Mit der Weiblichen U18 seines UHC Hamburg drang Trainer Johannes Persoon vorige Woche bis ins DM-Endspiel der höchsten Jugendaltersklasse vor, musste sich in Ludwigshafen aber dem Harvestehuder THC um Bundesliga-Coach Tobias Jordan mit 1:2 geschlagen geben. An diesem Mittwoch gab es das gleiche Vereinsduell dann in der Damen-Bundesliga, wo auf beiden Seiten neben den gleichen Trainern auch einige aus dem Jugend-DM-Finale wieder waren (der HTHC gewann 2:0 nach Shoot-out). Am Tag nach Ludwigshafen sprach „Jojo“ Persoon (31) mit DHZ-Mitarbeiterin Claudia Klatt über seine Arbeit mit den U18-Talenten und in der Bundesliga, wo es für den UHC nach gutem Saisonstart zuletzt ergebnistechnisch nicht mehr rund lief.
Herr Persoon, Glückwunsch zum Vizemeistertitel bei der Weiblichen U18. Überwiegt die Enttäuschung oder der Stolz?
JOHANNES PERSOON: Das ist heute am Tag nach dem Finale noch etwas schwer zu beantworten. Klar sind wir enttäuscht. Wenn man im Endspiel ist, möchte man das Spiel gewinnen. Wir hatten uns auf jeden Fall viel vorgenommen, und wenn man dann verliert, ist die Enttäuschung erst einmal groß. Dennoch hat der Verein uns gestern noch großartig empfangen nach der Rückreise im Club, und da war man natürlich superstolz, dass die Clubmitglieder hinter dieser Mannschaft stehen und sie so herzlich empfangen haben und noch ein bisschen gefeiert worden ist. Dementsprechend können wir mit der Leistung über die gesamte Saison glücklich sein.
Sind viele Spielerinnen aus der U18 schon bei den Bundesliga-Damen aktiv?
Ja, die waren natürlich alle dabei. Es sind sieben Spielerinnen, die auch bereits Spiele bei den Damen bestritten haben, und im Trainingskader haben wir insgesamt neun U18-Spielerinnen, die dabei waren.
Es läuft also alles in Richtung eigener Nachwuchs beim UHC?
Ja. Wir wollen unsere eigene Jugendarbeit in die Bundesligamannschaft integrieren, und dafür tun wir im Moment sehr viel. Ich glaube, dafür war es schon einmal ein erster guter Schritt, jetzt zu zeigen, dass wir mit der Doppelbelastung der U18 und den Damen sehr gut umgegangen sind und dennoch sehr erfolgreich waren.
Nach gutem Startz fehlten für die Bundesligadamen des UHC Hamburg mit Trainer Johannes Persoon zuletzt die positiven Ergebnisse. Hier im Kreis nach der 1:2-Heimniederlage gegen Düsseldorf am 6. Oktober. Foto: S.Müller
Arbeiten Sie im UHC neben den Damen auch bei weiteren Mannschaften mit?
Im Moment bin ich U18-Trainer und Damentrainer. Das sind meine beiden Bereiche. Nächste Woche fange ich an der Trainerakademie in Köln an, und mache den Diplomtrainer. Ich habe zum 1.10. meinen bisherigen Job im Marketingbereich gekündigt und bin nun Hockeytrainer und an der TA unterwegs. In den unteren Altersklassen bin ich nicht fester Bestandteil der Trainingsgruppen, aber der Austausch im ganzen Trainerteam im UHC ist sehr umfangreich. Von daher kriege ich schon recht viel mit und schau mir Spielerinnen an und versuche auch aus meiner Sicht mit den anderen Trainern die Mädels bestmöglich zu fördern.
Gerade in Hamburg haben Sie ja eine hohe Bundesligavereinsdichte – ist dieser Weg, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, ein gewählter oder ein durch die Umstände aufgedrückter?
Es ist auf jeden Fall ein gewählter Weg. Man kann auch die andere Seite wählen, dafür muss man ebenso Strukturen schaffen und ein Kommittent im Verein gefunden werden. Aus meiner persönlichen Sicht finde ich den Weg, den wir gewählt haben und den wir jetzt gerade gehen, den richtigen und einen Weg, mit dem ich mich identifiziere. Ich finde, dass gerade die Talente, die wir in Deutschland haben, auch die eigenen Jugendspielerinnen, eben in die Bundesliga müssen. Es ist nicht verkehrt, wenn von außen mal was reinkommt, aber es sollte auch nicht zu viel werden. Irgendwann könnte es überspitzt dazu führen, dass die eigenen deutschen Spielerinnen überhaupt nicht mehr in der Bundesliga spielen können, weil sie vielleicht nicht gut genug sind im Vergleich zu den internationalen Topspielerinnen. Von daher bin ich erst einmal froh, Teil dieser Aufgabe im UHC zu sein. Das Projekt benötigt nun Zeit. Die Zeit geben wir uns. Der Start in die Saison war ja nicht so verkehrt. Wir sind eher freudig unterwegs und freuen uns auf die kommenden Herausforderungen und auf die nächsten Schritte der Spielerinnen. Wir merken bereits jetzt, wie groß die Entwicklungsschritte der einzelnen Spielerinnen sind. Das Team spielt bereits sehr gut mit in der Bundesliga, und ich bin gespannt, wie es in der Rückrunde aussehen wird.
