03.08.2024 - Im „Endspiel“ um Platz zwei in der Gruppe A bezogen Deutschlands Damen am Samstagabend eine bittere 0:2 (0:2)-Niederlage gegen Belgien. Ein echter Rückschlag vor dem Viertelfinale, bei dem jetzt mit Argentinien ein alter Bekannter in K.O.-Spielen auf Deutschland wartet.
Angetrieben durch starke Anfeuerungsrufe vieler deutscher Fans begannen die Danas forsch, holten in der dritten Minute die erste Ecke heraus, die als Ablegervariante über Huse und finalem Stecher von Oruz eigentlich gar nicht schlecht funktionierte, doch der Ball wurde noch über den Kasten abgefälscht. Spätestens zur Hälfte des ersten Viertels war dann Belgien aber besser in der Partie und drängte Deutschland immer wieder ins eigene Viertel zurück, auch weil bei den DHB-Damen die Qualität in der Ballbehandlung und in den Zweikämpfen spürbar nachließ.
Die Zahl der gefährlichen Szenen am und im Kreis erhöhte sich von Minute zu Minute. Bei den Abschlüssen von Englebert und White passierte noch nichts. Doch nach 12 Minuten erzwang Belgien die erste Ecke. Kubalski konnte zweimal den Einschlag verhindern, doch der zweite Nachschuss durch Michelle Struijk war dann drin – 0:1 (13.). Als ob die deutsche Mannschaft die erste Viertelpause gar nicht genutzt hätte, um sich wieder zu sortieren, ging es nach Wiederbeginn gleich so weiter. Nach grüner Karte gegen Wenzel kam nach deutschem Ballverlust am eigenen Viertel Raisir ganz frei in den Kreis, ihre Weitergabe verwandelte Ambre Ballenghien aus fünf Metern gegen die chancenlose Kubalski zum 0:2 (17.). Die deutsche Torhüterin verhinderte gegen Gerniers und White dann noch den möglichen dritten Gegentreffer, die deutsche Mannschaft schwamm ganz bedenklich.
Torhüterin Nathalie Kubalski ist überwunden, Belgiens Ambre Ballenghien (rechts) kann ihren Treffer zum 2:0 im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland feiern. Foto: Kaste
In den letzten Minuten des zweiten Viertels gab es dann auch wieder mehr Bewegung Richtung belgischen Kreis, doch ein Stecherversuch von Stapenhorst misslang (26.), kurz danach schoss Vandermeiren nach deutschem Aufbaufehler (Kurz mit Schröder) über den Kasten. Mit dem 0:2 zur Halbzeit war Deutschland noch gut bedient.
Dass die deutschen Damen in der zweiten Halbzeit angreifen mussten, war angesichts des Spielstands klar. Man brauchte mindestens ein Unentschieden, um den zweiten Platz zu verteidigen. Von einem richtigen Sturmlauf war in den ersten Minuten des dritten Viertels aber noch nichts zu spüren. Der Ball lief nicht sauber genug durch die deutschen Reihen, um ein wirkliches Powerplay aufbauen zu können. Statt eines 1:2 lag eher ein 0:3 in der Luft, als Belgien zu drei Ecken nach Kontern kam. Beim Außenpfostenschuss von Ballenghien war es für Deutschland am knappsten.
Eigene Torchancen? Die gab es erst in der zweiten Hälfte des dritten Viertels. Bei einem Abschluss von Zimmermann sowie Rückhandschüssen von Fleschütz und Stapenhorst war man dicht dran am dringend benötigten Anschlusstreffer, der jedoch ausblieb. Und auf der anderen Seite hätte es zu Beginn des Schlussviertels durchaus ein drittes Mal klingeln können. Bei einem Konter verhinderte Kubalski im Eins-gegen-Eins gegen Marien das 0:3 (47.). Im Gegenzug war Fleschütz mit ihrer Rückhand dem 1:2 nahe.
Mittlerweile hatte es stark angefangen zu regnen. Belgien holte sich zwei weitere Ecken heraus, die zweite davon konnte das Team von Chefcoach Ehren sogar auf ein keeperloses Gehäuse abgeben, weil bei Deutschland sieben Minuten vor Ende Kubalski gegen eine elfte Feldspielerin vom Platz gegangen war. Lorenz klärte den flachen Schlag von Vanden Borre auf der Linie (53.). Erst vier Minuten vor Schluss erkämpfte sich Deutschland seine zweite Ecke, die nach leicht missglückter Hereingabe mit einem zu hohen Not-Rückhandschuss von Lorenz nichts brachte, ebenso wie in der Schlussminute der letzte Standard durch Zimmermann. Davor hatte die nach zwei Spielen Pause ins Team zurückgekehrte Weidemann in höchster Not gegen Vandermeiren das 0:3 verhindert.
