Lange geplant war es nicht, dass Paul Pongs (33) und Tobias Lietz (37) als neues Trainer-Duo die Bundesligaherren des Harvestehuder THC in die neue Saison führen. Doch die beiden früheren HTHC-Spieler haben sich schließlich in den Dienst ihres Vereins gestellt. Mit Markus Weise, Tobias Hauke und Michael Körper haben die beiden Headcoaches namhafte Unterstützer an ihrer Seite. Wie es zu der Konstellation kam und wie die Gefühlslage nach dem erster Harvestehuder Saisonsieg (3:1 gegen Berliner HC) ist, hat Paul Pongs im Gespräch mit DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner erläuert.
Herr Pongs, wie groß ist die Erleichterung über den ersten Saisonsieg nach diesem Wochenende?
PAUL PONGS: Es war auf jeden Fall ein schönes Gefühl, das wir erleben durften. Gerade mit der neuen Konstellation war es schon ein Brustlöser in dem Moment. Mit dem Abpfiff war es ein extrem gutes Gefühl, da sich die ganze Truppe endlich belohnt hat. Auch Lietzi (Tobias Lietz, Cheftrainer HTHC; Anm. d. Red.) und mir hat es gutgetan.
Sie haben schon mit Ihrer Antwort darauf angespielt. Es war nämlich vor allem auch Ihr erster Pflichtspielsieg als neues Herrentrainer-Duo des HTHC. Hat sich das auch noch einmal „anders“ angefühlt?
Anders nicht unbedingt, aber es hat sich im positiven Sinne besonders angefühlt. Wir investieren beide selbst sehr viel, die Jungs sowieso. Wir haben mit der Mannschaft logischerweise ein nahbareres Verhältnis, da es unser Alter, aber auch die Struktur, aus welchen Rollen wir nun in die Rolle des Cheftrainers gerückt sind, gar nicht anders zulässt. Deswegen war das auch besonders zu sehen, dass wir da eine scheinbar gute Lösung gefunden haben. Dieses Gefühl wollen wir am Samstag direkt wieder haben.
Nehmen Sie uns einmal mit ins Spiel. Was hat gegen den Berliner HC besser geklappt als in den Spielen zuvor, sodass es für den ersten Dreier gereicht hat?
Auch wenn es etwas abgedroschen klingen mag, haben wir es geschafft, uns von Spiel zu Spiel zu steigern. Am ersten Wochenende haben wir gegen Alster beispielsweise noch zu leicht Ecken hergegeben, was dir gegen einen Spieler wie Jeremy Hayward einfach nicht passieren darf. Gegen den Mannheimer HC haben wir ein grundsolides Spiel gemacht, das man gegen den Deutschen Meister auch so machen darf. Da waren eher Kleinigkeiten ausschlaggebend gegen eine Spitzenmannschaft. Gegen den TSV Mannheim haben wir ein 2:0 aus der Hand gegeben, da wir uns immer weniger auf unser Spiel fokussiert haben. Gegen Berlin war es zunächst ein Spiel auf Augenhöhe, das wir vor allem im zweiten und dritten Spielabschnitt immer mehr an uns reißen konnten. Gutes Kontakthockey, eine stabile Defensive, dann funktioniert unser Spiel auch gut. Wir hatten viele Kreisszenen und auch Strafecken, mit denen wir das Spiel noch früher hätten entscheiden können. Gerade bei den Strafecken haben wir noch viel Potenzial. Am Ende wurde es noch einmal kurz spannend, die Führung haben die Jungs aber gut über die Zeit gebracht. Das hat schon über weite Teile des Spiels Spaß gemacht, der Mannschaft am Sonntag zuzuschauen. Berlin war an diesem Tag zugegebenermaßen aber auch ohne Paul Doesch dann nicht ganz so gefährlich.
Seit Sommer 2024 für die HTHC-Herren verantwortlich: Paul Pongs (links) und Tobias Lietz (rechts). Foto: S.Müller
Es liegt nun das bereits dritte Spielwochenende der noch jungen Saison hinter uns. Dennoch bleibt Zeit ein erstes Fazit zu ziehen. Welche Schulnote würden Sie dem HTHC-Saisonstart geben und wie nehmen Sie insbesondere auch die Konkurrenz in dieser Saison wahr?
Ich mache es einmal andersherum. Ich finde den Start der Liga und die Konkurrenz total spannend. Gefühlt kann jeder jeden schlagen aktuell - bis auf Polo vielleicht, die gerade einsam ihre Kreise ziehen. Jeder hat seine Punkte, an denen er sicherlich noch arbeiten muss, aber das wird sich in den kommenden Wochen noch entwickeln. Das ist vielleicht auch ein Stück weit der kurzen Vorbereitung geschuldet. Unserem Saisonstart würde ich eine klassische Drei geben. Wir machen viele Sachen schon sehr gut, wissen aber auch, dass in der Hockey-Bundesliga einige Themen entscheidend sind für den Erfolg. Auch in den Themen werden wir stetig besser. Wir haben jetzt gegen den TSV einen Sieg nach Shoot-out und drei Punkte gegen den BHC geholt. Wenn wir nun am kommenden Wochenende noch Ergebnisse erzielen, kann man sicherlich ein Plus vor die Drei machen. Das Gute ist aber wirklich, dass wir kein Spiel richtig schlecht gespielt haben. Wir haben die Dinge, die wir besser machen müssen, gut erkannt. Gewisse Schwankungen müssen wir mit dieser jungen Truppe auch akzeptieren.
Wir müssen einmal einen Blick auf die neue Trainer-Konstellation werfen. Viele altbekannte Gesichter, dafür aber in ganz neuen Funktion: Paul Pongs, Tobias Lietz, Tobias Hauke und Markus Weise. Wie ist es zu dieser Konstellation gekommen, und wer macht genau was?
