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Stan Huijsmans: „Ich persönlich bin sehr froh mit diesem Switch“

Zu den drei Mannschaften, die in der 1. Bundesliga Herren ihr Herbstprogramm bereits abgeschlossen haben, gehört neben dem Club an der Alster und dem UHC Hamburg auch der Berliner HC. Der Abschluss lief für die Truppe aus der Bundeshauptstadt wahrlich nicht ideal. Nach einem bitteren 1:6 gegen den Harvestehuder THC konnte der BHC gegen Aufsteiger Großflottbek eine weitere Niederlage Sekunden vor Schluss gerade noch verhindern. DHZ-Mitarbeiter Julius Hayner hat mit Berlins Trainer Stan Huijsmans (40) über die schwierige Hinrunde gesprochen und seine persönliche Rückkehr nach Berlin, wo der Niederländer vor seiner Hamburg-Zeit für die BHC-Damen und davor für die Herren des TC Blau-Weiss zuständig war.

Herr Huijsmans, das Wochenende war für Sie und Ihre Mannschaft sicherlich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Welches Gefühl überwiegt bei Ihnen einen Tag später?

 

STAN HUIJSMANS: Das Wochenende war schon relativ enttäuschend. Das muss ich so ehrlich sagen. Der Grund dafür ist, dass wir einfach nicht die Leistung abgerufen haben, die wir gebraucht hätten, um Punkte, beziehungsweise mehr Punkte zu sammeln. Als Trainer will ich mir selbst und der Mannschaft immer auch beweisen, dass es besser geht. An diesem Wochenende wäre gegen diese beiden Gegner viel mehr drin gewesen.

 

Eine große Enttäuschung war mit Sicherheit das Samstag-Spiel gegen den HTHC. Dass die leicht favorisierten Hamburger am Ende deutlich mit 6:1 auf dem BHC-Platz gewinnen konnten, war sicherlich auch für Sie überraschend, oder?

 

Auf jeden Fall. Da hatten wir als Mannschaft einen kompletten „Off-Day“, und sowas kann natürlich passieren. Das war eigentlich ein Totalausfall. Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen. Von Anfang an nicht, auch wenn wir sogar noch in Führung gehen. Das ist schon alles, was man über dieses Spiel sagen kann. Wir haben uns viel mehr vorgenommen. Der Ausgang der Partie ist weit davon entfernt.

 

Viel besser sah es zu Beginn am Sonntag, gegen den Aufsteiger aus Flottbek, auch nicht aus. Überwiegt hier wenigstens die Freude darüber, dass sich der BHC 14 Sekunden vor Schluss mit dem 3:3-Ausgleich zumindest noch ins Shoot-out gerettet und dort den zweiten Punkt geholt hat?

 

Es sind wichtige Punkte für uns, und damit sind wir froh. Insgesamt haben wir über zwei Spiele nur in zwei von acht Vierteln unsere Leistung gebracht. Das war die zweite Halbzeit gegen Flottbek. Das war dann auch direkt gut. Wir haben mutig nach vorne gespielt, besser als Mannschaft verteidigt, einfach gezeigt, was wir können. Das sieht man dann auch sofort im Ergebnis. Dann schießen wir eben drei Tore in einer Halbzeit. Wir müssen uns trotzdem fragen, wie und warum wir die erste Halbzeit so verpennen, damit wir uns da verbessern.

BHC-Chefcoach Stan Huijsmans (links) in einem Archivbild vom September. Kapitän Paul Dösch (rechts neben Huijsmans; außerdem Oscar Wild und Co-Trainer Moritz Ebeling) fehlte den Berlinern verletzungsbedingt die letzten Wochen. Foto: F.Ebeling

 

Man konnte die beiden Begegnungen am Wochenende gegen den HTHC, die zur erweiterten Spitzengruppe zählen, und Schlusslicht Flottbek getrost als richtungweisend für den BHC bezeichnen. Wohin geht es nun?

 

Auch das ist gar nicht so leicht zu beantworten, auf welchem Weg wir jetzt sind. Die Saison ist noch lang. Wir sind insgesamt sehr gut in die Saison gestartet, haben dann aber eigentlich seit dem Auswärtswochenende in Hamburg nachgelassen. Wenn man jetzt auf die Situation guckt, müssen wir in der jetzigen Phase eher nach unten schauen und gucken, dass wir von den letzten Plätzen wegbleiben.

 

Damit befindet sich der BHC nun in einer ähnlichen Position wie vergangene Saison schon. Ein ähnlicher Ausgang, die Teilnahme an den Play-downs, ist auch dieses Jahr bedrohlich nah. Könnten die Herren des Berliner HC, die nicht vor allzu langer Zeit (2021) noch im Final-Four standen und oben mitspielten, dauerhaft in die untere Tabellenregion abrutschen?

 

Jetzt steht da eine ganz andere Mannschaft, und das kann man nicht miteinander vergleichen. Es ist so, dass unser Verein eine ganz andere Philosophie verfolgt und ein ganz anderes Budget hat als andere Vereine aus der Liga. Wenn man nur zum Beispiel auf Flottbek guckt, ein Team, das gerade aufgestiegen ist und sich trotzdem auf dem Transfermarkt enorm verstärken kann. Und da rede ich noch gar nicht von Alster, Köln, Mannheim, Krefeld oder Polo. Das sind alles Dinge, die wir nicht tun können. Wenn es also darum geht, dann gehören wir mit unserer Mannschaft nicht zu den oberen Vereinen. Trotzdem glaube ich gemeinsam mit dem Verein und den Jungs daran, dass es nach und nach langsam nach oben gehen kann. Das Potenzial haben wir in diesem Kader, das braucht aber Zeit. Wir sind gerade erst zusammengekommen. Wir sind gut gestartet, hatten dann jetzt auch das Pech, dass uns wichtige Jungs weggebrochen sind. Für mich gilt es, daran zu arbeiten, dass der Kader wieder etwas breiter wird, damit wir Ausfälle und Verletzungen besser abfangen können. Ich muss diese Jungs aber ausbilden und nicht kaufen.