Verdient war die Niederlage letztlich nicht nur nach dem Live-Eindruck, sondern auch nach der offiziellen Statistik: Belgien hatte sowohl bei Torschüssen (15:11), als auch bei Strafecken (8:4) und vor allem Kreiseintritten (23:11) die Nase vorn. Als Quittung für den verlorenen zweiten Platz bekam man dafür Argentinien statt Spanien als Viertelfinalgegner aufgebrummt. Bestimmt kein Traumlos.
Jette Fleschütz war dem deutschen Anschlusstreffer in einigen Szenen, wie hier bei einem Rückhandschuss, am nächsten, doch ein Tor wollte den deutschen Damen gegen Belgien einfach nicht gelingen. Foto: Kaste
Stimmen
Valentin Altenburg: Wir haben wahnsinnig viel Konter zugelassen, was gegen eine Mannschaft, die gerne kontert, zu vermeiden sein sollte und auch zu vermeiden ist, wie wir in der zweiten Halbzeit gesehen haben. Wir waren heute nicht gut am Ball und nicht stark am Ball, haben wahnsinnig viele Bälle weggeschenkt. Wir waren auch körperlich nicht gut genug in den Zweikämpfen. Das haben wir erst so richtig in der Halbzeit reparieren können. Dann war es gut. Dann haben wir immer mehr das Spiel zu unserem Spiel gemacht, waren auch torgefährlich. Da war deutlich mehr drin, um zurück ins Spiel und auf die Anzeigetafel zu kommen. Nach vier sehr guten Spielen war das jetzt ein hilfreicher Dämpfer zum genau richtigen Zeitpunkt.
Der Vergleich mit der Vergangenheit und verlorenen K.O.-Spielen gegen Argentinien in Tokio im Viertelfinale und bei der WM 2022 im Halbfinale spielt keine Rolle. Wir machen jetzt das Halbfinale klar, egal wer auf der anderen Seite steht. Wir sind hergekommen, um zu gewinnen. Und das entscheiden wir mit unserer Leistung. Wir können vom heutigen Spiel mitnehmen, dass wir über 60 Minuten eine größere Konstanz brauchen. Die hat uns heute in der ersten Halbzeit noch gefehlt, diese Zweikampfqualität und Ballstärke, die wir sonst haben und auch hier schon gehabt haben. Das ist auch nicht neu und auch nicht gegnerabhängig. Ich möchte, dass es für den Gegner viel schwieriger ist, in unseren Kreis zu kommen.
Jette Fleschütz: Wir verschlafen heute die erste Halbzeit komplett und kommen dann in der zweiten Hälfte stark zurück. So eine erste Halbzeit kann man sich hier nicht erlauben. Aber das war heute nur das Gruppenspiel, und übermorgen läuft das anders. Es gibt solche Tage, besser heute als im Viertelfinale. Das Tokio-Viertelfinale mit dem kommenden Spiel gegen Argentinien zu vergleichen, bringt nichts. Da ist in den drei Jahren unglaublich viel passiert, wir haben uns entwickelt, sind heute eine ganz andere Mannschaft. Deswegen sind da die Karten am Montag ganz neu gemischt.
Viktoria Huse: Wir waren ein wenig zu zaghaft in den Zweikämpfen, da hat uns etwas die Körperlichkeit und das griffige Verteidigen gefehlt. Die zwei Gegentore sind meiner Meinung nach ganz unterschiedlich zustande gekommen. Wir bekommen in einer eigentlich ganz soliden Phase eine Karte, dann herrschte ein bisschen Chaos, die Ordnung stimmte nicht mehr. Das wurde relativ schnell bestraft. Auch wenn es heute noch kein K.O.-Spiel, sondern nur das letzte Gruppenspiel war, ärgert uns die Niederlage richtig hart. Wir können Lehren draus ziehen, dass wir am Montag nicht so starten wie heute, sondern 60 Minuten Vollgas geben.