Es ist doch ein sehr schöner Weg, wenn man die eigenen Spielerinnen bis zur Bundesliga hoch bringen kann und erleben kann, was in den Mädels so steckt.
Ja, das macht sehr viel Spaß und reizt mich an der Aufgabe. Deswegen arbeite ich gerne mit den Spielerinnen und auch den Jugendlichen, um eben genau diese Entwicklung zu sehen. Ich stehe voll hinter meinen Spielerinnen und sehe ihnen gerne beim Wachsen zu. Teil dieses Ganzen zu sein, macht mich im Endeffekt einfach stolz. Die U18-Spielerinnen, die das gerade zum Bespielt betrifft, haben die Doppelbelastung sehr gut weggesteckt. Ich weiß gerade gar nicht, wie viele Spiele die in den letzten drei Monaten oder vor den Ferien schon gemacht haben, das ist schon beeindruckend, wie sich alle neben der Schule da reingehängt haben, mit Training, Spielen und dem Leistungssport-Gedanken, den wir gerade pflegen. Toi, toi, toi sind wir ohne große Verletzungen bisher durchgekommen. Von daher bin ich sehr stolz auf meine Spielerinnen, und ich finde, dass sie alle nicht nur mitspielen, sondern voll dabei sind und ihre Akzente setzen – das ist sehr schön zu sehen.
In der Bundesliga haben die UHC-Damen sehr gut begonnen mit sieben Punkten aus drei Spielen. Nun haben sie allerdings aus den letzten fünf Spielen (vor dem HTHC-Spiel) nur einen Punkt geholt. Sie sagen, Sie machen sich keine Sorgen. Woran liegt das?
Es ist einfach noch zu früh. Wir gehen den Weg ja erst seit August mit den ganzen Abgängen, die wir verkraften müssen. Das war nicht unbedingt vorauszusehen, dass das so passiert. Wir mussten uns schon Gedanken machen, wie es weitergeht. Durch Feli Schickel aus München, die im Kader der U21-Nationalmannschaft steht, konnten wir uns neben unseren Eigengewächsen sehr gut verstärken. Obwohl sie keine erfahrene Bundesligaspielerin ist, zeigt es aber auch gerade, an was für Spielerinnen wir momentan interessiert sind, um den Kern der Mannschaft weiter zu stärken. Mit unseren ganzen 07ern – in diesen neun Spielerinnen, von denen ich eingangs sprach, sind nur zwei 06er, die jetzt nächstes Jahr offiziell das Erwachsenenspielalter erreichen – haben wir noch einige Spielerinnen, die noch ein ganzes Jahr Jugend vor sich haben. Es geht jetzt einfach darum, wieder diesen Kern zu bilden, der in den nächsten drei, vier Jahren das Bundesligateam prägt. Deshalb würde ich es vermessen finden, wenn man die Ergebnisse aus den letzten Wochen auf die Waage legt und sagen würde, dass alles schlecht ist. Wenn man die Entwicklung der einzelnen Spielerinnen sieht und wie sie auch an die Bundesligaspiele herangehen, ist das schon sehr gut. Wir haben noch kein Spiel hoch verloren oder ein Spiel gehabt, wo wir komplett chancenlos waren. Es waren im Gegenteil sehr viele knappe Ergebnisse und auch Ergebnisse, wo wir nach Rückständen zurückgekommen sind. Es fehlen einfach noch ein paar Prozentpunkte. Die Erfahrungen, die wir gerade sammeln, sind unglaublich wichtig, und die machen uns nur noch stärker. Das macht sehr viel Hoffnung und zeigt, was ja in diesen jungen Mädels drinsteckt, und ich bleibe guter Dinge, dass wir im neuen Spielmodus und der langen Rückrunde uns einfach die nötigen Punkte holen werden, um unser Saisonziel Viertelfinale zu erreichen. Von daher nervt es natürlich, wie die letzten Spiele ausgegangen sind, aber das lassen wir nicht an uns ran. Dafür sind die Perspektive und auch die angesprochene Entwicklung in den letzten Wochen von den einzelnen Leuten und der Mannschaft im Detail zu gut.
Vielen Dank für das Gespräch!