 

Die Hinrunde ist für die BHC-Herren seit dem vergangenen Wochenende vorbei. Wenn wir jetzt schon den weiten Ausblick ins nächste Jahr wagen, worauf kommt es in der Rückrunde für Sie und Ihre Mannschaft dann an?

 

Dass wir so Hockey spielen, wie wir es am Anfang der Saison getan haben. Und dafür benötigen wir in erster Linie wieder diesen unglaublichen Teamgeist. Wir können das nur leisten, wenn wir es als Mannschaft gemeinsam tun. Ich glaube fest daran. Wir brauchen auch wieder eine gewisse Balance dazwischen, dass wir nicht zu viel auf den Gegner gucken und wieder unsere eigene Leistung abrufen. Letzteres hat oft nur gegen die Top-Gegner geklappt, aber nicht in den Spielen, wo wir es am dringendsten gebraucht haben - wie beispielsweise gegen Flottbek und HTHC.

 

Bei ihrer Verkündung als Herren-Trainer vom BHC sagte Ihr Kapitän Paul Dösch, dass er sich „sehr auf den Re-Start mit Ihnen freue“. Inwiefern ist dieser Neuanfang aus ihrer Sicht bisher gelungen?

 

Ich fühle mich super wohl im Verein und mit der Mannschaft. Es macht unglaublich viel Bock gerade. Für mich gibt es persönlich immer einen Gradmesser: Gibt mir das Energie, wenn ich mich mit den Jungs treffe, oder kostet es mich eher Energie? Aktuell gibt mir es sehr viel Energie. Das läuft sehr gut, und auch auf dem Platz sehe ich Entwicklungsschritte nach vorne. Wir arbeiten weiter, bleiben optimistisch für die Zukunft. Wir müssen in unserer Position auch immer realistisch und geduldig bleiben.

 

Für Sie persönlich war es nach fünf Jahren als Trainer einer Damenmannschaft auch ein Re-Start im Herrenbereich. Wie leicht fiel Ihnen diese Umstellung?

 

Ich persönlich bin sehr froh mit diesem Switch. Ich kann jetzt nicht wirklich sagen, ob das Eine oder das Andere besser zu mir passt. In diesem Moment, in dem ich mich jetzt gerade auch als Trainer befinde, passt die Kommunikation mit einer Herrenmannschaft sehr gut. Wie gesagt, es macht richtig Bock mit den Jungs. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft und dem Staff läuft sehr gut. Aber auch da sind wir noch in einem Prozess. Wir sind noch nicht so lange zusammen. Auch hier dürfen wir uns noch etwas Zeit nehmen.

 

Bedeutet das im Umkehrschluss, dass die Kommunikation im Hamburg mit der Damenmannschaft von Alster nicht so „passend“ war, oder was war ausschlaggebend für die plötzliche Trennung zu diesem ungewöhnlichen Zeitpunkt kurz vor den Play-offs 2024?

 

Ich glaube, dass das Match mit der Mannschaft bei Alster am Ende insgesamt nicht so gepasst hat. Die Mannschaft hat etwas anderes gebraucht. Einen anderen Weg. Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen davon, wie man Leistung abruft, eine Mannschaft führt und erfolgreich wird. Das war halt dann so, no hard feelings. Ich habe dem Verein dann gesagt, dass ich ab Sommer diesen Job nicht mehr machen möchte, und daraufhin haben wir uns sofort getrennt. Am Ende ist es für die Mannschaft und für mich besser gewesen. Wir hatten unterschiedliche Ideen. Ich wünsche dem Team natürlich das Beste.

 

Wie blicken Sie nun mit etwas Abstand auf das Kapitel in Hamburg, das ja mit zwei DM-Endspielteilnehmen (Halle und Feld 2023) nicht gänzlich unerfolgreich war, zurück?

 

Ich bin super dankbar für die Zeit. Ich habe unglaublich viel gelernt, coole Leute kennengelernt, und wenn man auf die Statistiken guckt, ja, war es auch erfolgreich. Es ist eine Erfahrung, die mich als Trainer auch besser macht, und meine Entwicklung ist mir genauso wichtig.

 

 

Und genießen Sie jetzt erst einmal die kurze Pause vor der Hallensaison oder liegt der Fokus schon ganz auf der Indoor-Saison, die für den Berliner HC erfahrungsgemäß immer eine vielversprechende Auszeit von der Feldsaison ist?

 

Ich muss sagen, dass die ganze Hinrunde schon sehr intensiv war. Deswegen freue ich mich über die kurze Pause. Ich habe mal ein bisschen Zeit für mich und meine Familie. Ich bin im Sommer ja auch erstmals Vater von Zwillingen geworden. Da ist es nun schön, wenn man mal ein wenig Zeit zuhause verbringen und nicht auf dem Platz steht oder vor dem Laptop sitzt und irgendwelche Spiele analysiert. Also einfach ein bisschen mehr Zeit für mich. Und dann freue ich mich natürlich auf die Hallensaison. Es ist immer eine coole Zeit, in der wir als Mannschaft auch viel Positives mitnehmen können. Natürlich haben wir da immer eine große Qualität, und das Ziel wird es sein, dass wir im Viertelfinale performen. Da die Liga weniger kompetitiv ist, ist es immer eine Herausforderung für uns, dann im Viertelfinale bereit zu sein. Es ist aber eine geile Herausforderung.

 

Vielen Dank für das Gespräch!