwei Spiele lang auf der Tribüne mit den Jungs mitgejubelt, aber auch mitgelitten hat. Nachdem ich im Verein eigentlich die ganze Saison durchgespielt habe, haben sich in der Nationalmannschaft die kleineren und größeren körperlichen Probleme leider durch die ganze Saison durchgezogen. Ich hoffe, das hält jetzt alles für die weiteren Spiele.
Christopher Rühr: Südafrika wird immer so dargestellt, als wäre es kein Topteam. Deren bisherige Leistungen hier haben gezeigt, dass das anders ist. Aber wir haben das heute sehr seriös und gut runtergespielt und unsere Stärken auf den Platz gebracht. Das wird morgen gegen die Niederlande das Gleiche sein. Wir müssen versuchen, unser Spiel mit viel Ballbesitz und seiner sehr guten Defensive durchzudrücken und verhindern, dass der Gegner sein Spiel spielen kann. Dann haben wir eine gute Chance.