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Ist der Bund der Vereine ein überholtes Modell?

27.05.2025

Die Basisdemokratie, auf die der Deutsche Hockey-Bund als Bund der Vereine eigentlich seit seiner Gründung 1909 immer stolz war, scheint nicht mehr viel wert zu sein. Zu einem anderen Schluss kann man kaum kommen, wenn man die Beteiligung beim 57. Ordentlichen Bundestag des DHB sieht. Sie war so niedrig wie noch nie in der langen Geschichte der Mitgliederversammlung. Die alle zwei Jahre stattfindende Zusammenkunft ist immerhin das höchste Organ in unserem Verband.

Nicht einmal das in der Tagesordnung verankerte „Schreckensthema“ Beitragserhöhung sorgte diesmal dafür, dass viele Vereine einen Vertreter nach Mönchengladbach schickten. Kamen in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig zwischen 100 und 150 Abgeordnete der Vereine und Landesverbände zum Bundestag, so waren am Samstag inklusive der rund 15-köpfigen Gruppe an Haupt- und Ehrenamtlichen des DHB gerade mal 60 Personen physisch anwesend. „Echt peinlich“ nannte es eine Vereinsteilnehmerin, und auch DHB-Präsident Fastrich kam nicht um die Feststellung herum, dass das „schon frustrierend für alle Beteiligte“ sei. Das Desinteresse der Basis ging so weit, dass viele Clubs es nicht einmal für nötig hielten, die Möglichkeit der Übertragung von Wahlstimmen per Vollmacht in Anspruch zu nehmen. So war am Ende nicht einmal die Hälfte der möglichen Stimmen repräsentiert – echt ein Tiefpunkt unserer Hockey-Demokratie.

 

Die Vorträge von Präsidium und Vorstand beim 57. Ordentlichen Bundestag in Mönchengladbach wurden lediglich von einer schmalen Zuhörergruppe in den Räumen der Textilakademie NRW verfolgt. Eine so geringe Beteiligung hatte in der Vergangenheit wohl noch selten eine DHB-Mitgliederversammlung. Dabei mangelte es nicht an Themen und interessanten Neuerungen wie dem Nationalen Hockeytrainingszentrum. Foto: DHZ

Was kann, was muss sich ändern? Den DHB vom Bund der Vereine zum Bund der (Landes-)Verbände umzuwandeln (und damit auch dem Modell vieler anderer deutscher Sportfachverbände zu folgen), wie Ehrenmitglied Heinz Wöltje seinen als „Drohung“ bezeichneten Vorschlag benannte, wäre die mehr formale Betrachtung der Dinge. Aber will die Bundesführung den Kontakt zur Basis nicht verlieren (und die ist ja mit nur gut 350 Clubs viel überschaubarer als in anderen Sportverbänden), dann braucht es Überlegungen, solch einen Bundestagsbesuch attraktiver zu machen. Eine rein technische Überlegung wäre ein hybrides Format, sprich die Möglichkeit für Mitglieder, solch einer Versammlung auch online beiwohnen zu können, wenn die persönliche Anreise nicht möglich oder ein zu hoher Aufwand ist. Der Westdeutsche Hockey-Verband hat jüngst seinen Verbandstag hybrid gestaltet und gute Erfahrungen damit gemacht. Ein anderer Vorschlag kam am Samstag, den Bundestag künftig an ein sportliches Event anzukoppeln. Der grundsätzlich positive Gedanke dürfte bei der konkreten Umsetzung vermutlich schnell an die Grenzen der Machbarkeit stoßen. Von vornherein verwerfen sollte man die Idee aber keineswegs.

Und was gab es sonst beim 57. Bundestag? Zum Beispiel, dass erstmals in 116 Jahren DHB zwei Frauen zu Ehrenmitgliedern gekürt worden sind. Wurde auch höchste Zeit.

 

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