Die Aufteilung sieht wie folgt aus: Tobias Lietz und ich sind die beiden Cheftrainer. Wir treffen am Ende die finalen Entscheidungen, stehen jedes Wochenende am Spielfeldrand, bereiten alles vor und nach. Kurz gesagt, wir sind hauptverantwortlich. Mit Markus haben wir zusätzlich einen Trainingstrainer, der bei einigen Einheiten mit am Start ist und vor allem in die Trainingsplanung involviert ist. Zusätzlich ist er bei den Heimspielen unterstützend dabei. Tobi Hauke arbeitet eigentlich „nur“ im Hintergrund: Kaderplanung, Mentor, Ansprechpartner für alles rund um die Herren. Ein Michi Körper ist auch noch für unsere Stürmer und Eckenschützen da. Mit Maxi Schendel haben wir noch einen talentierten Trainer im eigenen Verein, der Lietzi und mich vor allem beim Video unterstützt und entlastet, da wir beiden auch voll berufstätig sind. Nach der Trennung von „Tomek“ im Sommer als Herrentrainer waren Tobi, Lietzi und ich zunächst auf der Suche nach einer neuen Lösung. Ich war da gerade als Damentrainer ausgeschieden, weil es mit dem Beruf eigentlich zu viel geworden war und ich gerne auch mal wieder ein freies Wochenende haben wollte. Je länger jedoch die Trainersuche ging, desto weniger Alternativen gab es, da wir auch nicht irgendeine Übergangslösung haben wollten. Zu dem Zeitpunkt hatte Tobi dann Markus Weise vom HTHC-Projekt schon überzeugt. Irgendwann kam dann einfach die Frage auf, ob Lietzi und ich das nicht machen wollen. Und wenn dieser Club und diese Mannschaft rufen, dann sind wir auch sofort mit vollem Herz dabei. Es ist dann doch wieder der viele Aufwand geworden, aber die Entscheidung ist absolut richtig. Der Sieg hat auch ein beruhigendes Gefühl gegeben. Es läuft bisher sehr gut, und der Club steht komplett hinter der Entscheidung.
Auch in der Mannschaft gab es einen großen Umbruch. Mit Xaver Hasun und Michael Körper haben zwei der prägenden Gesichter der vergangenen Jahre aufgehört, mit Paul Glander und Ben Hasbach zwei große Talente den Verein verlassen. Hatten sich die Karriereenden angebahnt? Wie fängt der HTHC diese Abgänge auf?
Bei „Michi“ war es tatsächlich schon länger klar, dass nach dieser Saison definitiv Schluss ist. Bei „Hasi“ hat es sich leider in letzter Zeit so entwickelt, dass sein Beruf nicht mehr so viel Flexibilität zulässt, dass er auf diesem Niveau Bundesliga spielen kann. Hasi war zuletzt Kapitän, Michi war seit 2010 im Verein und hat seitdem gefühlt 80 Prozent aller HTHC-Tore geschossen. Diese Spieler kann man nicht 1:1 ersetzen, das werden wir über die Mannschaft auffangen müssen. Auch wir als Trainer müssen deswegen eine besondere Rolle einnehmen. Diese Struktur ist nicht automatisch gegeben, das muss sich erst wieder entwickeln. Das meinte ich auch damit, dass man gewisse Schwankungen noch akzeptieren muss, wenn solche Konstanten nicht mehr da sind. Das ist ein Prozess. Auch da sind wir auf einem guten Weg.
Der HTHC hat in den vergangenen Jahren hervorragende Jugendarbeit geleistet. Wie schmerzhaft ist es dann, wenn die beiden größten Talente den Verein im Sommer verlassen, wenn die Herren gerade anfangen könnten, die Früchte der Talententwicklung zu ernten?
Diese Abgänge tun schon besonders weh, da der Club unheimlich viel natürlich in diese Spieler investiert - diese das aber auch schon genauso zurückgegeben haben. Es kann immer passieren, dass die Jungs nach dem Abitur eine Veränderung wollen und „raus“ wollen, das ist schwer zu verhindern. Es ist, wie es ist, und das müssen auch wir akzeptieren. Es ist in der Hinsicht auch alles fein, da ist keiner im Bösen auseinandergegangen, ganz im Gegenteil. Die Jungs sind immer willkommen. Viel wichtiger ist, dass der Weg nach dem Studium dann vielleicht wieder zurück in die Heimat führt. Gerade Ben und Paul haben dann noch genug gute Hockeyjahre vor sich und können dann immer noch für ihren Heimatclub viel bewegen.
Und wie lautet das Saisonziel mit der neu formierten Mannschaft?
Im Ergebnis sind es die Top-Acht. Und da lieber in Richtung Platz sechs als sieben oder acht. Im Endeffekt muss es unser Ziel sein, die Schwankungen so gering wie möglich zu halten und maximal viele Punkte zu holen.
Zum Abschluss ein kurzer Ausblick auf das kommende Wochenende: Es warten zwei Auswärtsspiele bei Krefeld und Polo. Mit welchen Erwartungen geht es dort hin?
Ich gehe stark davon aus, dass Krefeld am Wochenende eine Reaktion zeigen wird, weswegen ich ein sehr schweres Spiel erwarte. Vor der Saison hätte ich Krefeld vielleicht leicht in der Favoritenrolle gesehen, wir spielen aber so oder so voll auf Sieg in Krefeld. Sonntag bei Polo hast du dann aktuell nichts zu verlieren, da können wir frei aufspielen, auch wenn wir natürlich auch dort alles geben werden. Der Fokus an diesem Wochenende liegt allerdings erst auf dem Samstag.
Vielen Dank für das Gespräch!